Chancen in Russland trotz schwierigem Umfeld: IHK weiter für Überprüfung der Sanktionspolitik
„Russland ist für die Unternehmen aus unserem IHK-Bezirk ein wichtiger Wirtschaftspartner. Über 200 regionale Betriebe sind dort aktiv. Das Land liegt damit auf Rang 13 unserer Exportmärkte“.
Dies erklärte Franz-Josef Paus, Vorsitzender des IHK-Fachausschusses Außenwirtschaft, in der aktuellen Sitzung in Osnabrück. Seit 2014 seien die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen jedoch stark belastet.
Insbesondere die Sanktionen der Europäischen Union aufgrund der Annexion der Krim wirken sich – zumal im Zusammenspiel mit den russischen Gegensanktionen – deutlich negativ auf die Handelsbeziehungen aus.
„Nach inzwischen über fünf Jahren ist offensichtlich, dass die Sanktionen nicht nur politisch wirkungslos geblieben sind. Schlimmer noch: Die Unternehmen leiden unter den Auswirkungen und haben erhebliche Einbußen hinnehmen müssen. Einzelne befinden sich aktuell sogar in Kurzarbeit“, so der Ausschussvorsitzende.
Die IHK hatte deshalb bereits 2016 beschlossen, die Politik zu einer Überprüfung der Sanktionen zu bewegen. Diese Position habe man seither wiederholt gegenüber dem IHK-Dachverband DIHK und regionalen Bundestagsabgeordneten deutlich gemacht.
Zuletzt haben IHK-Präsident Uwe Goebel und IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf die Sorgen und Nöte der Unternehmen erneut in Berlin adressiert.
Dass es dennoch Chancen für deutsche Unternehmen in Russland gibt, unterstrich Anna Urumyan, Leiterin der Repräsentanz des Landes Niedersachsen in Russland. „Russland wird bis 2024 massiv in Infrastrukturprojekte investieren. Geplant sind neue Autobahnen, Hochgeschwindigkeitsstrecken für die Eisenbahn oder der Ausbau von See- und Flughäfen.“
Hiervon könnten auch deutsche Unternehmen profitieren. Als eine der Reaktionen auf die Sanktionen sei eine Importersatzstrategie festzustellen, die unter dem Stichwort Lokalisierung vermehrt darauf setzt, dass auch ausländische Unternehmen in Russland produzieren. Niederlassungen deutscher Unternehmen bekämen unter diesen Rahmenbedingungen Unterstützung durch den russischen Staat.
Die Repräsentantin wies zudem darauf hin, dass sich Exporteure auf neue Vorschriften bei der Warenmarkierung einstellen müssen. „Für immer mehr Hersteller von Produkten für den russischen Markt wird es notwendig werden, eine zusätzliche digitale Markierung auf der Produktverpackung anzubringen.“
Ziele der digitalen Plattform Chestny ZNAK sind ein Authentizitätsnachweis und erhöhte Markttransparenz gegenüber dem Verbraucher. Für deutsche Hersteller bzw. deren Geschäftspartner bedeutet dies, dass es notwendig ist, sich in einem Markierungssystem zu registrieren.
Bis 2024 sollen nach Aussage des Zentrums für Spitzentechnologien (Träger des Projekts in Russland) Waren aller Industrien in das einheitliche „track & trace system“ aufgenommen werden.
Der aus ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern bestehende IHK-Fachausschuss Außenwirtschaft tagte bei der Sparkasse Osnabrück. Im Rahmen der Sitzung wurde unter anderem das gemeinsame Informationsangebot S-International Nordwest der Sparkassen Osnabrück, Emsland, Melle und Bersenbrück für außenwirtschaftlich aktive Unternehmen vorgestellt.
Quelle: Pressemeldung Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim