Seecontainer – Preisentwicklung und Aussichten
Die Wirtschaftsregion Weser-Ems ist eng mit der Metropolregion Nordwest (Bremen/Oldenburg) verbunden. Das Container-Terminal Bremerhaven zählt zu den größten Containerhäfen in Nordeuropa. Rund 5 Millionen Container aus aller Welt kommen hier Jahr für Jahr an. Das ist kein Wunder, da die Abwicklung des Welthandels zu rund 90 % über den Seeweg stattfindet. Damit ist der Container-Umschlagplatz in Bremerhaven für praktisch alle Bereiche unserer Wirtschaft von eminenter Bedeutung. Nicht minder wichtig sind auch die Kosten, die durch den Transport der Container aus den entferntesten Regionen der Welt anfallen. In den vergangenen Jahren befanden sie sich in einem stetigen Auf und Ab. Wie aber sehen die Preise aktuell aus und mit welchen Entwicklungen müssen wir rechnen?
Corona brachte Preise für den Containertransport zum Explodieren
Wir leben in turbulenten Zeiten. Das wirkt sich auch auf den Welthandel aus. Ein Blick in die jüngere Vergangenheit bringt den teilweisen Zusammenbruch von Lieferketten während der Corona-Krise in Erinnerung. Dabei handelte es sich für den Containerhandel gewiss um eines der einschneidendsten Ereignisse der vergangenen Jahrzehnte. Lag der Preis für den Transport eines 40-Fuß-Containers (ca. 12 m) von Shanghai nach Rotterdam zu Beginn des Jahres 2020, unmittelbar vor Corona, noch bei etwa 2.000 US-Dollar, so schnellte er binnen Jahresfrist auf rund 8.800 US-Dollar in die Höhe. Ein Spitzenwert wurde im Januar 2022 mit fast 15.000 US-Dollar erreicht. Dafür waren aber nicht nur Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung von Lieferketten verantwortlich. Die Verminderung freier Kapazitäten aufgrund einer erhöhten Nachfrage auf dem europäischen Kontinent, beispielsweise nach Sportgeräten, hat ebenfalls ihren Teil zu dieser Preisrally beigetragen.
Mit dem Abflauen der Pandemie ließ der Transportpreis für eine 40 Fuß lange Stahlbox nach, bis er im Dezember 2022 mit knapp 1.700 US-Dollar unter Vor-Corona-Niveau fiel. Gleiches gilt für den World Container Index (WCI), der auch den Containertransport beispielsweise in die USA berücksichtigt.
Angespannte Sicherheitslage sorgte für erneuten Preisanstieg
Anfang 2024 schoss das Preisbarometer jedoch wieder in die Höhe. Als wesentlicher Grund für diese erneute Kostenexplosion werden terroristische Angriffe durch Huthi-Milizen aus dem Jemen identifiziert. Sie lassen die Passage über das Rote Meer Richtung Suezkanal zum erhöhten Risiko werden. Zahlreiche Reedereien haben darauf reagiert und die Routen umgeleitet beziehungsweise Containerschiffe zurückgerufen. Folge war im Januar 2024 ein Preisanstieg für den Shanghai-Europa-Transport eines 40-Fuß-Containers auf etwa 5.000 US-Dollar.
Ab Mai 2024 ging die Kostenentwicklung noch steiler nach oben. Die Lage am Roten Meer blieb brisant. Durch veränderte oder ausgefallene Routen verringerten sich Container-Kapazitäten. Gleichzeitig stieg die Nachfrage in Folge einer günstigen weltwirtschaftlichen Entwicklung. Überdies kann die Produktion von Containern den vorhandenen Bedarf bis heute nicht decken. Manche Bezugsquellen sind jedoch weiterhin in der Lage zu liefern, zumal bei ihnen die Möglichkeit besteht, auf gebrauchte Container auszuweichen.
Wie werden sich die Transportpreise entwickeln?
Im Sommer 2024 war es dann so, dass von 12 Containern auf dem Weg von Shanghai an die Nordseeküste einer irgendwo auf den Weltmeeren im Stau steckte. Das sorgte im Juli 2024 dafür, dass die Transportkosten wieder auf deutlich über 8.000 US-Dollar stiegen. Aktuell gehen die Preise indes wieder zurück. Im Drewry WCI werden die Kosten für die Strecke Shanghai-Rotterdam am 30.08.2024 nur noch auf etwas über 4.000 US-Dollar beziffert. Gleichzeitig prognostiziert das unabhängige Beratungsunternehmen für maritime Forschung einen weiteren Preisrückgang für europäische Ziel-Containerhäfen. Als Grund gibt Drewry eine nunmehr sinkende Nachfrage auf dem Kontinent an.
Andere, wie Spitzenrepräsentanten aus dem Verband der deutschen Reeder (VDR), gehen von steigenden Kosten aus und führen dafür verschärfte Vorgaben zur Reduktion von Emissionen ins Feld. Um sie erfüllen zu können, werden die Reedereien selbst einwandfrei seetüchtige Containerschiffe durch neue ersetzen müssen, was mit einem erheblichen Investitionsaufwand verbunden ist. Der VDR stellt hier aber auch einander widersprechende mögliche Entwicklungen fest. So können die Ausgaben für neue, umweltfreundlichere Schiffe den Transportpreis pro Container einerseits erhöhen. Andererseits kann aber auch ein Preisdruck stattfinden, da die zusätzlichen Schiffe die mögliche Transportkapazität vergrößern.