Digitalisierung der niedersächsischen Wirtschaft kommt nur langsam voran

Digitalisierung der niedersächsischen Wirtschaft kommt nur langsam voran

Digitalisierung der niedersächsischen Wirtschaft kommt nur langsam voran

Niedersächsische Unternehmen bewerten ihre eigene Digitalisierung weiterhin besser als im Bundesdurchschnitt.

Fortschritt bewegt sich jedoch auf niedrigem Niveau – Grund dafür: Bürokratie, Komplexität und ein fehlendes digitales Mindset

Die niedersächsische Wirtschaft bewertet ihren eigenen Digitalisierungsgrad besser als im Bundesdurchschnitt, doch es bleiben große Weiterentwicklungspotentiale: 45,5 Prozent stufen das eigene Unternehmen auf einer Skala von 1 (für voll entwickelt) bis 6 (für wenig entwickelt) mit einer 4 ein (Bund: 37 Prozent). Knapp 25 Prozent bewerten ihren Digitalisierungsgrad nur mit einer 5 – der zweitniedrigsten Stufe (Bund: 29 Prozent). Damit liegen die niedersächsischen Werte wenige Prozentpunkte besser als im Vorjahr. Gut 17,5 Prozent der Unternehmen geben sich eine 3. Das ergibt sich aus der Niedersachsenauswertung der jährlichen Digitalisierungsumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), an der im Jahr 2022 insgesamt 587 niedersächsische Unternehmen teilgenommen haben (bundesweit 4.047 Unternehmen).

Michael Wilkens, Sprecher für Digitalisierung der IHK Niedersachsen (IHKN), fordert deshalb: „Unternehmen müssen bei der Anwendung von Zukunftstechnologien begleitet werden. Hier kann Politik durch eine zielgerichtete Förderkulisse sowie die Etablierung eines digitalen Mindsets unterstützen. Das fängt in der Schule an, geht über die serviceorientierte digitale Verwaltung bis hin zur politischen Spitze des Landes. Digitalisierung wird nur ein Erfolg, wenn es zur Chef-Sache gemacht wird.“ Das Land Niedersachsen könne die digitale Transformation der Unternehmen deutlich stärker unterstützen. Bei der Ausbildung von zukünftigen Fachkräften sollte Informatik flächendeckend mit guter Ausstattung und gut qualifizierten Lehrkräften in allen Schulen frühzeitig unterrichtet werden. Der digitale Wissenstransfer aus den Hochschulen und Forschungseinrichtungen insbesondere in kleine und mittlere Unternehmen sollte ausgebaut werden und die Digitalisierung der Verwaltung müsse endlich Tempo aufnehmen.

Eine umfassendere Digitalisierung in den Betrieben scheitert laut Umfrage bislang vor allem am „Zeitmangel“ (39 Prozent), der dahinterstehenden „Komplexität“ (37 Prozent) und an der „Akzeptanz“ (31 Prozent). 72 Prozent der befragten Unternehmen wollen die „Digitale Denkweise“ bei ihren Führungskräften und Mitarbeitenden weiterentwickeln. 60 Prozent nennen zusätzlich den „Umgang mit digitalen Technologien“ als Entwicklungsfeld.

„Die niedersächsische Wirtschaft kommt mit ihrer Digitalisierung nur langsam voran. Haupthinderungsgründe bleiben Zeitmangel durch überbordende Bürokratie, die Komplexität und das fehlende digitale Mindset“, so Michael Wilkens weiter. „Wir müssen Digitalisierung in allen gesellschaftlichen Bereichen positiv besetzen, wenn unsere Unternehmen auch morgen noch innovativ und wettbewerbsfähig sein sollen.“

Aus Sicht der IHK Niedersachsen ist eine erfolgreiche Digitalisierung die Grundvoraussetzung für eine wettbewerbsfähige niedersächsische Wirtschaft. Allerdings mangelt es bis heute an leistungsfähigen Internetanschlüssen in der Fläche. Während 78 Prozent der befragten Unternehmen die aktuelle Verfügbarkeit von schnellem Internet an ihrem Standort als bedarfsgerecht ansehen, nennen dennoch 60 Prozent der Befragten die Breitbandinfrastruktur als dringlichen Handlungsbedarf für die Bundes- bzw. Landesregierung. Die IHK Niedersachsen kritisiert in diesem Zusammenhang den abrupten Förderstopp der Bundesregierung im Jahr 2022. Bis heute liegt keine zukunftsgerichtete Förderrichtlinie für den weiteren Gigabitausbau vor.

Mit Blick auf die konkrete Anwendung verschiedener Digitalisierungstechnologien zeigen sich in der niedersächsischen Wirtschaft noch Entwicklungspotentiale. Während immerhin 69 Prozent bereits heute Cloud-Anwendungen nutzen und weitere 20 Prozent deren Einsatz in den nächsten Jahren planen, werden andere innovative Technologien deutlich seltener in den Unternehmensalltag integriert. Das „Internet of Things“ ist beispielsweise nur bei 21 Prozent der befragten Unternehmen bereits im Einsatz. Ähnlich zurückhaltende Ergebnisse zeigen sich beim Einsatz Künstlicher Intelligenz (16 Prozent), Virtual/Augmented Reality (13 Prozent), Robotik und Sensorik (18 Prozent), 3D-Druck (15 Prozent) und Blockchain (7 Prozent). Würden diese Potentiale gehoben, würde sich die Position der niedersächsischen Wirtschaft im weltweiten Wettbewerb spürbar verbessern.

Pressemeldung von  IHKN