
Fast jedes zweite Unternehmen in Niedersachsen meldet Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen – ein Rekordwert, der kaum jemanden überrascht. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist angespannt, und besonders kleine und mittlere Betriebe geraten zunehmend ins Hintertreffen. Doch während viele über fehlende Bewerber klagen, nutzen andere längst die digitalen Kanäle zu ihrem Vorteil. Die Frage ist nicht mehr, ob Sichtbarkeit im Netz wichtig ist – sondern wie man dort überzeugend auftritt. Denn nur wer sichtbar ist, wird auch gefunden – von Kunden wie Kandidaten.
Digitale Sichtbarkeit beginnt mit der Arbeitgebermarke
Die meisten Unternehmen haben inzwischen eine Karriereseite. Viele davon sind technisch solide, einige sogar schön gestaltet. Aber reicht das? Die kurze Antwort: Nein. Denn Sichtbarkeit im Internet ist keine Frage des Designs, sondern der Auffindbarkeit. Was nützt die beste Stellenanzeige, wenn sie im digitalen Nirwana verschwindet? Bewerberinnen und Bewerber googeln heute nach Berufen, Arbeitgebern, Regionen – nicht nach konkreten Firmennamen. Wer in diesen Suchanfragen nicht auftaucht, existiert digital schlicht nicht.
Genau hier liegt die Chance. Suchmaschinenoptimierung (SEO) wird oft nur mit Produktmarketing in Verbindung gebracht, dabei ist sie im Personalmarketing mindestens genauso wichtig. Denn auch potenzielle Mitarbeiter sind Nutzer mit Suchintention. Eine kluge SEO-Strategie richtet Inhalte so aus, dass sie für Bewerber nicht nur informativ, sondern auch leicht zu finden sind. Dabei geht es nicht um kurzfristige Effekte, sondern um dauerhafte Präsenz. Ein nachhaltiger SEO-Erfolg entsteht, wenn Inhalte regelmäßig gepflegt, auf Suchverhalten abgestimmt und technisch sauber umgesetzt sind – mit dem Ziel, langfristig in den relevanten Rankings zu erscheinen.
Wie sich das Bewerbungsverhalten verändert hat
Wer glaubt, dass Bewerber heute noch klassische Karriereportale durchforsten, irrt. Die Suche nach einem neuen Job beginnt meist auf Google – oft mobil, oft spontan. Gesucht wird nicht nach „Bauunternehmen XY GmbH“, sondern nach „Maurer Ausbildung Oldenburg“ oder „Teilzeitjob Pflege Cloppenburg“. Das verändert die Spielregeln. Denn um in diesen Treffern zu erscheinen, müssen Inhalte nicht nur existieren – sie müssen präzise auf die Suchanfragen zugeschnitten sein.
Gleichzeitig wächst der Anspruch der Bewerber: Sie wollen nicht nur wissen, was sie erwartet, sondern wer sie erwartet. Teamvorstellungen, Videos aus dem Arbeitsalltag, authentische Einblicke – das alles schafft Vertrauen und kann den Ausschlag geben, sich zu bewerben. Dabei muss nicht jedes Unternehmen gleich zum Content-Studio werden. Oft reicht schon eine klare Struktur, ein sympathisches Bild, ein Satz, der hängen bleibt.
Regionale Chancen nutzen – lokal punkten
In der Region Weser-Ems gibt es zahlreiche wirtschaftlich starke, aber digital leise Betriebe. Sie liefern Qualität, bieten stabile Jobs, haben engagierte Teams – kommunizieren das aber nicht. Dabei liegt gerade in der Regionalität ein großer Vorteil. Wer Fachkräfte nicht nur bundesweit, sondern gezielt vor Ort sucht, kann seine Chancen mit lokalem SEO massiv erhöhen.
Das beginnt schon bei der Wahl der Begriffe: „Mechatroniker Oldenburg“, „Pflegekraft Friesoythe“ oder „Ausbildung Tischlerei Vechta“ sind Suchanfragen, die regelmäßig auftauchen. Wer hier präsent ist, hat einen echten Vorsprung – gerade im Wettbewerb mit überregionalen Konzernen, die im Lokalen oft schwach aufgestellt sind.
Kooperationen bringen Reichweite
Eine weitere Möglichkeit: Zusammenarbeit mit Schulen, Berufskollegs, Kammern oder lokalen Plattformen. Inhalte, die dort geteilt werden, haben oft eine hohe Glaubwürdigkeit – und schaffen wichtige Brücken zur Zielgruppe. Auch die Beteiligung an regionalen Messen oder Azubi-Tagen lässt sich digital verlängern, etwa durch Landingpages oder begleitende Social-Media-Kampagnen.
Social Media als Türöffner – nicht als Selbstzweck
Instagram, LinkedIn, TikTok – viele Unternehmen posten fleißig. Aber was bleibt davon hängen? Ein hübsches Bild ersetzt kein klares Argument. Social Media muss mehr leisten als Likes sammeln: Es muss den Einstieg erleichtern. Die wichtigste Funktion? Interesse wecken – und weiterleiten. Idealerweise zu einer Seite, auf der nicht nur Stellenanzeigen stehen, sondern Geschichten erzählt werden. Geschichten, die passen.
Denn erfolgreiche Arbeitgeberkommunikation ist keine Einbahnstraße. Sie zeigt nicht nur, was das Unternehmen sucht, sondern auch, was es bietet – und warum genau dieser Betrieb der richtige ist. Das gelingt nicht mit allgemeinen Floskeln, sondern mit echten Mehrwerten: flexible Arbeitszeiten, Weiterbildung, Teamkultur, Projekte. Wer das glaubwürdig vermittelt, schafft Bindung – bevor es überhaupt zu einer Bewerbung kommt.