Stellungnahme von Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne zur aktuellen Bertelsmann-Studie

Stellungnahme von Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne zur aktuellen Bertelsmann-Studie

Die heute veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung zu steigenden Schülerzahlen im Grundschulbereich kommentiert Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne:

„Der Neuigkeitswert für Niedersachsen hält sich in sehr engen Grenzen, da die Studie keine konkreten Erkenntnisse für unser Bundesland ausweist. Die Bertelsmann Stiftung arbeitet mit bundesweiten Zahlenwerten und zieht hieraus generalisierte Schlüsse für das gesamte Bundesgebiet.

Konkrete Erkenntnisse für unser Bundesland werden nicht abgeleitet. Es ist mit deutlichen Unterschieden zwischen den Ländern zu rechnen, was die Entwicklung der Schülerzahlen anbelangt. Die zentrale Botschaft ist zudem bereits bekannt: Die Geburtenzahlen steigen aktuell erfreulicherweise. Damit wird sich der Lehrkräftebedarf im Grundschulbereich dementsprechend erhöhen.

Um auf solche und vergleichbare aktuelle Entwicklungen zeitnah reagieren zu können, hat das Land die interministerielle Zusammenarbeit zwischen dem „Schulministerium“ (MK) und dem „Hochschulministerium“ (MWK) deutlich enger verzahnt. Verabredet ist, die Lehrkräftebedarfsprognosen regelmäßig und zeitnah zu aktualisieren.

Damit soll erreicht werden, dass ausreichend Studien- und Studienseminarkapazitäten für die Lehramtsausbildung ebenso vorhanden sind, wie auch entsprechende Einstellungsmöglichkeiten in den Schuldienst. Eine wesentliche Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass die bereitgestellten Kapazitäten in allen Lehrämtern und Fächern ausgelastet sind. Hierzu bringt Niedersachsen eine Imagekampagne auf den Weg.

 

Zur Entwicklung der Schülerzahlen ist auszuführen:

Eine valide Prognose für das Jahr 2025 auf Grundlage der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, die durch das Statistische Bundesamt erst Ende Juni 2019 vorgelegt wurde, wird seitens des Niedersächsischen Kultusministeriums derzeit erarbeitet. Die 14. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes liefert auch die Datengrundlage für die heute veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung. Bereits in den letzten Jahren hat das Land Niedersachsen auf aktuelle statistische Auswertungen reagiert und seine Prognosen nach oben abgeändert.

Ein erster Zwischenstand dieser Prognoseberechnungen legt nahe, dass im Vergleich zur letzten Vorausberechnung im Herbst 2018 ein Anwachsen der Schülerzahlen im Grundschulbereich im Jahre 2025 auf rund 300.000 Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen je nach Modellannahme der Vorausberechnung zu erwarten ist.

Das wäre dann im Vergleich zu letzten Annahmen ein moderater Anstieg von rund 14.000 Schülerinnen und Schülern mehr. Rein rechnerisch wären für diese Schülerinnen und Schüler dann rund 400 Grundschullehrkräfte einzustellen. Die Voraussetzungen hierfür wären in Niedersachsen gelegt. So werden im Jahr 2020 rund 870 Absolventen des Vorbereitungsdienstes mit dem Lehramt an Grundschulen erwartet.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind das allerdings reine Rechenbeispiele. Denn entscheidend für die konkreten Bedarfe vor Ort sind neben den Schülerzahlen vor allem die Anzahl der ausscheidenden Lehrkräfte, die Auslastung der konkreten Klassen und die jeweiligen Fachbedarfe. Gerade mit Blick auf die Altersstruktur der niedersächsischen Lehrkräfte kann das Land mit Zuversicht in die Zukunft blicken, da in den letzten Jahren eine hohe Zahl an jungen Lehrerinnen und Lehrern eingestellt wurde.

Dessen unbenommen ist klar, dass die Herausforderung an den Grundschulen, aber insbesondere auch an den Schulen des Sekundarbereiches I, sehr hoch ist und bleiben wird. Eine gute Lehrkräfteversorgung an allen Schulen im ganzen Land zu gewährleisten, ist eine Herkulesaufgabe.

 

Um diese zu meistern, hat das Land bereits eine große Anzahl an Schritten unternommen, die hier stichpunktartig zu nennen sind:

· Öffnung des Quereinstiegs (insbesondere für Grundschulen) vorgenommen

· Stabilisierungspaket Unterrichtsversorgung umgesetzt

· Bessere Bezahlung von Schulleitungen an kleinen Schulen ermöglicht

· Bessere Bezahlung von GHR Lehrkräften ab 1.8.2020 geplant

· Entlastungen im Schulalltag beschlossen

· Sonderprogramm „Starke Sek I-Schulen“ in Prüfung

 

Abschließend sei angemerkt:

In der aktuellen Lehrkräftebedarfsprognose der KMK aus dem Herbst 2018 und in der niedersächsischen Prognose aus dem Jahr 2018 für den Zeitraum 2020 – 2030 konnten die neuen Bundeszahlen vom Juni 2019 selbstverständlich nicht berücksichtigt werden. Beide Prognosen sind auf Grundlage der 13. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes erstellt worden, während Bertelsmann jetzt mit den Zahlen der 14. Prognose arbeitet. In diesem Zusammenhang begrüßen wir es sehr, dass die KMK eine jährliche Berichterstattung zur Schüler- Lehrerprognose umsetzen wird. Dafür haben wir uns in der KMK nachdrücklich starkgemacht.“

 

 

Quelle: Pressemeldung Niedersächsisches Kultusministerium