IHK-Konjunkturumfrage

Firmen mit Lage zufrieden – bei Erwartungen skeptischer Nachfrage nach zusätzlichem Personal geht stark zurück

Oldenburg. Der nahende Brexit-Termin, der ungelöste Handelskonflikt der USA mit China und die instabile Lage im Nahen Osten – internationale Konflikte und Unsicherheiten trüben die Stimmung bei den Unternehmen im Oldenburger Land im dritten Quartal 2019 ein. Sie erwarten für die kommenden Monate eine deutliche Konjunkturabkühlung.

28,5 Prozent (Vorquartal 18,8 Prozent) der befragten Unternehmen rechnen mit einer ungünstigen Entwicklung, nur 13,4 Prozent (Vorquartal 15,6 Prozent) mit einem positiven Verlauf. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK) unter rund 430 Unternehmen. Der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Stimmung der regionalen Wirtschaft wiedergibt, fällt um über elf Zähler auf 103,1 Punkte. Tiefer stand der Index letztmalig im ersten Quartal 2013.

„Insbesondere die exportstarke Industrie rechnet damit, dass sich die Geschäfte schlechter entwickeln“, erklärt Dr. Thomas Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer der IHK. „Die monatelang schwelenden weltwirtschaftlichen Unsicherheiten spiegeln sich nun klarer als in den Vormonaten in den Erwartungen wider.“ Weniger Auslandsaufträge bedeuteten zugleich eine schwächere Inlandsnachfrage, da Bestellungen bei den nachgelagerten Zulieferern reduziert würden. Zudem würden Investitionen überdacht und gegebenenfalls hinausgezögert.

Industriebetriebe sind daher besonders skeptisch. Auch der Großhandel an der Schnittstelle zwischen den In- und Auslandsmärkten spürt diese Bremseffekte und rechnet ebenfalls für die kommenden Monate mit einer deutlich nachlassenden Geschäftstätigkeit. Das Transport- und Logistikgewerbe erwartet ebenfalls eine Abkühlung.

„Anders fällt die Bewertung der aktuellen Geschäftssituation aus. Sie wird insgesamt als zufriedenstellend bezeichnet“, berichtet Hildebrandt von den Rückmeldungen der Betriebe. 37 Prozent der Unternehmen berichten von einer guten Geschäftslage, nur 11 Prozent von einer schlechten. Das Baugewerbe profitiert vor allem vom weiterhin niedrigen Zinsniveau, vom Zuzug in den Städten sowie vom Schub durch die Baunachfrage im öffentlichen Sektor. Auch die Dienstleister zeigen sich zufrieden und berichten über eine gute Umsatzentwicklung.

Die Nachfrage nach zusätzlichem Personal geht nach Angaben der Unternehmen stark zurück. Lediglich im Dienstleistungssektor dürfte es Neueinstellungen geben. Dienstleister und Einzelhandel planen in den nächsten Monaten höhere Investitionen als im Vorquartal. Ansonsten gehen die anderen Branchen von einer nachlassenden Investitionstätigkeit aus.

Größtes Risiko bleibt der Fachkräftemangel – ein Dauerthema in der IHK-Umfrage. Zunehmend mehr Unternehmen bewerten dieses Thema und andere Rahmenbedingungen schlechter als in den Vormonaten: Bürokratieabbau und Steuerentlastungen kommen aus Unternehmersicht nur schleppend voran.

 

Die Branchen im Einzelnen

Die Auftragseingänge in der Industrie sind im dritten Quartal 2019 deutlich zurückgegangen. Aus- und Inland haben weniger geordert. Jeder dritte Industriebetrieb bewertet den Auftragsbestand als zu klein, nur elf Prozent als groß.

Die Bauindustrie profitiert weiterhin von der hohen Baunachfrage. 61 Prozent der befragten Betriebe melden einen Auftragsbestand von zwei bis drei Monaten, 30 Prozent sogar von vier und mehr Monaten.

Die Stimmung im Einzelhandel hat sich im Vergleich zum Vorquartal etwas verschlechtert. Der Großteil der Befragten ist jedoch mit der gegenwärtigen Geschäftslage zufrieden. Die zukünftige Geschäftslage wird leicht negativ eingeschätzt.

Im Großhandel hat sich die Geschäftsentwicklung im dritten Quartal 2019 verschlechtert. Die Umsätze sind gegenüber dem Vorquartal gefallen. Die Geschäftslage bleibt aber noch auf zufriedenstellendem Niveau.

Im Transport- und Logistikgewerbe hat sich die Geschäftslage im dritten Quartal eingetrübt. Auch die Erwartungen für das vierte Quartal haben sich verschlechtert. Als größte Risiken werden der Fachkräftemangel, die Arbeitskosten und die Inlandsnachfrage bewertet.

Die Dienstleistungsunternehmen melden einen leichten Rückgang der Geschäftslage, mehr als jedes zweite Unternehmen berichtet nach wie vor von guten Geschäften. Besonders erfolgreich sind die Branchen Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung sowie Public-Relations und Unternehmensberatung.

 

 

Quelle: Pressemeldung Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer