Frauen im Business – mehr Unternehmerinnen in Zukunft?
Weltfrauentag, Frauenwahlrecht und die Frauenquote – so lauten die chronologischen Meilensteine der Frauenbewegung des letzten Jahrhunderts. Trotzdem sind Frauen in der Wirtschaft nach wie vor unterrepräsentiert. Laut des Deutschen Startup Monitors 2016 des Wirtschaftsprüfers KPMG waren in jenem Jahr 86,1 Prozent der Start-up-Gründer männlich und nur 13,9 Prozent weiblich. Aber: Der Frauenanteil in der Gründerszene steigt, allerdings nur langsam. Wo könnten die Gründe für das geringe Tempo in Richtung Gleichstellung im Business liegen? Und: Wird es in Zukunft mehr Frauen in der Wirtschaft geben?
Sind Frauen Männern gegenüber gleichberechtigt?
1918: Das Frauenwahlrecht wird in Deutschland eingeführt. Erst seit dem Jahr 1975 brauchen Frauen in der Bundesrepublik nicht mehr die Erlaubnis ihres Mannes, um einer Arbeit nachgehen zu können. Formal besteht also Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau im Jahr 2019. Ja, sogar eine Frauenquote gibt es für bestimmte Berufssparten. Man könnte meinen, die Frauen würden übervorteilt.
Trotzdem sprechen die klaren Zahlenwerte der Statistiker eine andere Sprache. Frauen mögen gleichberechtigt sein, gleichgestellt sind sie in Politik und Wirtschaft daher längst noch nicht. Viele Bereiche der Arbeitswelt sind nach wie vor männerdominiert und in der Politik sieht es kaum anders aus.
Nur ein Fünftel der CDU- und CSU-Abgeordneten im deutschen Bundestag sind Frauen. Bei der AfD sind es noch weniger: zehn Prozent. Umgekehrt ist es bei der Linken und den Grünen. Hier stellen sogar mehr Frauen als Männer die Fraktionen. Die Schere zwischen Mann und Frau in Politik geht auf Länderebene besonders weit auseinander. Es gibt Landtage, die zu weniger als einem Viertel aus Frauen bestehen. Ähnlich ist die Lage bei der Besetzung des Amtes des Oberbürgermeisters beziehungsweise der Oberbürgermeisterin.
Frauen in der Wirtschaft – Gründe für so wenige Gründerinnen
Tatsächlich sitzen die Gründe für mangelnde Gleichstellung, ob in Politik oder Wirtschaft, tief. Sie sind struktureller wie traditioneller Natur. Die Nachwuchsförderung ist das eine, die gesellschaftliche Anerkennung das andere. Programme wie „Komm, mach MINT“ versuchen junge Frauen vermehrt für traditionelle Männerberufe in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern. Doch mit Projektarbeit allein ist es nicht getan, auch in den Köpfen muss ein Wandel geschehen, damit die Förderprogramme von nachhaltiger Wirkung sind.
Die Rede ist hierbei nicht von genderneutralen Begrifflichkeiten, die dem patriarchischen Wirtschaftsmodell einen gleichberechtigten Anstrich geben, sondern von Maßnahmen der gesellschaftlichen Wertschätzung. Traditionelle Frauenberufe von der Friseurin über die Floristin bis hin zur Krankenpflegerin sind nach wie vor unterbezahlt. Diese Branchen zeigen darüber hinaus einen überdurchschnittlichen Anteil an Geringverdienerinnen und Menschen, die teilzeitarbeiten.
Vorbild Skandinavien – Frauenförderung bedeutet Familienförderung
Die politischen Stellschrauben, an denen man drehen könnte, um dies zu ändern, gibt es, wie skandinavische Länder zeigen. Sie haben die Beschäftigungsquote von Frauen in den vergangenen Jahrzehnten von einem bereits recht hohen Niveau aus noch um bis zu 25 Prozent gesteigert.
Großzügige Elternzeit-Regeln sowie subventionierte Kitaplätze stehen am Fuß dieser wirtschaftlichen Entwicklung. Zu einer erfolgreichen Frauenförderung gehören in diesen Ländern aber auch die Männer. Die Skandinavier fördern mit mehrmonatigem Erziehungsurlaub nur für Väter von diesen mehr Engagement für die Kinder und den Haushalt. Denn die traditionelle Schlechterstellung der Frauen in der Wirtschaft geht nicht zuletzt auf die Reduktion der Frau zur Mutter zurück.
Die Arbeit, die Mütter oder Töchter, die ein Familienmitglied pflegen, leisten, gehört zur unbezahlten Arbeit. Sie drängt Frauen in verkürzte Beschäftigungsmodelle und schließlich in die Altersarmut. Die geringe Wertschätzung solcher Arbeit nagt am Selbstbewusstsein der Frauen – mit nachhaltigen Auswirkungen, auch für die Wirtschaft, der potentielles Humankapital verlorengeht.
Gründerinnen gegen die Ellenbogengesellschaft
Männliche Existenzgründer suchen in der Businesswelt vorwiegend nach den am meisten gewinnbringenden Geschäftsideen, während Frauen Start-ups auf die Beine stellen, um Lösungen – für sich oder andere – zu finden. Eine Unternehmerin entscheidet sich so eher für Berufsfelder wie Beauty, Gesundheit oder Coaching.
Auf dem Weg zum erfolgreichen Start-up profitieren Frauen nicht nur von finanzieller Unterstützung, wie sie vielen Jungunternehmern und Jungunternehmerinnen geboten wird. Besonders beim Entwurf des Businessplans benötigen viele Gründer wie Gründerinnen Unterstützung. Wichtiger noch als ein dickes Startkapitel ist ein guter Plan sowie ein großes Netzwerk.
Das deutsche Gründerinnenportal, das von der Bundesrepublik gefördert wird, liefert wichtige Hilfestellungen für angehende Unternehmerinnen. In den sozialen Netzwerken verbinden sich Frauen vermehrt zum Austausch, um – statt gegeneinander – miteinander erfolgreich zu werden. Sie übernehmen damit eine Vorreiterinnenrolle in einer Ellenbogengesellschaft, die sich nur langsam, aber sicher von alten Geschlechterrollen befreit. Sie sind Wegbereiterinnen eines anderen Wirtschaftens, von dem wohl alle profitieren können.
Quellen:
https://de.statista.com/infografik/9091/frauen-als-startup-gruender-in-deutschland/
https://www.existenzgruenderinnen.de/DE/Home/home_node.html