Delegation aus Ghana macht sich mit dualer Ausbildung vertraut

Delegation aus Ghana macht sich mit dualer Ausbildung vertraut
Bild: Kreishandwerkerschaft Oldenburg

Das Handwerk könnte mehr Fachkräfte vertragen – das ist kein Geheimnis. Was für Deutschland gilt, trifft auch auf Oldenburg zu. Eine Möglichkeit, die Kapazitäten aufzustocken, bieten qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland. Doch Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und von der Realität abweichende Vorstellungen können sowohl für interessierte Betriebe als auch für die potenziellen internationalen Fachkräfte zum Problem werden und für Frust und wirtschaftlichen Schaden auf beiden Seiten sorgen. Um das Risiko zu minimieren, bietet die Auslandshandelskammer (AHK) ein Programm an, mit dem junge Ghanaerinnen und Ghanaer direkt in ihrem Herkunftsland auf eine Ausbildung in Deutschland vorbereitet werden. Mit Mawuwoe und Mary hat eine Delegation der AHK die Innung und das BZTG besucht, um sich ein Bild davon zu machen, was die potenziellen Fachkräfte in ihrer dreieinhalbjährigen Ausbildung im Oldenburger SHK-Handwerk erwarten würde.

Wirtschaftliche und menschliche Voraussetzungen beachten

Der Kontakt zur Innung für Sanitär- und Heizungstechnik Oldenburg kam – wie heutzutage so oft – über Social Media zustande. Cehan San, der als Geschäftsführer der San Haustechnik GmbH, dort sehr aktiv ist, fiel der AHK online auf. San, der auch das Amt des Obermeisters der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik Oldenburg bekleidet, erkannte die Chance und bot seine Unterstützung auf Innungsebene an: “Als Innung können wir viel mehr bewegen, als ich als einzelner Unternehmer. Wenn es das Ziel ist, junge ambitionierte Menschen anderer Nationen in Deutschland auszubilden, damit diese hierbleiben, unseren Fachkräftebedarf auffangen und damit die Wirtschaft fördern, dann sind wir als Netzwerk der richtige Partner.” Nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern auch aus menschlicher Sicht stoßen die Unterstützungsangebote der AHK bei San auf fruchtbaren Boden: “Ich habe selbst Migrationshintergrund und bin das Kind eingewanderter Eltern. Ich verstehe nur zu gut, was es heißt, sich an einem anderen Ort durchzubeißen und sich in eine andere Kultur einzugliedern. Die Chance, sich damit etwas aufzubauen, habe ich genutzt und damit möchte ich nicht der Letzte gewesen sein.”

Potenzialanalyse zunächst im kleinen Rahmen

Für den Schritt ins Ausland werden die Fachkräfte von Morgen bereits in Ghana vorbereitet: Nur besonders gute Schulabsolventinnen und Schulabsolventen werden für das Verfahren zugelassen. Sie erhalten anschließend eine einjährige fachliche Ausbildung und erlernen Deutsch bis zum Sprachniveau B2. Erst danach geht es in eine reguläre dreieinhalbjährige Ausbildung zum/zur Anlagenmechaniker/-in für SHK auf deutschem Boden. Das langfristige Ziel ist der Verbleib in Deutschland und die Stärkung des regionalen Handwerks. Was auf dem Blatt Papier schlüssig klingt, trifft in der Praxis auf Hürden: Ein Azubi aus dem Ausland kostet Ausbildungsbetriebe mehr als ein in Deutschland aufgewachsener Azubi. Für Cehan San steht dennoch fest: “Wir möchten das Konzept auf Innungsebene im kleinen Rahmen ausprobieren, unsere Erfahrungen sammeln und Potenziale suchen. Es geht darum Personen in unsere Kultur zu integrieren, die einen wichtigen Beitrag zur Wertschöpfung leisten.”

Realität vor Ort muss berücksichtigt werden

Im Ausland eine qualifizierte Ausbildung zu absolvieren ist für viele Ghanaerinnen und Ghanaer attraktiv. Damit dieser Traum nach der Ankunft in Deutschland nicht zerplatzt, machen sich Mary und Mawuwoe ein detailliertes Bild davon, was ihre Landsleute hier erwarten würde. Ein Teil des Programms: Der Besuch des Bildungszentrums für Technik und Gestaltung (BZTG) Oldenburg. Michael Paletta (Abteilungsleiter A3) und Lehrkräfte aus seinem Team führen die Delegation, der sich Cehan San als Obermeister der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik angeschlossen hat, durch die Bildungswerkstätten. Der Austausch mit den Schülerinnen und Schülern und ihre Erfahrungen stehen dabei an oberster Stelle. Mawuwoes Fazit fällt positiv aus: “In Ghana wird eher theoretisch geschult. Hier wird hingegen sehr praxisnah unterrichtet und viel an Beispielinstallationen gearbeitet. Das finde ich hervorragend.“