Energiewende in Niedersachsen – Unternehmen bleiben skeptisch

Energiewende in Niedersachsen – Unternehmen bleiben skeptisch

Eine deutliche Mehrheit der niedersächsischen Unternehmen beurteilt die Auswirkungen der Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit nach wie vor negativ. Dies zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der IHK Niedersachsen, die jetzt im „Fokus Niedersachsen – Energiewende-Barometer Niedersachsen“ veröffentlicht wurden. Über 300 niedersächsische Unternehmen haben sich an dieser bundesweiten Befragung der IHK-Organisation beteiligt.

„Die hohe Dramatik aus dem letzten Jahr hat sich etwas beruhigt“, fasst Monika Scherf, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen (IHKN), die aktuellen Entwicklungen zusammen. „Dennoch lässt sich erkennen, dass die Unternehmen Wege suchen, negative Folgen der deutschen Energiepolitik für ihr Unternehmen abzuwenden, und finden diese zunehmend in einer Produktionsverlagerung ins Ausland.“

Nach dem Rekord-Tiefstand von -25,2 Punkten im vergangenen Jahr, besserte sich der Barometerwert und damit die Sicht der Wirtschaft auf die Energiewende in der jüngsten Auswertung deutlich auf -9,8 Punkte. Dies ist aus Sicht von IHKN-Hauptgeschäftsführerin Scherf jedoch kein Grund zu feiern. Die skeptischen Stimmen in der Wirtschaft überwiegen auch weiterhin deutlich. So beurteilten 37,5 Prozent die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit als „sehr negativ“ oder „negativ“, nur 21,3 Prozent schätzen die Auswirkungen demgegenüber als „sehr positiv“ oder „positiv“ ein.

Die Energiewende bedeutet eine tiefgreifende Transformation für die Wirtschaft und erfordert umfangreiche Investitionsentscheidungen von den Unternehmen. Da die politischen Rahmenbedingungen jedoch nicht mehr verlässlich und die Energiepreise hoch und wenig kalkulierbar sind, werden viele notwendige Investitionen in die Zukunft verschoben. So gibt fast jeder dritte Betrieb in Niedersachsen an, aufgrund der Energiepreise Investitionen in Kernprozesse zurückzustellen, jedes fünfte Unternehmen investiert zukünftig weniger in den Klimaschutz.

„Wenn ich heute nicht weiß, ob meine Investition in eine Technologie in Zukunft bezahlbar oder überhaupt legal ist, erlaube ich mir als Unternehmer keine hohen Investitionen“, erklärt Hartmut Neumann, energiepolitischer Sprecher der IHKN. Die Gefahr sieht er vor allem im Investitionsstau, in den der Wirtschaftsstandort Niedersachsen damit langfristig laufe. Es dürfe nicht passieren, dass man aufgrund mangelhafter politischer Rahmenbedingungen im internationalen Wettbewerb den Anschluss verliere.

Diese Entwicklungen werden sich weiter verschärfen, wenn der Trend zu Produktionsverlagerungen ins Ausland weiter anhält. Besorgniserregend sind in diesem Zusammenhang die Stimmen aus der niedersächsischen Industrie: Dort ist die Abwanderung bzw. Produktionsverlagerung bei über 40 Prozent der befragten Unternehmen ein Thema.

Damit bleibt laut IHKN-Hauptgeschäftsführerin Scherf die Verbesserung der Standortbedingungen auch in Niedersachsen eine zentrale Aufgabe, um die Deindustrialisierung aufzuhalten. „Wir fordern unbürokratische Entlastungen, die für alle Branchen greifen, eine Senkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß und die Überführung weiterer Preisbestandteile in den Bundehaushalt. Gleichzeitig müssen Direktlieferverträge zwischen Erzeugern und Abnehmern erneuerbarer Energie stärker forciert und insbesondere bei räumlicher Nähe durch eine Netzentgeltsenkung attraktiver gestaltet werden“, schließt Scherf.

Pressemitteilung von: IHK Niedersachsen (IHKN)