„Innenstädte und Ortskerne befinden sich in einem herausfordernden Transformationsprozess. Dieser Strukturwandel hat sich in den letzten Jahren beschleunigt. Die Hälfte der Besucher der Osnabrücker Innenstadt kommt primär, um die Gastronomie zu besuchen. Nur noch 46 Prozent geben den Einzelhandel der Stadt als Anlass an“, stellte Carla Gundlach, Vorsitzende des IHK-Fachausschusses Handel, unter Bezug auf die aktuelle, von der IHK Niedersachsen beauftragte Studie „Was Menschen künftig in die Innenstädte lockt“ der CIMA Beratung + Management GmbH fest. „Die Studienergebnisse zeigen, dass sich die Akteure der Innenstädte enger vernetzen und neue Ideen entwickeln müssen“, hob die Unternehmerin die Bedeutung des IHK-Handelsforums hervor, das jetzt in der IHK in Osnabrück stattfand.
„Die Digitalisierung ist keine Zukunftsmusik mehr, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Handels- und Gastronomiekonzepte“, erklärte Dieter van Acken (Tobit.lab) am Beispiel der „Digitalstadt“ Ahaus im benachbarten Nordrhein-Westfalen. „Für Händler und Gastronomen bieten sich Chancen, Geschäftsprozesse zu optimieren und mit einer ganzheitlichen Softwarelösung zu vereinfachen. So kann sich das Gastronomiepersonal bei digitalen Lösungen für Reservierung, Bestellung und Bezahlung auf den Service für den Gast konzentrieren. Eine bessere Online-Präsenz kann zudem zusätzliches Kundenpotenzial erschließen.“
Leerstände stellen in vielen Zentren eine zunehmende Herausforderung dar: Filialbetriebe ziehen sich aus den Innenstädten zurück und inhabergeführte Fachgeschäfte finden keine Nachfolger. Ein wichtiger Ansatz zur Belebung ist eine schnelle Nachnutzung von leerstehenden Geschäften. Philipp Schreier von den Leerstandslotsen stellte eine Plattform vor, in der Immobilienbesitzer, Wirtschaftsförderer und Makler ein niederschwelliges Angebot finden, um ihre Gewerbeflächen überregional anzubieten und so eine schnellere Nachnutzung zu ermöglichen. Dies sei wichtig, weil jeder Leerstand sich negativ auf Passantenfrequenz und Aufenthaltsqualität auswirke. Dies strahle auf angrenzende Bereiche aus.
In ländlichen Regionen stellt hingegen häufig die Sicherung der Nahversorgung eine Zukunftsaufgabe dar. „Die Versorgung mit Lebensmitteln und Drogeriewaren ist ein fundamentaler Bestandteil unserer Lebensqualität. Insbesondere in ländlichen Gebieten ist es entscheidend, ein gutes Angebot an Waren und Dienstleistungen in der Nähe aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig müssen auch diese Märkte wirtschaftlich geführt werden können. Hier bietet die Digitalisierung neue Ansätze, etwa durch Smart Stores, die rund um die Uhr ohne Verkaufspersonal betrieben werden können“, sagte Oliver Ohm, BBE Handelsberatung GmbH, zum Abschluss des IHK-Handelsforums.
„Mit unserem Handelsausschuss sowie unseren IHK-Netzwerken für Regionalplanung und Baurecht sowie Stadtmarketing und Werbegemeinschaften bieten wir regelmäßig Angebote zum Austausch der Akteure an. Darüber hinaus werden wir im Laufe des Jahres wieder zu einem IHK-Handelsforum einladen“, kündigten Gerhard Dallmöller, IHK-Projektleiter Handel und Stadtmarketing, und Anja Thurm, IHK-Projektleiterin Raumordnung und Bauleitplanung, an.
Rund 40 Teilnehmer aus Handel, Stadtmarketing und Regionalplanung tauschten sich beim Handelsforum mit Experten zu digitalen Lösungen zur Optimierung von Geschäftsprozessen in Handel und Gastronomie, einem intelligenten Leerstandsmanagement und Konzepten zur Sicherung der Nahversorgung im ländlichen Raum aus.
Die Handelsstudie ist im Internet unter www.ihk.de/osnabrueck (Nr. 124853) abrufbar.
Pressemeldung von Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim