„Anforderung an berufliche Schulen heute und morgen“

„Anforderung an berufliche Schulen heute und morgen“

„Anforderung an berufliche Schulen heute und morgen“

IHK Niedersachsen und Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen veröffentlichen gemeinsames Papier zur Weiterentwicklung der beruflichen Schulen

Die berufliche Bildung steht insbesondere durch die Corona-Pandemie und rapide fortschreitende Digitalisierung vor besonderen Herausforderungen. Berufsbildenden Schulen mangelt es dabei vielerorts an adäquaten Rahmenbedingungen, um junge Menschen bestmöglich zu beschulen – angefangen von ausreichender Unterrichtsversorgung, über angemessene IT-Infrastruktur bis hin zu modernen didaktischen Konzepten. Aus diesem Grund beleuchten die IHK Niedersachsen (IHKN) und der niedersächsische Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen (VLWN) in ihrem gemeinsamen Papier „Anforderungen an berufliche Schulen heute und morgen“, wie sich die beruflichen Schulen unter den veränderten Bedingungen weiterentwickeln sollten.

Digitalisierung der berufsbildenden Schulen muss priorisiert werden

An der Schnittstelle in die berufliche Tätigkeit geht es einerseits um die Zukunftschancen der jungen Menschen und andererseits um die Fachkräftesicherung für Unternehmen. „Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass alle Stakeholder in der beruflichen Bildung, auf Landesebene ebenso wie auf kommunaler bzw. regionaler Ebene, die duale Ausbildung und die berufsbildenden Schulen stärken. Insbesondere in der Fläche und im ländlichen Raum muss noch Vieles bewegt werden“, stellt Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHKN heraus. Die Dualpartner sind sich einig, dass es mehr denn je gilt, die Fördermittel des Bundes und Landes zur Digitalisierung schnell und vorrangig in den berufsbildenden Schulen einzusetzen. „Hier geht es einerseits um die Entwicklung und Bereitstellung von Medienkonzepten sowie Lehr- und Lernkonzepten, aber auch um die Sicherstellung eines nachhaltigen Administrations- und Support-Konzepts mit eigenen IT-Fachkräften für jede Schule“, ergänzt Joachim Maiß, Vorsitzender des VLWN.

Beschulung möglichst wohnortnah und modern

Mit mehr Transparenz über die Bildungsgänge, der Schülerzahlen und deren Entwicklungen sowie der Festlegung von Mindestangeboten von Bildungsgängen pro Schulstandort können alle Stakeholder besser über Bildungsgänge in der Region abstimmen und entscheiden. Ein Azubi-Ticket und auf die Unterrichtszeiten abgestimmte ÖPNV-Verbindungen können dabei besonders die Berufsschulen in der Fläche unterstützen. „Zudem ist das Azubi-Ticket das lang geforderte Bekenntnis des Landes zur Gleichwertigkeit zwischen dualer Ausbildung und Studium“, betonen Bielfeldt und Maiß.

Berufliche Orientierung ausweiten

Ein wesentlicher Baustein zur Stärkung der dualen Ausbildung insgesamt ist, dass Schulträger und ihre Spitzen den Ausbau der beruflichen Orientierung – auch digital – an allen Schulformen unterstützen. Berufsbildenden Schule können aufgrund ihrer fachtheoretischen und fachpraktischen Kompetenz auch an allgemeinbildenden Schulen einen wesentlichen Beitrag dazu leisten. „Wichtig ist, dass dies in enger Kooperation mit externen Partnern, sowie unter Einbindung der Eltern stattfindet“, so Maiß.

Lehrerqualifizierung und angemessene Unterrichtsversorgung sind wesentliche Bausteine zukunftsfähiger beruflicher Schulen

Seit Jahren verzeichnen niedersächsische berufsbildenden Schulen einen Unterrichtsausfall von rund 10 Prozent. „Das ist für uns inakzeptabel – gleichzeitig wissen wir, dass für diese Herausforderung keine kurzfristige Lösung möglich ist“, bedauert Bielfeldt. „Mit Überbrückungsmaßnahmen, wie dem erleichterten Zugang für Quer- und Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger, dem Einsatz von Lehramtsstudentinnen und Lehramtsstudenten oder von pensionierten Lehrerkräften können wir dieser Entwicklung aber entgegenwirken“.

Das Land muss sich zudem intensiv für eine zukunftsorientierte Lehrerfort- und
-weiterbildung, insbesondere im Bereich des Lehrens und Lernens, engagieren. IHKN und VLWN empfehlen dafür ein eigenständiges Fortbildungsinstitut. „Gleichzeitig sollten die Lehrkräfte insofern entlastet werden, als dass sie zukünftig ausschließlich fachpädagogische Aufgaben übernehmen“, empfiehlt Maiß. Nur mit einem weiterentwickelten Bildungs-, Lehr- und Lernverständnis werden die berufsbildenden Schulen den Anforderungen der digitalen Transformation und einer sich stark wandelnden Berufs- und Arbeitswelt gerecht werden können. Im Unterricht selbst sollte die ökonomische und MINT-Bildung fest mit dem Unterricht verknüpft sein. „Schulträger können den Aufbau zur Vermittlung wirtschaftlicher Grundkenntnisse und Kompetenzen, z.B. durch ‚Zukunftswerkstätten‘ unterstützen“, so Maiß.

Quelle Pressemeldung von  IHK Niedersachsen (IHKN)