Französische Handwerker lassen sich deutsche Berufsbildung erklären

Französische Handwerker lassen sich deutsche Berufsbildung erklären
Im Rahmen des deutsch-französischen Austauschs hat eine Delegation aus La Rochelle die Handwerkskammer Oldenburg besucht. Das Foto entstand im Betrieb Thiemann und Henkel Holzhandwerk in Oldenburg. (Torsten Heidemann)

Französische Handwerker lassen sich deutsche Berufsbildung erklären

Auszubildende, Betriebsinhaber und Vertreter der Handwerkskammer in La Rochelle sind zu Gast in Oldenburg. Fünf Berufe und Fragen nach dem System stehen im Mittelpunkt.

Oldenburg. Valentin Humeau ist begeistert: Der 16-jährige Franzose darf als angehender Tischler zwei Wochen lang ein Auslandspraktikum machen. Neue Einblicke bekommt er bei Thiemann und Henkel Holzhandwerk in Oldenburg. Hier kommen noch der Bootsbau und die Zimmerei hinzu. Sein Kurzzeit-Chef Lukas Thiemann war sofort angetan von der Idee, einen Auszubildenden aus La Rochelle aufzunehmen. „Wir halten es für wichtig, unser Handwerk grenzüberschreitend zu vermitteln und zu erhalten. Die Möglichkeit eines Austauschs auf dieser Ebene bietet sowohl den Auszubildenden als auch uns als Betrieb die Möglichkeit, einen anderen Blickwinkel auf die eigene Arbeit zu erlangen und daran zu wachsen.“

So wie Thiemann und Henkel treten zurzeit noch sieben weitere Betriebe als Gastgeber in Erscheinung. Organisiert wird der Austausch von der Handwerkskammer Oldenburg. „Wir pflegen seit 45 Jahren eine Partnerschaft mit der Kammer in La Rochelle. Der Lehrlingsaustausch ist ein zentrales Element. Zudem finden deutsch-französische Kammertreffen mit Spitzenvertretern der nationalen Verbände statt oder es gibt bilaterale Begegnungen wie jetzt gerade in Oldenburg“, erklärt Kammerpräsident Eckhard Stein, der 1979 selbst als Auszubildender zum Gas- und Wasserinstallateur an der französischen Atlantikküste war.

Steins Pendant auf französischer Seite ist Sylvie Martin. Sie führt mit ihrem Mann Patrick Martin eine Tischlerei in der Nähe von La Rochelle und ist seit zwei Jahren Präsidentin der „Chambre de métiers et de l’artisanat de Charente-Maritime“. In Oldenburg besucht sie Valentin Humeau, der in ihrem Betrieb lernt. Darüber hinaus möchte sie ganz viel über das deutsche Ausbildungssystem erfahren und wie das Handwerk im Nachbarland Modernisierungsprozesse gestaltet. Begleitet wird Sylvie Martin von weiteren gewählten Vertretern, Betriebsinhabern und Mitarbeitern der Kammer.

Als Berufe stehen in diesen Tagen das Bäcker-, das Friseur-, das Fleischer-, das Tischlerhandwerk und die Landmaschinenmechatronik im Fokus der Betrachtungen. „Wir zeigen unseren Gästen neben den Betrieben auch das Bau-ABC in Rostrup, unser eigenes Berufsbildungszentrum in Tweelbäke und das Heimatmuseum in Wiefelstede, das einen Schwerpunkt auf Handwerksberufe gelegt hat“, so Eckhard Stein. Der Präsident zeigt den französischen Gästen die Bestrebungen der Betriebe, nachhaltig zu wirtschaften. „Die niedersächsischen Kammern begleiten das Thema aktiv. Wir vergeben ein Siegel für Nachhaltigkeit.“

Lukas Thiemann ergänzte beim Besuch der französischen Delegation: „Nachhaltigkeit wird in unserem Betrieb vom Entwurf über die Verwendung heimischer Hölzer und deren ökologische Oberflächenbehandlung bis hin zur wahrgenommenen gesellschaftlichen Verantwortung als Ausbildungsbetrieb gelebt. Wir verstehen das Bereitstellen von Praktikumsplätzen als Teil unseres Verständnisses von Nachhaltigkeit und als Beitrag zu einer sozialen und wertebewussten Gemeinschaft.“

Betriebe, die am deutsch-französischen Lehrlingsaustausch bis 27. Oktober 2023 teilnehmen:

Bäckerei Janssen, Edewecht

Headcrash Friseursalon, Oldenburg

Thiemann und Henkel Holzhandwerk GmbH, Oldenburg

Meerpohl Spezialitäten-Fleischerei GmbH, Oldenburg

Jürgen Kreye Baumschultechnik, Bad Zwischenahn

Claas Weser Ems GmbH, Westerstede

REBO Landmaschinen GmbH, Edewecht

REBO Motorgeräte GmbH, Edewecht

Pressemeldung von  Handwerkskammer Oldenburg