Erdkabel und ihre Auswirkungen auf die Landwirtschaft

Erdkabel und ihre Auswirkungen auf die Landwirtschaft

Erdkabel und ihre Auswirkungen auf die Landwirtschaft

Der Ausbau des Höchstspannungsnetzes im Zuge der Energiewende ist in der Region Weser-Ems seit 15 Jahren ein wichtiges Thema. Derzeit ist hier neben einigen Freileitungen auch der Bau einer Vielzahl von Erdkabeln geplant. Es zeichnet sich ab, dass im Zusammenhang mit der Errichtung von Windparks in der Nordsee und dem Ausbau der erneuerbaren Energien an Land zukünftig weitere Erdkabelsysteme geplant und gebaut werden.

Höchstspannungsleitungen als Erdkabel werden in der gängigen offenen Bauweise verlegt, technisch sind es zwei bzw. drei Einzelkabel mit einem Durchmesser von bis zu 20 cm, die mit Abstand verlegt werden. Das Baufeld entlang des Kabeltrasse hat während der Bauaktivitäten eine Breite von 20 bis 40 m, die eigentliche Kabeltrasse im Betrieb ist aber sehr viel schmaler. Hinzu kommen weitere Baubedarfsflächen (Zufahrten, Lager, Baustelleneinrichtungen). Die Verlegung der Höchstspannungserdkabelsysteme geht mit Auswirkungen auf den Boden und die landwirtschaftliche Infrastruktur wie Drainagesysteme einher, nach Abschluss der Baumaßnahmen können die Flächen im Bereich der Kabel jedoch wieder landwirtschaftlich genutzt werden. Bei den in den letzten Jahren verlegten Systemen wurden die Beeinträchtigungen weitestgehend minimiert, vollständig lassen sich die Beeinträchtigungen aber nicht vermeiden.

Die planerischen Vorgaben der Raumordnung sehen vor, dass lineare Infrastruktur wie Stromleitungen möglichst räumlich gebündelt, also nebeneinander, verlegt werden sollen. Damit kann und soll vermieden werden, dass an verschiedenen Stellen mehrfach Beeinträchtigungen verursacht werden. Eine solche Bündelung kann aber dazu führen, dass auf den gleichen Flächen über mehrere Jahre mehrmals Bauarbeiten durchgeführt werden müssen und eine landwirtschaftliche Nutzung in diesem Zeitraum nicht möglich ist.

Die Auswirkungen von Erdkabeln auf die Landwirtschaft sowie die Vor- und Nachteile einer Bündelung wurden im Rahmen eines Fachgesprächs erörtert. Dabei haben Vertreterinnen und Vertreter der Landwirtschaftskammer, der Landvolkverbände, der Landkreise, der Genehmigungsbehörden sowie der Übertragungsnetzbetreiber Amprion und TenneT ihre Erfahrungen und Einschätzungen ausgetauscht.

Die Übertragungsnetzbetreiber erläuterten die technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen die zu einer Bündelung und zeitlichen Entkopplung in der Bauausführung führen. Dazu stellten sie die Maßnahmen zur Vermeidung von Beeinträchtigungen vor.

Aus Sicht der Landwirtschaft ist im Einzelfall zu beurteilen, ob eine Bündelung überwiegend Vor- oder Nachteile hat. Relevante Aspekte sind Auswirkungen auf den Boden (Verdichtung, Veränderung der Bodenstruktur und Vermischung) und die Entwässerungseinrichtungen (Drainagen) sowie zukünftige Betriebsentwicklungen (z.B. kein Neubau von Ställen auf der Kabeltrasse zulässig). Werden bei einer Bündelung die erforderlichen Arbeiten in einer Baumaßnahme umgesetzt und nicht zeitlich versetzt über einen Zeitraum von mehreren Jahren, können Beeinträchtigungen der Landwirtschaft reduziert werden.

Zitate:

Dr. Sarah Witte (Landwirtschaftskammer Niedersachsen):

„Die geplanten Erdkabel werden vorwiegend über landwirtschaftliche Nutzflächen verlaufen. Neben vorrübergehenden Nutzungseinschränkungen während der Bauphase kann die Ertragsfähigkeit der landwirtschaftlichen Flächen z.B. durch Veränderungen von Bodeneigenschaften und Drainagen nachhaltig verringert werden. Mögliche Auswirkungen auf die Agrarstruktur sind daher im Planungsprozess frühzeitig differenziert zu betrachten, um diese vorrangig zu vermeiden.“

Bernhard Heidrich (Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems):

„Als niedersächsische Landesbehörde wollen wir in unserer Region Weser-Ems im Wissen um die Notwendigkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien einerseits und die Bedeutung der Landwirtschaft andererseits zu einem abgestimmten gemeinsamen Weg kommen, der alle berechtigten Interessen berücksichtigt. Aus dem Fachgespräch haben wir eine Vielzahl von Hinweisen mitgenommen, wie raumverträgliche Lösungen aussehen können.“

Quelle Pressemeldung von  Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems