Gemeinsame Verantwortung für gute Praktika

Gemeinsame Verantwortung für gute Praktika
Freuten sich über den erfolgreichen Verlauf der Fachtagung: Maß-Arbeit-Vorstand Lars Hellmers, Landrätin Anna Kebschull, hinten v.l. MaßArbeit-Bereichsleiterin Susanne Steininger, Annika Schütte, Kerstin Hüls (Servicestelle Schule-Wirtschaft), Prof. Dr. Kuhlenkas-per (Hochschule Pforzheim und Leiter des Bad Essener Institutes KuCaDu), Moderatorin Stefanie Gloede vom INQA Netzwerk Büro im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) und Katja Bielefeld (Servicestelle Schule-Wirtschaft). Foto: MaßArbeit / Philip Erpenbeck

Gemeinsame Verantwortung für gute Praktika

Osnabrück. Ist ein Praktikum einer der Schlüssel zur Fachkräftegewinnung? Aus Sicht von Prof. Dr. Torben Kuhlenkasper, Hochschule Pforzheim und Leiter des Bad Essener Institutes KuCaDu, unbedingt. Der Experte beleuchtete jetzt bei der 5. Fachtagung „Vom Stift zum Schreiber“ im Kreishaus Osnabrück die Rolle von Praktika bei der Gewinnung von Auszubildenden. Organisiert wurde die Veranstaltung mit rund 130 Gästen aus Unternehmen, Schulen, Jugendlichen und Bildungseinrichtungen von der Servicestelle Schule-Wirtschaft der kommunalen Arbeitsvermittlung MaßArbeit. Moderiert wurde die Veranstaltung von Stefanie Gloede vom INQA Netzwerk Büro im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS).

Die Fachkräftesicherung ist für viele Unternehmen die zentrale Zukunftsaufgabe. Selbst auszubilden ist deshalb wichtig – doch wie kann es gelingen, den passenden Azubi zu finden? Um hier Antworten zu finden, hatte die Servicestelle Schule-Wirtschaft Kuhlenkasper beauftragt, rund 1000 Schülerinnen und Schüler, 200 Betriebe und 100 Lehrkräfte aus dem Landkreis Osnabrück zu befragen, was aus ihrer Sicht ein gutes Praktikum auszeichnet und welche Erwartungen die Beteiligten haben. „Praktika sind wichtige Bausteine, die junge Menschen nicht nur in der Berufsorientierung unterstützen, sondern oft auch in Ausbildungsverhältnisse münden – wenn das Praktikum gut gemacht ist“, so Landrätin Anna Kebschull bei der Begrüßung.

Das ist auch die Erfahrung von MaßArbeit-Bereichsleiterin Susanne Steininger: „Ein gut strukturiertes Praktikum erzeugt eine Bindung ans Unternehmen – die Befragung zeigt, dass es verschiedene Stellschrauben gibt, die dabei über Erfolg oder Misserfolg entscheiden“. Sie freute sich besonders darüber, dass auch Jugendliche Interesse an der Fachtagung zeigten und teilnahmen. Die Schülerinnen und Schüler erläuterten ihre Erfahrungen mit den bisher geleisteten Praktika. Die Bereichsleiterin wies auch auf die Online-Plattform www.ausbildungsregion-osnabrueck.de hin, die u. a. gebündelte Informationen zu Praktikums- und Ausbildungsmöglichkeiten bietet.

Kuhlenkasper ging anschließend ins Detail: Mögliche Verbesserungen gebe es schon vor Beginn des Praktikums. So hätten nur rund 45 Prozent der Unternehmen angegeben, dass es eine Checkliste für Praktika gebe. In den Praktika selbst würden in 88 Prozent der Fälle eher verschiedene Tätigkeiten gezeigt, nur in zwölf Prozent der Betriebe arbeiteten die Jugendlichen an konkreten Projekten. „Gerade Projektarbeit bringt oft aber mehr positives Feedback und gibt den jungen Menschen das Gefühl, etwas geschafft zu haben“, so Kuhlenkasper. „Die Umfrage zeigt deutlich: Den stärksten Einfluss auf die Zufriedenheit mit dem Praktikum hat bei den Schülerinnen und Schüler eine gute Orientierung und wenn es zu ihren Stärken passt, der Spaß darf aber auch nicht fehlen“, bilanzierte der Wissenschaftler.

Luft nach oben gibt es auch bei der Nachbereitung des Praktikums. „Zwar haben mehr als 90 Prozent der Betriebe und auch der Schulen angegeben, am Ende des Praktikums mit den Jugendlichen ein Feedback-Gespräch zu führen. Aber nur 2,5 Prozent der Betriebe führen im Anschluss auch ein Gespräch mit den Eltern. Auch bei den Schulen sind es nur 15 Prozent,“ erläuterte Kuhlenkasper. Die Befragung deckte außerdem auch einige Ungereimtheiten auf: So gaben etwa die befragten Betriebe an, in rund 15 Prozent der Fälle mit den Schulen Rücksprache zu halten. Demgegenüber gaben aber mehr als die Hälfte der Schulen an, sie im Anschluss an das Praktikum ein Feedback bei den Unternehmen einzuholen. „Diese beiden Informationen passen nicht zusammen!“

Nach der spannenden Ergebnispräsentation von Prof. Dr. Kuhlenkasper tauschten sich die Teilnehmenden der Fachtagung in den Workshops zu den Fragen einer erfolgreichen Praktikumsgestaltung in der Region aus: Wie kann ein Praktikum als Unternehmensressource eingesetzt werden? Wie kann das Praktikum im Dialog zwischen Schule und Unternehmen gelingen und was brauchen Schülerinnen und Schulen für ein erfolgreiches Praktikum? Diese und andere Fragen standen dabei im Mittelpunkt und wurden angeregt diskutiert. „Wir werden alle Ergebnisse der Befragung und die Anregungen der Arbeitsgruppen aufbereiten und online zur Verfügung stellen“, versprach MaßArbeit-Vorstand Lars Hellmers zum Abschluss der Veranstaltung.

Pressemeldung von  Maßarbeit