Dramatische Rückgänge in Niedersachsens Einzelhandel

60 Prozent der Händler in Niedersachsen beklagen massiven Nachfrageeinbruch – jeder zehnte Betrieb bereits jetzt von Insolvenz bedroht!

60 Prozent der Händler in Niedersachsen beklagen massiven Nachfrageeinbruch – jeder zehnte Betrieb bereits jetzt von Insolvenz bedroht!

Die Corona-Krise hat den Handel in Niedersachsen mit enormer Wucht getroffen. Die spürbaren Konsequenzen zeigen sich in einem hohen inländischen Nachfragerückgang mit entsprechenden Umsatzausfällen und starken Liquiditätsengpässen.

Das sind die Ergebnisse einer bundesweiten IHK-Umfrage im Mai 2020, an der sich rund niedersächsische 400 Händler beteiligt haben und für die nun eine „Sonderauswertung Handel“ vorliegt. Demnach sieht sich jeder zehnte Einzelhändler in Niedersachsen coronabedingt von der Insolvenz bedroht und rund 80 Prozent rechnen mit einem Umsatzrückgang für das laufende Jahr.

„Die Umfrage zeigt uns deutlich, vor welch enormen Herausforderungen wir jetzt und sicherlich noch bis Ende des Jahres stehen“, kommentiert IHKN-Hauptgeschäftsführer Hendrik Schmitt die Ergebnisse.

Neben den wirtschaftlichen Einbußen käme auch die Sorge vor andauernden Veränderungen im Kauf- und Konsumverhalten der Kunden hinzu, so die IHKN. „Die Konsumlaune ist momentan sehr gebremst. Der Kunde ist zutiefst verunsichert und auch die Angst vor Einkommensverlusten hemmt die privaten Ausgaben“, erklärt Martin Bockler, IHKN-Handelssprecher.

Folglich seien bei jedem dritten Händler Rationalisierungs- und Sparmaßnahmen verstärkt in den Fokus geraten. Denn obwohl der Umsatz ausbleibt, so sind die täglichen Kosten im Geschäft kaum bis gar nicht gesunken, stellen rund 70 Prozent der Händler fest. „Jeder dritte Einzelhändler geht daher davon aus, mittelfristig Personal abbauen zu müssen“, zeigt sich Bockler besorgt.

Auch wenn die Lockerungen des Landes in Form von schrittweisen Geschäftsöffnungen seit Ende April 2020 nach Ansicht der IHKN dem Handel „peu á peu“ wieder etwas Luft zum Atmen gäben, so könnten sie die Verluste der letzten Wochen nicht ansatzweise und vor allem nicht so zügig wie eigentlich nötig, kompensieren.

„Auch die geschlossene Gastronomie und grundsätzlich das geschmälerte Einkaufserlebnis hat den Handel in Niedersachsen stark beeinflusst. Synergieeffekte, von denen der Handel insbesondere in Innenstädten und Ortskernen sonst durch Tourismus, Gastronomie oder Events profitiert, sind auf einen Schlag weggefallen. Das hat sichtbare Spuren hinterlassen“, so Bockler.

Wer in diesen Tagen als Händler im Online-Geschäft gut aufgestellt ist, kann die Einbußen in der Corona-Krise besser kompensieren, ist sich die IHKN sicher. Und immerhin reagiert der stationäre Handel auf den aktuellen Druck in erster Linie durch eine verstärkte Digitalisierung. „Rund 40 Prozent der Einzelhändler investieren jetzt in digitale Prozesse“, so Bockler.

Doch sagt das Umfrageergebnis nach Ansicht des Handelsexperten nichts über die Qualität der angestrebten Digitalisierungsmaßnahmen aus. „Ein Großteil unserer Händler möchte sich mit dem Thema Digitalisierung beschäftigen, fühlt sich aber mangels technischen, finanziellen oder personellen Know-hows sowie aufgrund von bürokratischen und rechtlichen Anforderungen dazu außerstande. Viele denken, sie benötigen einen kostspieligen Online-Shop, wohingegen oftmals schon ein Standorteintrag, eine gepflegte Homepage und eine Präsenz auf den gängigen Social Media Kanälen ausreichen, um dem heutigen „hybriden“ Kunden den gewünschten Mehrwert zwischen Online- und Offlineeinkauf zu bieten.“

Von einer Rückkehr zur Normalität gehen laut IHK-Umfrage die wenigsten Händler aus. „Der Hoffnungsschimmer liegt bei den meisten Unternehmen erst im Verlauf des Jahres 2021“, sagt Schmitt.

„Bis dahin braucht der Handel von der Politik unbedingt klare Perspektiven und an zahlreichen Stellschrauben Unterstützung – insbesondere beim Ausbau eines digitalen Standbeins sowie bei der Aufrechterhaltung unserer zentralen Versorgungsbereiche, der Innenstädte und Fußgängerzonen. Der Ausbau von digitalen Beratungsleistungen oder der Einsatz eines niedersächsischen Digitallotsen sowie ein niedrigschwelliges Innenstadt-Förderprogramm wären beispielsweise gute Ansätze“, so der Vorschlag der IHKN.

Quelle: Pressemeldung IHK Niedersachsen (IHKN)
– Die Industrie- und Handelskammern in Niedersachsen –