IHK: Tempo der konjunkturellen Erholung lässt nach Steigende Infektionszahlen schüren Verunsicherung

IHK: Tempo der konjunkturellen Erholung lässt nach Steigende Infektionszahlen schüren Verunsicherung

IHK: Tempo der konjunkturellen Erholung lässt nach Steigende Infektionszahlen schüren Verunsicherung

Oldenburg. Der Aufschwung im Oldenburger Land hat sich im dritten Quartal 2020 fortgesetzt, allerdings hat das Tempo der Erholung nachgelassen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK) unter rund 420 Unternehmen.

Der IHK-Konjunkturklimaindex, das Stimmungsbarometer der Wirtschaft, steigt um über acht Zähler auf 88,1 Punkte (Vorquartal: 79,7 Punkte).  Damit konnten schon über 30 Punkte gegenüber dem Tiefststand von 55,3 Punkten im ersten Quartal wettgemacht werden – allerdings ist der Abstand zum Fünf-Jahresdurchschnitt mit über 20 Punkten immer noch hoch.

„Die Stimmung wurde in der Umfrage erstmal seit Ausbruch der Pandemie von den Unternehmen wieder positiv bewertet, wenn auch nur leicht“, erläutert Dr. Thomas Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer der IHK. Noch sei aber das Vorjahresniveau nicht erreicht und die konjunkturelle Erholung habe noch nicht alle Branchen erfasst. Und die derzeit stark steigenden Infektionszahlen trüben den Ausblick merklich.

Die Industrieunternehmen berichten von einem Anziehen der Inlands- sowie der Auslandsnachfrage. Dies gilt insbesondere für die kunststoffverarbeitende Industrie und den Maschinenbau. Das Ernährungsgewerbe zeigt sich aufgrund der Ausbreitung der Schweinepest besorgt.  Trotz der insgesamt anziehenden Nachfrage, ist die Stimmung in der Industrie deutlich gedämpft. Der Ausblick auf die kommenden Monate bleibt negativ, auch aufgrund der unsicheren Exportentwicklung.

Im Vergleich mit den anderen Branchen ist das Baugewerbe bisher recht glimpflich durch die Corona-Pandemie gekommen. Aktuell geben über 60 Prozent der Baubetriebe einen Auftragsbestand von vier und mehr Monaten an und nur vier Prozent von einem Monat. Allerdings sind im dritten Quartal die Auftragseingänge kräftig gefallen. Viele Betriebe bekommen die nachlassenden Investitionsausgaben anderer Branchen zu spüren. Für das nächste Jahr rechnet der Bau daher insgesamt mit einer leicht negativen Entwicklung.

Die Stimmung im Einzelhandel hat sich im Vergleich zum Vorquartal deutlich gebessert. Viele Einzelhändler haben die letzten Monate genutzt, um (stärker) in den Onlinehandel einzusteigen. Weil die Kundenfrequenzen noch nicht wieder auf dem Vorkrisenniveau sind und in einigen Sortimentsbereichen eine Kaufzurückhaltung zu spüren ist, schaut vor allem der stationäre Einzelhandel skeptisch auf die kommenden Monate – insbesondere auf das Weihnachtsgeschäft.

Erstmals seit dem Beginn der Corona-Pandemie überwiegen bei den regionalen Großhandelsunternehmen die positiven Stimmen, wenn auch nur in geringem Umfang.  Zu verdanken ist dies dem Binnengroßhandel, dessen Stimmung sich infolge der anziehenden Industrienachfrage deutlich verbessert hat. Hingegen bleibt im Ex- und Importhandel die Situation schwierig.

Im Verkehrsgewerbe wirkt sich die Corona-Pandemie weiterhin negativ auf den Straßenpersonenverkehr aus und führt dort zu erheblichen Umsatzeinbußen. Im Bereich Futtermitteltransporte macht sich der Ausbruch der afrikanischen Schweinepest bemerkbar. Die aktuelle Stimmung bleibt daher gedrückt, ebenso der Ausblick auf die kommenden Monate.

Bei den Dienstleistungsunternehmen verbessert sich die Stimmung weiter: Fast die Hälfte der befragten Betriebe meldet eine positive Konjunkturlage, der Anteil der negativen Stimmen sinkt auf 14 Prozent. Besonders gut laufen die Geschäfte beim Grundstücks- und Wohnungswesen sowie bei der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung.

Ausblick
„Die derzeit steigenden Infektionszahlen wecken in den Unternehmen die Befürchtung, dass die Inlandsnachfrage wieder stark sinken könnte oder schlimmstenfalls sogar ein neuer Lockdown droht“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer. Auch die Auslandsnachfrage sei noch nicht gefestigt, da die Infektionen weltweit zunehmen. Zudem werfe der bevorstehende Brexit seine Schatten voraus.

„Diese Unsicherheiten sind kein guter Nährboden für Investitionen oder Beschäftigungsaufbau, so Hildebrandt. Die Unternehmen rechneten in den nächsten Monaten mit sinkenden Investitionen und einem leichten Abbau der Beschäftigung. Wenn investiert werde, dann als Ersatz und in Rationalisierung. „Daher werden auch im Jahr 2021 die Auswirkungen der Corona-Pandemie in der Wirtschaft zu spüren sein“, so Hildebrandt zu den Umfragewerten. Fast ein Drittel der befragten Unternehmen rechnet mit einer ungünstigeren Entwicklung als derzeit, nur zehn Prozent gehen davon aus, dass sich die konjunkturelle Erholung fortsetzt.

„Es war abzusehen, dass unmittelbar nach dem Lockdown die wirtschaftliche Dynamik schnell zunehmen würde“, sagt der IHK-Hauptgeschäftsführer. Jetzt aber komme der schwierige und langwierige Teil der Erholung. Um diese nachhaltig zu unterstützen und um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu sichern, müsse die Politik jetzt von der Konjunktur- zur Wachstumspolitik umschwenken, fordert Hildebrandt. Es gelte, die Grundlagen für ein gutes Innovations- und Investitionsklima zu schaffen, zum Beispiel durch verkürzte Planungszeiträume, Bürokratieabbau und eine international wettbewerbsfähige Besteuerung.

Quelle Pressemeldung von  IHK Oldenburg