Forschung für Handwerk, Verwaltung und Schule

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Drei Oldenburger Projekte im Programm PRO*Niedersachsen erfolgreich

In der aktuellen Ausschreibungsrunde des Förderprogramms „PRO*Niedersachsen“ waren gleich drei Oldenburger Projekte erfolgreich. Die Pädagogen Dr. Anja Steinbach, Prof. Dr. Anke Spies und Prof. Dr. Rudolf Leiprecht werden in den nächsten drei Jahren im Projekt „Professionalisierung für die Migrationsgesellschaft“ (ProMig) die Wirksamkeit einer Fortbildung für Lehrkräfte untersuchen.

Der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Markus Tepe beschäftigt sich mit der Frage, wie sich intelligente Self-Service-Systeme so in die kommunale Verwaltung integrieren lassen, dass Bürger sie akzeptieren und schätzen.

Um Handwerksbetriebe geht es im Projekt von Prof. Dr. Christian Busse: Der Wirtschaftswissenschaftler will herausfinden, wie auch kleine Betriebe von digitalen Konzepten des Wertschöpfungskettenmanagements profitieren können. Die drei Vorhaben erhalten von Oktober 2020 bis September 2023 jeweils zwischen 226.000 und 250.000 Euro Fördermittel aus dem Programm „PRO*Niedersachsen“ des Niedersächsischen Wissenschaftsministeriums (MWK).

Die wissenschaftliche Begleitung einer neu konzipierten Fortbildungsreihe steht im Mittelpunkt des Vorhabens „Professionalisierung für die Migrationsgesellschaft“ unter Leitung der Pädagoginnen Steinbach und Spies und des Pädagogen Leiprecht. In der Fortbildung, die die Stadt Oldenburg und das Oldenburger Fortbildungszentrum konzipiert haben, arbeiten Lehrerinnen und Lehrer sowie pädagogische und sozialpädagogische Fachkräfte an migrationsgesellschaftlichen Themen im schulischen Kontext.

Ziel ist unter anderem, Wissen über Diskriminierung und Ausschlussmechanismen in Bildungssystemen zu vermitteln und diese für die Praxis zu reflektieren sowie Projekte für die pädagogische Praxis zu entwickeln und umzusetzen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Pädagogik untersuchen in ihrer begleitenden Forschung, wie sich die Kompetenzen der Teilnehmenden im Laufe der Fortbildung entwickeln und welche Erfahrungen sie im Anschluss an die Fortbildung in ihrem Schulalltag machen.

Auf Grundlage der Ergebnisse empfiehlt das Team, wie sich die Fortbildung optimieren lässt, bevor das Konzept an weiteren Kompetenzzentren in Niedersachsen umgesetzt werden kann.

Busse will in seinem Projekt mit dem Titel „Digitale Integration von Operations- und Supply Chain Management bei niedersächsischen Handwerksbetrieben“ der Frage nachgehen, warum Handwerksbetriebe und andere Kleinunternehmen die Instrumente des sogenannten Wertschöpfungskettenmanagements (englisch: Operations and Supply Chain Management) bislang kaum nutzen – obwohl sie dadurch ihre Abläufe optimieren und Kosten sparen könnten.

Bislang sind entsprechende Strategien vor allem bei Großunternehmen verbreitet, die dadurch beispielsweise effizienter produzieren können, Wartezeiten in der Lieferung vermeiden oder weniger Ausschuss herstellen. Busses Ziel ist es, Barrieren zu identifizieren, die niedersächsische Handwerksbetriebe bislang davon abhalten, etwa bei Bestellungen oder bei der Routenplanung auf digitale Werkzeuge zurückzugreifen.

Dadurch will er zum einen herausfinden, ob sich die Instrumente des Wertschöpfungskettenmanagements auf alle Unternehmensgrößen übertragen lassen und zum anderen Impulse dafür schaffen, dass anwenderfreundliche digitale Tools für kleine Unternehmen entwickelt werden.

An der Schnittstelle zwischen öffentlicher Verwaltung und Digitalisierung ist das Projekt ISSS.KOM des Politologen Tepe angesiedelt. Seine Arbeitsgruppe kooperiert dazu mit der Informatikerin Prof. Dr. Susanne Boll vom OFFIS – Institut für Informatik sowie mit der Stadt Oldenburg. Nachdem Selbstbedienungskassen im Einzelhandel ebenso in unseren Alltag integriert sind wie intelligente Sprachassistenten, untersuchen sie, wie sich ähnliche Systeme für Verwaltungsvorgänge nutzen lassen.

Dabei richten sie ihr Augenmerk vor allem auf die Mensch-Maschine-Interaktion: Wenn zum Beispiel die Kommunalverwaltung künftig zunehmend Serviceleistungen automatisiert und digitalisiert, wie sind die Abläufe zur Zufriedenheit der Bürger zu gestalten? Und was passiert, wenn etwa ein Selbstbedienungsterminal einmal versagt und ein Verwaltungsvorgang scheitert – verzeihen Bürger einer Maschine ebenso wie sonst einem Mitarbeiter der Verwaltung?

Ihre Hypothesen dazu wollen Tepe und Boll in der niedersächsischen Kommunalverwaltung empirisch untersuchen. Mögliche Ableitungen aus ihren Forschungsergebnissen diskutieren sie zum Abschluss des Projekts auf einer Konferenz mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, öffentlicher Verwaltung, IT-Branche und Zivilgesellschaft.

Mit dem Programm „PRO*Niedersachsen – Forschungsprojekte der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften“ fördert das Land gezielt Projekte, die – möglichst ausgehend von in Niedersachsen verankerten Forschungsgegenständen – Fragestellungen von überregionalem wissenschaftlichem Interesse entwickeln.

Quelle: Pressemeldung Carl von Ossietzky Universität Oldenburg