Potentiale der Windenergie: Region braucht gute Wirtschaftspolitik, um von Wertschöpfung in Milliardenhöhe zu profitieren

Potentiale der Windenergie: Region braucht gute Wirtschaftspolitik, um von Wertschöpfung in Milliardenhöhe zu profitieren
Die Diskutanten der IHK-Veranstaltung „Potenziale durch Windenergie (von links): Marco Graf, Christoph Pieper, Silke Weyberg, Dietmar Hemsath, Philipp Sander, Jannis Moss, Dorothee Ellerhorst, Klaus Gervelmeyer und Anke Schweda. Foto: IHK/Holger Bulk

„Wir brauchen schnellere Genehmigungsverfahren und weniger Bürokratie für Direktleitungen, um den Ausbau der Windenergie zu einem entscheidenden Standortvorteil für unsere Region zu machen“, so Marco Graf, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim, auf der IHK-Veranstaltung „Potenziale durch Windenergie“. Rund 70 Teilnehmer diskutierten in Osnabrück über die Chancen und Herausforderungen von Stromlieferverträgen aus Windenergie. Graf forderte dabei international wettbewerbsfähige Energiepreise: „Dafür ist neben grundlastfähigen Kraftwerken auch ein zügiger Ausbau erneuerbarer Energien wichtig.“

Eine von der IHK unterstützte Studie des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE) macht deutlich, wie stark die regionale Wirtschaft vom weiteren Windenergieausbau profitieren kann. Allein im Landkreis Emsland könnten durch neue Anlagen mit einer Leistung von 3.524 Megawatt (MW) bis zu neun Milliarden Euro Wertschöpfung generiert werden. Dazu zählen vor allem regionale Auftragsvergaben. Der Landkreis Osnabrück könnte durch 845 MW an zusätzlicher Leistung auf eine Wertschöpfung von 1,7 Milliarden Euro kommen, während in der Grafschaft Bentheim neue Anlagen mit 783 MW ein wirtschaftliches Potenzial von zwei Milliarden Euro bieten. Die Studie geht dabei von einem Flächenbedarf von 1,8 Hektar pro Megawatt installierter Leistung aus. Ein modernes Windrad hat heute eine Leistung von etwa sieben MW. Silke Weyberg, Geschäftsführerin des LEE Niedersachsen/Bremen, mahnte: „Wir stehen in Niedersachsen aktuell bei 13 Gigawatt Windleistung. Um die geplanten 30 Gigawatt bis 2035 zu erreichen, ist noch viel zu tun.“

Insgesamt können in den nächsten Jahrzehnten in der Wirtschaftsregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim somit 12,7 Milliarden Euro an Wertschöpfung erzielt werden. Hier profitieren regionale Unternehmen entlang der gesamten Prozesskette, beispielsweise Projektierer, Planer, Tiefbauunternehmen oder Gutachter. „Es gibt Stromerzeuger und interessierte Abnehmer – dazwischen stehen unnötige gesetzliche Regularien, die geändert werden müssen“, erklärte IHK-Vollversammlungsmitglied Christoph Pieper von der CEC Haren GmbH und meint: „Sogar der europäische Rechtsrahmen sieht vor, Direktleitungen stärker zu nutzen. Bürokratische Hürden dürfen uns hier nicht im Weg stehen. Wenn das gelingt, dann bieten wir Unternehmen eine dauerhafte Perspektive“.

Ein Beispiel aus der Windstudie zeigt auch: Ein Unternehmen, das 60 Prozent seines Strombedarfs durch Direktstromlieferverträge, sogenannte Power Purchase Agreements (PPAs), deckt, kann Stromkosten von bis zu 4,7 Millionen Euro über zehn Jahre einsparen. Die IHK setzt sich für die Förderung solcher Lieferverträge ein und fordert beispielsweise Investitionszuschüsse oder die Absenkung der Netzentgelte für regionale Versorgung. Jannis Moss von der Deutschen Energieagentur stellte die Vorteile von PPAs heraus: Absicherung gegen schwankende Großhandelspreise sowie Herkunftsnachweise über nachhaltigen Strombezug. Allerdings wies er auch auf die Komplexität solcher Lieferverträge hin.

Klaus Gervelmeyer von der ABC-Klinkergruppe berichtete von verschiedenen Projekten, unter anderem auch am Standort in Natrup-Hagen. Neben Investitionen in eigene Photovoltaik-Anlagen liefen an allen Standorten Bemühungen um die Abnahme von Windstrom über Direktleitungen. Aktuell zeichne sich die Abnahme von Windstrom aus Anlagen ab, die aus der langjährigen EEG-Förderung herausgefallen sind. Neben Gervelmeyer berichtete auch Philipp Sander von der Krone Gruppe von Projekten zur Stromversorgung. Beide mahnten die Reduzierung bürokratischer Auflagen an.

„Niedersachsen ist Energieland Nummer eins, aber Deutschland auch Bürokratieland Nummer eins. Wir brauchen für die sichere Versorgung unserer Industrie flexiblere Regeln“, so Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Standortentwicklung, Innovation und Energie.

Pressemitteilung von: Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim