Bauen wird teuer – Knappheit an Baumaterial treibt die Preise. Hintergründe, Details und Folgen

Bauen wird teuer - Knappheit an Baumaterial treibt die Preise. Hintergründe, Details und Folgen

Bauen wird teuer – Knappheit an Baumaterial treibt die Preise. Hintergründe, Details und Folgen

Materialpreise steigen – das trifft nicht nur die Hersteller von Halbleiter-Mikrochips, sondern jetzt auch die Baubranche. Die Gründe liegen in der Corona-Pandemie: Erst wurde 2020 die Produktion heruntergefahren, dann stieg die Nachfrage im drittel Quartal des Jahres schneller, als sich die Produktion normalisieren ließ.

Die steigenden Preise bemerken inzwischen nicht mehr nur die Baufirmen, sondern auch Bauherren: Der in der Corona-Pandemie begonnene Hausbau wird einfach teurer. Bei den Baustoffen, Dämmstoffen und sogar Stahl haben die Preise gut angezogen. Den einen Grund gibt es wie immer nicht: Es ist eine vielschichtige Sache. Fakt bleibt aber, dass die Kosten für Holz, Mineralölerzeugnisse, Betonstahl, Dämmstoffe, Putze, Mörtel und so weiter nicht nur stiegen, sondern weiter steigen können.

 

Bauen wird teuer – Knappheit an Baumaterial treibt die Preise. Hintergründe, Details und Folgen

Als im ersten Quartal 2020. Die Corona-Pandemie ein Land nach dem anderen erfasste, wurde die Produktion vielerorts heruntergefahren. Lagerhallen waren voll, Menschen waren krank oder konnten aus Gründen der Seuchenvermeidung nicht arbeiten.

Als sich die pandemische Lage etwas besserte, setzte vor allem in China eine enorm hohe Nachfrage hinsichtlich der verschiedenen Baustoffe ein. Die Nachfrage stieg tatsächlich sehr viel schneller, als die immer noch gedrosselte Produktion wieder hochgefahren werden konnte – und zwar in allen Bereichen. Die Lagerhallen leerten sich, es wurde knapp auf dem Markt. Eigentlich hätte sich die Situation dann im vierten Quartal 2020 wieder entspannen können. Das tat sie aber nicht, denn der unerwartet starke Wintereinbruch ließ die Produktion in den USA stillstehen.

 

Warum wird Baumaterial knapp?

Den Lockdown 2020 haben viele Unternehmen genutzt, um ihre Räumlichkeiten in einen zeitgemäßen Zustand zu versetzen: Es wurde gebaut. Denn natürlich sind nicht nur die privaten Häuslebauer auf den Markt an Baustoffen angewiesen. Alle Gastronomen, Hoteliers und Geschäftsinhaberinnen, die die Schließzeiten im Frühjahr 2020 und im Winter 2020/2021 mit Umbau, Renovierung, Sanierung und Erweiterung verbrachten, spüren, dass die Preise anziehen.

Der Markt ist nicht leer gefegt, aber Kies, Sand, Gips, Holz und Dämmstoffe, sogar Farbeimer, Lacke und Sanitärsilikon werden eben teurer. Deutschland hängt vom internationalen Rohstoffmarkt ab. Und der wird sich erst einmal nicht entspannen.

 

Welche Baumaterialien werden teurer?

Das Statistische Bundesamt weiß genau, welche Materialien wie viel teurer geworden sind:

  • Holz: 15 bis 20 Prozent (Anmerkung der Redaktion> mittlerweile plus 100 – 200 %)
  • Mineralölerzeugnisse: 15 Prozent (Grundlage für Dämmstoffe wie EPS/Styropor)
  • Betonstahl: knapp 30 Prozent
  • Dämmstoffe: 50 Prozent

Wie kommen die Zahlen zustande? Sie ergeben sich aus dem Vergleich der Kosten im September 2020 mit den Materialkosten im April 2021. Neuere, verlässliche Erhebungen gibt es nicht, aber die Tendenz setzt sich fort. Für den Mai betrugen die Teuerungen teilweise bis zu 50 Prozent, wie die Hersteller von Rohstoffen und den daraus gefertigten Rohprodukten wissen ließen.

Da Deutschland vom internationalen Rohstoffmarkt abhängt, werden auch in Zukunft starke Preisschwankungen Baufirmen und Bauherren das Leben schwer machen. Eine mögliche Lösung sehen Fachleute darin, zumindest die in Deutschland bekannten Vorkommen von Kies, Sand und Gips sowie weiteren mineralischen Baustoffen zu nutzen. Aber was ist nun mit Stahl? Auch der wurde teurer, und der wird durchaus in Deutschland produziert.

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Stahl aus China

Die globale Produktion von rostfreiem Edelstahl brach während der ersten drei Quartale 2020 um 7,8 Prozent ein. Es wurden insgesamt nur 50,3 Millionen Tonnen produziert. Vor allem der Lockdown in China hatte große Auswirkungen: In diesen Monaten sank die Erzeugung um 9 Prozent. Aber nicht aller Stahl kommt aus China: Auch Brasilien und Indonesien produzieren viel, und da gibt es auch im zweiten Quartal 2021 immer noch Unsicherheiten.

Im Edelstahl 1.4301 sind etwa 10 Prozent Nickel und 18 Prozent Chrom enthalten. Die Preise für Stahl 1.4301 hängen also mit den Preisen von Chrom und Nickel zusammen. Beim Stahl 1.4401 sind es etwa 12 Prozent Nickel und 17 Prozent Chrom, dazu kommen 2 Prozent Molybdän. Hier lag der Preisanstieg zwischen März und Februar 2021 bei etwa 200 bis 220 Euro je Tonne.

Nun liegt Edelstahl nicht nur als Besteck in der Küchenschublade, sondern wird in Form von Edelstahl Winkelprofile auch am Bau benötigt. Geländer, Treppen und Tore bestehen aus Edelstahl, das Material wird für Terrassen, Überdachungen und mehr benötigt – bis hin zu Schrauben.

 

Wird Bauen 2021 teurer?

Das ist definitiv der Fall. Die Kosten für die Rohmaterialien mögen sich zwar im einen oder anderen Preis erholen, aber das muss nicht so bleiben. Die Preise werden immer wieder schwanken. Es wird auch weiterhin im einen oder anderen Bereich Lieferengpässe geben. Und damit verzögern sich die Bauzeiten – ein weiterer Punkt, warum Bauen 2021 teurer wird. Denn Bauverzug kostet immer Geld.

Ein wenig können Bauherrinnen und Bauherren das abfangen, indem sie nach alternativen Materialien suchen. Die Baufirmen bieten bisweilen Ersatzprodukte an, unabhängige Sachverständige sollten allerdings immer mit einer Überprüfung betraut werden. Denn nicht alles, was als Ersatzmaterial empfohlen wird, ist auch wirklich gut geeignet.

 

Am Ende trifft es alle

Größere Bauunternehmen können zwar teilweise noch auf Lagerbestände zurückgreifen, was für kleinere Betriebe oft nicht möglich ist. Aber auch sie bekommen die Entwicklungen auf dem Rohstoffmarkt zunehmend zu spüren. Fachleute halten Mehrkosten von zwei bis drei Prozent beim Bau eines Hauses für realistisch. Das ist wichtig für alle, die vor dem Abschluss eines Vertrags stehen. Bei bestehenden Verträgen, die feste Kosten nennen, sind diese Kosten verbindlich – das Bauunternehmen kommt in diesem Fall für die Mehrkosten auf. Umgekehrt würden Preisnachlässe ja auch nicht an die Kunden und Kundinnen weitergereicht werden.