IHK-Konjunkturumfrage: Regionale Wirtschaft in tiefer Krise – „Wirtschaft First“ jetzt Gebot der Stunde

IHK-Konjunkturumfrage: Regionale Wirtschaft in tiefer Krise – „Wirtschaft First“ jetzt Gebot der Stunde
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IHK-Konjunkturumfrage: Regionale Wirtschaft in tiefer Krise – „Wirtschaft First“ jetzt Gebot der Stunde

Die Wirtschaft in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim bleibt auch im dritten Quartal 2024 in einer tiefen Krise. Der IHK-Konjunkturklimaindex fällt um zehn Punkte auf 73 Zähler und liegt damit weiterhin sehr deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 101 Zählern. „Der seit Ende 2021 anhaltende konjunkturelle Abschwung setzt sich fort: Mittlerweile befinden wir uns auch hier in unserer Region in einer echten Rezession“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf die aktuellen Zahlen.

Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen der Unternehmen für die kommenden Monate haben sich deutlich verschlechtert. Per Saldo berichten 23 Prozent der befragten Betriebe von schlechter laufenden Geschäften. Das entspricht einem Anstieg um sechs Prozentpunkte gegenüber dem Vorquartal. Noch düsterer sind die Geschäftserwartungen: Per Saldo gehen 31 Prozent der Unternehmen von einer weiteren Verschlechterung der Wirtschaftslage aus, im Vergleich zu 16 Prozent im Vorquartal. „Vor allem die schwache Nachfrage aus dem Inland wie auch aus dem Ausland macht den Betrieben zu schaffen. Das wirkt sich nicht nur negativ auf die Exporterwartungen, sondern vor allem auch auf die Investitionspläne aus“, so Graf weiter. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen sei auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Corona-Krise gesunken. Auch die Personalplanungen seien rückläufig.

Besonders schlecht ist die konjunkturelle Lage in der Industrie, wo die Betriebe sowohl unter dem Strukturwandel als auch unter der anhaltenden konjunkturellen Flaute leiden. Mehr als die Hälfte der Industrieunternehmen bewerten ihre aktuelle Lage als schlecht – ein neuer Negativrekord und eine Verschlechterung um 20 Prozentpunkte gegenüber dem Vorquartal. Auch die Geschäftserwartungen fallen, ausgehend von einem ohnehin niedrigen Niveau, nochmals deutlich ab.

Ähnlich angespannt bleibt die Lage im Handel. Im Einzelhandel zeigt sich, dass die höheren verfügbaren Einkommen bislang nicht zu einem Anstieg des privaten Konsums geführt haben. Der Großhandel leidet weiterhin unter hohen Einkaufspreisen, während seine Kunden – vor allem aus der Industrie und dem Baugewerbe – eher ihre Lagerbestände abbauen, statt neue Bestellungen aufzugeben. Alles in allem bewerten per Saldo 32 Prozent der Unternehmen im Handel die aktuelle Lage als schlecht, während per Saldo 57 Prozent eine weitere Verschlechterung in den kommenden Monaten erwarten (Vorquartal: jeweils 31 Prozent).

Im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen ist der Dienstleistungssektor noch nicht so negativ gestimmt. Allerdings bewerten auch hier per Saldo 14 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Lage als schlecht. Die Erwartungen sind mit einem negativen Saldo von 39 Prozent nochmals pessimistischer als im Vorquartal. Besonders stark betroffen bleibt das Verkehrsgewerbe, das weiter unter den wirtschaftlichen Belastungen leidet.

Die schwache Konjunktur zeigt auch Auswirkungen auf die Finanzlage der Unternehmen. 21 Prozent der Betriebe berichten von einem Rückgang ihres Eigenkapitals, vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Zudem kämpfen 15 Prozent der Unternehmen mit steigenden Forderungsausfällen und 13 Prozent mit Liquiditätsengpässen – jeweils ein Anstieg um drei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Etwas Entlastung bringt die gelockerte Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die zuvor eher restriktiv war.

„Die wirtschaftliche Lage ist inzwischen mehr als besorgniserregend: Faktisch tritt die deutsche Wirtschaft seit fünf Jahren auf der Stelle. Es ist deshalb dringend erforderlich, dass die Politik auf allen Ebenen kraftvoll gegensteuert, um vor allem die hausgemachten Probleme zu lösen“, so Graf. Die Wirtschaftspolitik gehöre jetzt in den Fokus. Die Wachstumsinitiative der Bundesregierung könne hier aber nur ein erster Schritt sein. Sie beinhalten einzelne überfällige Maßnahmen, wie etwa die Verbesserungen bei den Abschreibungsregelungen. Doch das sei insgesamt nicht ausreichend. „Die Wirtschaft benötigt jetzt konkrete Schritte, die den Unternehmen Entlastung verschaffen und Investitionen anregen. Das beginnt bereits auf der kommunalen Ebene, etwa bei den Grund- und Gewerbesteuern“, sagt Graf.

Auf Bundesebene müsse der Schwerpunkt auf dem Abbau von Bürokratie, steuerlichen Entlastungen, der Sicherung des Arbeitskräfteangebots und der Bereitstellung kostengünstiger Energie liegen. Ein Blick ins Ausland – etwa in die USA oder nach Spanien – zeige, wie eine bessere Wirtschaftspolitik das Wachstum fördern könne.

Pressemitteilung von: Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim