Rohstoffmangel wird zum Risiko für den Aufschwung – Warum es trotz Aufschwung zu Kurzarbeit kommen kann

Rohstoffmangel wird zum Risiko für den Aufschwung – Warum es trotz Aufschwung zu Kurzarbeit kommen kann

Rohstoffmangel wird zum Risiko für den Aufschwung – Warum es trotz Aufschwung zu Kurzarbeit kommen kann

Lieferausfälle einerseits und eine global hohe Nachfrage andererseits bestimmen aktuell das Bild auf den Märkten für wichtige Rohstoffe und Vorprodukte. Die Folge sind u. a. starke Preisanstiege und lange Lieferzeiten. Die Vollversammlung der IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim hat dieses Thema nun in ihrer aktuellen Sitzung beleuchtet und Lösungsstrategien aus Sicht der betrieblichen Praxis ausgetauscht.

„Die Knappheit bei den Rohstoffen ist zum Hemmschuh für den erhofften Aufschwung nach Corona geworden“, fasste IHK-Vizepräsident Ulrich Boll die Diskussion zusammen. Es sei paradox: Der Auftragsbestand sei in vielen Betrieben hoch, aufgrund der Knappheiten bei den Vorprodukten könne man aber nicht wie gewollt produzieren, so Boll.

„Bei einzelnen Produkten haben Steuerungskomponenten aus Stahl, Kupfer und Kunststoff regulär eine Lieferzeit von zehn Tagen. Aktuell liegt sie bei bis zu 100 Tagen“, machte Boll das Problem deutlich. Viele Betriebe könnten die Verfügbarkeit der benötigten Rohstoffe nicht mehr planen. In der Folge bestehe die Sorge, dass Lieferzusagen sich entweder verzögerten oder gar nicht mehr eingehalten würden. Der rasante Preisanstieg von Rohstoffen führe zudem zu Schwierigkeiten bei der Preiskalkulation.

Als zentrale Ursache verweisen die betroffenen Unternehmen auf ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage infolge der Corona-Pandemie: Vielerorts war die Produktion nach unten angepasst und die Nachfrage teils aus Lagern bedient worden. Nicht immer konnten Erzeugung und Produktion rasch genug wieder auf die unerwartet schnell angesprungene weltweite Nachfrage angepasst werden. Hinzu kommen fehlende Frachtkapazitäten, die Nachwirkungen der Suez-Kanal-Blockade und eingeschränkte Kapazitäten einzelner großer Häfen.

Wenn Rohstoffe und Vorprodukte für die Fertigung fehlen, würden Unternehmen im beginnenden Aufschwung auf Überstundenabbau, Urlaub und Kurzarbeit setzen. Im schlimmsten Fall drohen Produktionsstopps, die Stilllegung von Anlagen sowie zurückgestellte Investitionen. Diese paradoxe Situation sei aktuell in mehreren Branchen zu beobachten, so die Einschätzung der IHK-Vollversammlung.

Um der akuten Rohstoffknappheit zu begegnen, suchen viele Betriebe vermehrt nach neuen Lieferanten, erhöhen die Lagerhaltung und flexibilisieren ihre Produktion. Perspektivisch sehen die Unternehmen zudem in der Kreislaufwirtschaft, dem Ausbau von Recycling sowie höherer Ressourceneffizienz wichtige Instrumente, um ihre Abhängigkeit von Rohstoffen und Zulieferern zu verringern. Auch der Abbau von Handelsbeschränkungen mit anderen Ländern bleibt ganz oben auf der Wunschliste der Wirtschaft, um den Zugang zu Rohstoffen zu verbessern. Langfristig könnten zudem die stärkere Erschließung heimischer Rohstoffe sowie der Aufbau von Rohstofflagern in Deutschland mehr Versorgungssicherheit bringen.

Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) und das Netzwerk der deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) in mehr als 90 Ländern der Welt versuchen aktuell, die betroffenen Betriebe bei der Krisenbewältigung zu unterstützen – etwa durch noch größere Anstrengungen bei der Lieferantensuche und beim unternehmerischen Matching. Gleichzeitig adressieren IHKs und AHKs die durch Handelsbeschränkungen verursachten Versorgungsprobleme bei den zuständigen Behörden in den entsprechenden Ländern.

Quelle Pressemeldung von  Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim