Hochschulratsvorsitzender Jörg Waskönig fordert Ministerpräsident Weil zu raschem Handeln auf

Hochschulratsvorsitzender Jörg Waskönig fordert Ministerpräsident Weil zu raschem Handeln auf
Jörg Waskönig, Vorsitzender des Hochschulrats der Universität Oldenburg. Foto: Universität Oldenburg

Hochschulratsvorsitzender Jörg Waskönig fordert Ministerpräsident Weil zu raschem Handeln auf

Oldenburg. Jörg Waskönig, Vorsitzender des Hochschulrats der Universität Oldenburg, hat in einem Brief an Ministerpräsident Stephan Weil seiner Sorge um die Oldenburger Universitätsmedizin Ausdruck verliehen. Darin kritisiert er den aktuellen Haushaltsplanentwurf der niedersächsischen Landesregierung, der dringend benötigte finanzielle Mittel nicht vorsieht.

 

Die Erklärung Waskönigs im Wortlaut:

„Die niedersächsische Politik war bisher sehr hilfreich, die regionalen Akteure haben sich eingebracht. Wir sind initial gut unterwegs beim Aufbau dieser international beachteten Universitätsmedizin. Nun ist es wichtig, dieses Momentum beizubehalten. Wir sind noch nicht über den Berg.

Die Aufstockung auf 200 Studierende pro Jahr ab 2025, die die niedersächsische Landesregierung beschlossen hat, und damit der Aufbau auf eine entsprechende Qualität und Quantität an Lehrenden kann nur mit einem zügigen Neubau ‚Labor + Lehre‘ gelingen. Dieser Bau scheint aktuell nicht voranzukommen.

Als Vorsitzender des Hochschulrats habe ich Sorge um die Universitätsmedizin Oldenburg. Durch das Nicht-Einlösen der Zusage eines Neubaus werden Gespräche mit interessierten Professoren erschwert. Wo ihnen Forschungseinrichtungen in einem Einstellungsgespräch versprochen wurden, kann man aktuell nur interessante Bauskizzen zeigen, während der Baubeginn auf unbestimmte Zeit nach hinten rückt.

Auch ist ungeklärt, in welchen Lehrgebäuden die im Endausbau 200 neuen Studierenden pro Jahr ihre Präsenzveranstaltungen abhalten sollen.

Ich sorge mich auch um die Universität Oldenburg. Die Universitätsmedizin war in den letzten Jahren ein wichtiger Leuchtturm, der im Nordwesten Orientierung bot. Sollte dieses Projekt ins Stocken geraten, so würde sehr viel positive Energie an unserer Hochschule verschwendet. So durchlaufen wir z.B. gerade den Prozess einer Präsidenten-/innen-Findung. Dass eine Verzögerung bei einem derart markanten Projekt externen Kandidaten nicht unbedingt ein positives Signal sendet, dürfte verständlich sein.

Ich sorge mich auch um die Universitätsmedizin in Niedersachsen. Dass eine hohe Nachfrage nach Medizinstudienplätzen in Niedersachsen allgemein und im Nordwesten speziell besteht, ist unbestritten – der Bedarf an Ärzten genauso. Die Stilisierung eines Wettbewerbs zwischen den drei niedersächsischen Standorten zu einem Konkurrenzkampf halte ich dagegen für falsch. Die beiden ‚reifen‘ Universitätsmedizin-Standorte und der im Aufbau befindliche Standort haben ihre regionale Berechtigung und werden sich – wie auch in anderen Ländern üblich – in Zukunft durch eine Spezialisierung behaupten.

Niedersachsen hat vielmehr die Chance, den durchschnittlichen Kostensatz pro Medizinstudierenden durch zügigen Aufbau von Oldenburg auf 200 Plätze insgesamt zu senken. Das ist eine landesspezifische Chance.

Auch die Sorgen um das internationale Renommee von Niedersachsen beschäftigen mich. Die Partnerschaft zwischen Oldenburg und Groningen ist ein Kernbestandteil des Projekts. Bisherige Verzögerungen hat die Rijksuniversiteit Groningen mit erstaunlichem Langmut ertragen. Es könnte sein, dass der nun anscheinend nicht zügig durchgeführte Neubau des Gebäudes diese Geduld überstrapaziert.

Bei einer solchen negativen Entwicklung würde nicht nur das Verhältnis zwischen den beiden Universitäten leiden. Nein, auch eine Rufschädigung des Landes Niedersachsen wäre dann nicht auszuschließen.

Es gilt nun rasch zu handeln! Falls in diesen besonderen Zeiten wirklich keine Mittel vom Land zu erwarten sind, müssen alle beteiligten Akteure kreativ nach anderen Möglichkeiten suchen, um schnell zu agieren.“