E-Commerce Boom: Verpackungsindustrie profitiert vom Onlinehandel – Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit
Immer mehr Deutsche bestellen Waren online. Vom Anstieg im Bereich E-Commerce profitieren nicht nur die Anbieter im Web, sondern auch die Verpackungsindustrie. Mehr Verpackungsmüll ist die Folge. Gleichzeitig ist Umweltbewusstsein für die Verbraucher von wachsender Wichtigkeit. Doch wie lassen sich Online- und Versandhandel und Nachhaltigkeit sinnvoll zusammendenken? Händler und Verpackungsindustrie reagieren auf den Ökotrend.
Waren aus dem Netz – im Karton direkt nach Hause geliefert
Während die meisten Deutschen Bekleidung und Lebensmittel nach wie vor in örtlichen Geschäften und Supermärkten kaufen, boomt der Online- und Versandhandel im Bereich Unterhaltungsmedien und Technik seit Jahren. Im Vergleich zum Einzelhandel hat Onlineshopping beim Marktanteil längst die Nase vorn.
Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Unabhängig von Öffnungszeiten auf einen Klick das gewünschte Produkt kaufen zu können, ist komfortabel und häufig sogar erschwinglicher als der Einkauf im Laden. Nach kurzer Zeit kommt das Paket direkt nach Hause, wird ausgepackt und der Karton landet unversehens im Müll.
Kein Wunder also, dass das Thema „Verpackungen“ laut einer Studie des Händlerbund e. V. oberste Priorität auf Händlerseite hat. 85 Prozent der Befragten interessieren sich für Lösungen zur Kosteneinsparung. „Das Thema Verpackung ist für den Händler natürlich sehr lästig, weil der Händler am liebsten gar keine Verpackung verwendet. Weil keine Verpackung bedeutet natürlich die meiste Ersparnis“, so Max Thinius, der beim Versandhandels- und E-Commerce Verband für das Thema Nachhaltigkeit zuständig ist.
Etwa ein Drittel der Händler legt Wert auf nachhaltige Verpackungen. Dieser Trend geht nicht zuletzt auf die Verbraucher zurück, die sich weniger Verpackungsmüll und mehr Nachhaltigkeit wünschen, denn das Umweltbewusstsein der Deutschen steigt.
Nachhaltigkeit & Recycling: Kartonagen – Tausendsassa im Versandhandel
Die größte Herausforderung für Versandhändler ist nach wie vor die Wahl der Verpackungsgröße. Während einzeln bestellte Waren teilweise bereits in der Warenverpackung verschickt werden, muss für mehrteilige Bestellungen ein passender Karton gewählt werden. Nicht zu klein, aber auch nicht zu groß sollte er sein. Smarte Logistiksoftware erleichtert den Entscheidungsprozess in Versandhäusern. Die manuelle Auswahl ist hingegen zeitaufwändig und folglich teuer. Nicht selten manövriert der Paketbote immer noch überdimensionierte Verpackungen an die Haustür – manchmal nur zur Hälfte mit der bestellten Ware gefüllt.
Trotzdem sind Kartonagen die Verpackungen Nummer Eins. Ein Karton zeichnet sich durch hohe Belastbarkeit aus, kann im gefalteten Zustand platzsparend gelagert werden und dient im besten Fall als Kommunikationsmittel. Unternehmen setzen Kartonagen daher nicht nur als Verpackungen, sondern auch als Werbefläche ein.
Im Vergleich zu Versandtaschen, wie sie beim Versand von Mode häufig eingesetzt werden, verursachen Kartonagen keinen Plastikmüll. Der Karton ist von Natur aus umweltfreundlicher und heutzutage relativ ressourcenschonend. Denn aus der gleichen Menge Holz können die Produzenten heute 80 Prozent mehr Kartonagen herstellen. Effizientere Recyclingverfahren sind ein Grund dafür.
Mehrweg – ein Konzept für die Zukunft?
Den Kartonagen steht eine Versandlösung gegenüber, die ebenfalls für weniger Müll sorgen soll: Mehrweg. Kunststoffboxen im Pfandsystem sind die führende Transportart im Lebensmittelversand, wo Rezeptkochboxen gerade einen neuen Trend markieren. Die zwar stapelbaren, aber sperrigen Kisten sind für die meisten herkömmlichen Versandhäuser bisher allerdings keine zufriedenstellende Lösung.
Cafés, Restaurants und Konditoreien arbeiten hingegen seit Jahrzehnten mit den sogenannten Bäckerkisten. Ob die Boxen den Sprung vom Business-to-Business-Modell in den Bereich B2C schaffen, bleibt demnach abzuwarten.
Was Sie selbst für mehr Nachhaltigkeit beim Onlineshopping tun können
Mehr als die Hälfte der Kunden erwartet von Onlineshops, dass die Bestellung möglichst emissionsarm zu ihnen gebracht wird. Dafür würden sie auch mehr bezahlen, sagt fast jeder Zweite in einer Appinio-Befragung. DHL GoGreen ist ein Programm, das dafür auf Hybrid-Fahrzeuge, smart gesteuerte Logistikzentren und Reinvestitionen in Klimaschutzprojekte setzt. Der Versandanbieter Hermes will mit dem Projekt „We do“ den eigenen CO2-Ausstoß bis 2020 um knapp ein Drittel senken.
Doch auch der Kunde selbst kann etwas für mehr Nachhaltigkeit im Online- und Versandhandel tun: gezielter bestellen. Viele Menschen ordern vor allem Schuhe und Bekleidung in verschiedenen Ausführungen oder Größen, um nach der Anprobe in den eigenen vier Wänden stets einen Teil zurückzuschicken.
Dabei würden weniger Retouren die CO2-Bilanz im Online-Handel erheblich verbessern. Überlegen Sie daher vor dem nächsten Klick, was Sie wirklich brauchen. Ebenfalls im Sinne von weniger Transportwegen haben sich alternativ Click&Collect-Systeme mit Versand in eine nahegelegene Filiale bewährt.