5. Niedersächsischer Energiedialog

5. Niedersächsischer Energiedialog

„Grüne Energie und Automobilwirtschaft“
Wie die Automobilwirtschaft der Zukunft aussehen könnte, diskutierten Wissenschaft und Wirtschaft mit dem Umweltausschuss des niedersächsischen Landtags

Die niedersächsischen Industrie- und Handelskammern haben bereits zum 5. Mal in Folge die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz eingeladen, um mit Vertretern von Wissenschaft und Wirtschaft ein aktuelles energiepolitisches Thema zu diskutieren: Die Verbindung von „grüner“ Energie und Automobilwirtschaft stand im Fokus des diesjährigen Niedersächsischen Energiedialogs, der aufgrund der Corona-Pandemie dieses Mal am 25. Mai 2020 als Videokonferenz stattfand.

Organisiert wurde der 5. Niedersächsische Energiedialog von der IHK Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW). Für diese Region geht es angesichts des Transformationsprozesses in der Automobilwirtschaft und hinsichtlich der Elektrifizierung der Mobilität um sehr viel. Vor allem die immer weiter steigenden Stromkosten, die bisher fehlende Wirtschaftlichkeit der Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum, die nicht ausreichende Mittelausstattung der Forschungs- und Entwicklungslandschaft sowie die teilweise vorhandenen Engpässe bei der Infrastruktur für Softwareentwickler in der Region müssen aus Sicht der Wirtschaft rasch beseitigt werden, wenn der bestehende Wettbewerbsrückstand bei der E-Mobilität aufgeholt werden soll.

Andreas Kirschenmann, Präsident der gastgebenden IHKLW, appelliert an alle Akteure, den Ausbau der E-Mobilität in Niedersachsen durch mehr Ladesäulen und niedrigere Strompreise gemeinsam voranzubringen und dabei die Technologieoffenheit im Blick zu behalten. „Erst wenn viele Technologien sinnvoll ineinandergreifen, schaffen wir mit diesem Mix ein Gesamt-Optimum“, sagte Kirschenmann. „Benziner, Diesel, batterieelektrische Autos, Wasserstoffantriebe und synthetische Kraftstoffe, also E-Fuels, das alles steht nebeneinander und ergänzt sich gegenseitig“, betont der IHKLW-Präsident.

Wie der aktuelle Entwicklungsstand bei der E-Mobilität ist, stellte Professor Dr. Arno Kwade von der Technischen Universität Braunschweig anhand seines anschaulichen Vortrags dar. „Batterieelektrische Fahrzeuge haben das Potenzial, den CO2-Ausstoß des Mobilitätssektors deutlich zu verringern, doch sind dazu noch einige Hausaufgaben zu erledigen“, so Kwade in seinem Vortrag.

Als größte Herausforderungen nannte Kwade den stark steigenden Bedarf an Batteriezellen und die bisher noch nicht ausreichend vorhandene Ladeinfrastruktur. „Wir müssen Produktionskapazitäten für Batteriezellen in Deutschland aufbauen“, sagte Kwade. Damit könnte dem steigenden Bedarf begegnet und könnten zugleich Arbeitsplätze gesichert werden.

„Ganz entscheidend ist außerdem die Weiterentwicklung eines funktionierenden Recyclings für Batterien und eine konsequente Kreislaufführung der Batteriematerialien“, bekräftigte Kwade. Hier müsse Ziel sein, eine 100%ige Rücklaufquote, ein umweltschonendes Recycling und damit eine höchstmögliche Effizienz zu erreichen.

„Gegenüber der E-Mobilität gibt es in der Gesellschaft noch einige Bedenken, die sich nur mit konsequenter Aufklärungsarbeit auflösen lassen“, führte Gerhard Mennecke von der Volkswagen AG in seinem sich anschließenden Vortrag „Volkswagens Systemwechsel zur E-Mobilität“ aus. Die Batterie werde im Vergleich zum Wasserstoff oftmals kritischer beurteilt. Außerdem würden mit E-Autos bisher noch keine Emotionen verbunden. „Doch diese Argumente lassen sich aus Sicht von Volkswagen entkräften“, so Mennecke.

Das batterieelektrisch betriebene Fahrzeug verfüge über den Antrieb mit dem geringsten Primärenergiebedarf gegenüber allen anderen Antriebstechnologien. Um mehr Emotionen für E-Mobile zu wecken, zeigte Mennecke außerdem vier der insgesamt über 30 neuen geplanten Modelle: „Ab 2022 kommt der ID.Buzz, der optisch dem Bulli nah kommt und zugleich klimafreundliche Technologie auf sich vereint“, erläuterte Mennecke.

Ein weiteres Modell, der ID.3, locke mit einem Einstiegspreis von unter 30.000 Euro. Auch eine schnelle Beschleunigung böten neue Modelle, so zum Beispiel der Porsche Taycan. „Klar ist, dass zur Erreichung der Pariser Klimaziele konkretes Handeln jedes Einzelnen von uns erforderlich ist“, schloss Mennecke seine Ausführungen.

Auf die Perspektive der regionalen Versorger blickte der Geschäftsführer der LSW Energie GmbH & Co. KG aus Wolfsburg, Jürgen Hüller, in seinem Vortrag „Elektrifizierung der Mobilität in Niedersachsen“. Die Ladeinfrastruktur in der Region Wolfsburg sei bereits auf einem guten Weg, „doch von der Wirtschaftlichkeit sind wir noch weit entfernt“, so Hüller.

Aktuell sei nur ein kleiner Teil der Kosten der Ladepunkte durch tatsächliche Ladevorgänge gedeckt. Auch gebe es noch einige technische Herausforderungen zu meistern. „Für das Laden mit Gleichstrom an den Schnellladesäulen gibt es derzeit noch keine eichrechtskonforme Abrechnungsmöglichkeit.“, erläuterte Hüller. Deshalb könnten Ladevorgänge an Schnellladesäulen zurzeit noch nicht nach Verbrauch abgerechnet werden. Technische Lösungen dafür seien aber in der Entwicklung und würden für das zweite Halbjahr 2020 erwartet.

„Die Entwicklung hin zur E-Mobilität ist bereits in vollem Gange, wie wir heute gesehen haben“, fasste der IHKN-Sprecher für Energie, Hartmut Neumann, die Ergebnisse des Energiedialogs zusammen. „Aber es gilt noch einige vorwiegend technische Herausforderungen zu bewältigen“, so Neumann.

Der Niedersächsische Energiedialog habe sich – wenn auch unter anderen Bedingungen als sonst – erneut bewährt als gutes Format, um die Herausforderungen der Wirtschaft gegenüber der Politik vorzubringen, so Neumann. Niedersachsen habe die Chance, den Markt für E-Mobilität entscheidend mitzugestalten, was gerade in der aktuellen Zeit auch ein Zeichen der Hoffnung sei.

Quelle: Pressemeldung  IHK Niedersachsen (IHKN)
– Die Industrie- und Handelskammern in Niedersachsen –