IHKN-Ausbildungsumfrage: Gut ein Viertel aller Ausbildungsplätze blieb 2021 unbesetzt

IHKN-Ausbildungsumfrage: Gut ein Viertel aller Ausbildungsplätze blieb 2021 unbesetzt

IHKN-Ausbildungsumfrage: Gut ein Viertel aller Ausbildungsplätze blieb 2021 unbesetzt

Nur gut die Hälfte der niedersächsischen Ausbildungsbetriebe konnte im Ausbildungsjahr 2021 alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen; insgesamt blieb über ein Viertel der Ausbildungsstellen unbesetzt. Die von der Bundesregierung geplante Ausbildungsgarantie lehnen 80 Prozent der befragten Betriebe ab. Das sind die zentralen Ergebnisse der Ausbildungsumfrage der IHK Niedersachsen (IHKN), an der sich vom 18. Mai. bis 3. Juni rund 1.600 niedersächsische Ausbildungsbetriebe beteiligt haben. „Das Matching von Angebot und Nachfrage funktioniert am Ausbildungsmarkt nicht so erfolgreich, wie es sollte“ kommentiert Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen (IHKN), die Ausbildungsumfrage. „Eine Ausbildungsgarantie würde deshalb nicht helfen. Wir brauchen eine verbesserte Berufsorientierung.“

 

Bewerbermangel und Anreize für die Ausbildung

42 Prozent der befragten Ausbildungsbetriebe gibt an, dass sie nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen konnten. Besonders das Gastgewerbe (63 Prozent), Unternehmensorientierte Dienste (60 Prozent) sowie die Transport- und Logistikbranche (56 Prozent) haben unbesetzte Ausbildungsplätze nicht vergeben können. Dass die befragten Unternehmen keine (36 Prozent) oder keine geeigneten Bewerbungen (65 Prozent) erhalten, geben die Unternehmen als Hauptursache ihrer unbesetzten Ausbildungsplätze an.

„Dass mehr als jeder fünfte Ausbildungsplatz unbesetzt bliebt, zeigt ganz klar: Wir haben einen Bewerber- und keinen Ausbildungsstellenmangel. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler geht zurück, gleichzeitig hält der Trend zum Studium an. Es gilt, neue Zielgruppen für die Ausbildung zu erschließen und das Zusammenbringen von Betrieben und Ausbildungsinteressierten zu fördern“, erklärt die IHKN-Hauptgeschäftsführerin.

Über die Hälfte der Betriebe (53 Prozent) nimmt an Veranstaltungen teil, wie beispielsweise einem Tag der offenen Tür oder dem Girls Day‘ bzw. ‚Boys Day‘, um Jugendlichen wieder vermehrt Praxis-Erfahrungen zu ermöglichen. Gut 46 Prozent der Befragten erhöhen zudem die Zahl der Schülerbetriebspraktika und führen diese beispielsweise in den Ferien durch. Ein Viertel setzt auf digitale Informationsangebote.

Um sich als Ausbildungsbetrieb attraktiv für zukünftige Auszubildende zu machen, haben viele Betriebe ihre Ausbildung verändert. Gut 60 Prozent setzt auf flache Hierarchien im Betrieb, knapp die Hälfte auf moderne IT-Ausstattung und über ein Drittel auf finanzielle oder materielle Anreize.

 

Ausbildungsgarantie wird mehrheitlich abgelehnt

Eine Ausbildungsgarantie, nach der Jugendliche auch außerhalb von Betrieben in ihrem Wunschberuf ausgebildet werden können, lehnen 80 Prozent der befragten Unternehmen ab. Hauptsorge der Betriebe ist, dass nicht betrieblich Qualifizierte dem Bedarf der Praxis nicht entsprechen (45 Prozent). Jeder zehnte Betrieb fürchtet noch weniger Bewerbungen zu bekommen, obwohl sie dringend Azubis suchen. 10 Prozent sehen eine bessere Chance für schulschwache Jugendliche, wenn diese in einem Betrieb ausgebildet werden.

17 Prozent der Ausbildungsbetriebe befürworten eine Ausbildungsgarantie, damit jeder Jugendliche eine Chance auf seinen Wunschberuf erhält; weitere drei Prozent, weil es nach ihrer Einschätzung in ihrer Region zu wenig Ausbildungsplätze gibt.

„Eine Ausbildungsgarantie koppelt die Qualifizierung vom Markt ab und bedeutet zusätzliche Kosten und Bürokratie für unsere Unternehmen“ erklärt Maike Bielfeldt. „Politisch gilt es, die Berufsorientierung und Mobilität der jungen Menschen zu stärken und Berufsschulen personell und technisch gut und zukunftssicher aufzustellen“, so die IHKN-Hauptgeschäftsführerin.