Betriebsräte und IG Metall legen Zukunftsbild für den Bremer Airbus Standort vor

Betriebsräte und IG Metall legen Zukunftsbild für den Bremer Airbus Standort vor

Betriebsräte und IG Metall legen Zukunftsbild für den Bremer Airbus Standort vor

5 Monate hat das IG Metall Bündnis Airbus gebraucht, um eine eigene Zukunftsperspektive für den Bremer Airbus-Standorts zu entwickeln. Es war ein langer und intensiver Prozess und das Ergebnis ist beeindruckend. Es zeigt, welche Potentiale, Kompetenzen und Schnittstellen der Airbus-Standort Bremen besitzt und wie kraftvoll sich Bremen in der Luft- und Raumfahrt aufstellen kann.

Ausgangspunkt aller Überlegungen ist die derzeitige Aufstellung der Airbus-Betriebe in Bremen innerhalb der Airbus-Wertschöpfungskette und den am Standort bereits vorhandener Kompetenzen und Expertisen. Vor diesem Hintergrund zielt das Zukunftsbild auf die Perspektive, bis zum Jahr 2035 den Airbus-Standort Bremen mit seinen fünf Betrieben zu einem„Integrierten Innovations- und Technologiestandort für die Luft- und Raumfahrtindustrie“ auszubauen, seine Rolle im Konzernverbund zu stärken und lukrative Zukunftsmärkte der Luft- und Raumfahrtindustrie zu erschließen.

„An diesem Beispiel zeigt sich unser Anspruch zur Gestaltung der Zukunft unserer Betriebe. Mit Blick auf die Herausforderungen der Transformation werden wir die Entscheidung über die Zukunft von Betrieben und Beschäftigung nicht den bloßen Kostenstrategien der Konzerne überlassen“, so Ute Buggeln, Geschäftsführerin der IG Metall Bremen. „Als IG Metall schaffen wir Rahmenbedingungen, dass Betriebsräte und Beschäftigten diese Zukunftsprozesse aktiv mitbestimmen und mitgestalten. Denn dann reden wir nicht nur über Arbeitsplatzabbau und Verlagerung von Arbeit, sondern über innovative Chancen und Perspektiven unsere Betriebe sozial und ökologisch weiterzuentwickeln.“

 

Wie geht es weiter?

Die Arbeitnehmerseite hat ihr Zukunftsbild den Bremer Standortleitungen von Airbus im Rahmen des Zukunftsprozesses Ende März vorgestellt. Im Gegenzug hat die Arbeitgeberseite letzte Woche ihre Ansätze unterbreitet. In der folgenden Sitzung werden beide Vorschläge übereinandergelegt, um Überschneidungen wie Differenzen zu sondieren und die weitere Zusammenarbeit abzusprechen.

 

Einfach wird das nicht, denn aus Sicht des Unternehmens soll der Zukunftsprozess dazu genutzt werden, systemrelevante Perspektiven als Ersatz zur Flügelausrüstung zu finden, um die Flügelausrüstung dann vom Bremer Standort nach England zu verlagern. Demgegenüber setzen Betriebsräte und IG Metall die Flügelausrüstung in den Mittelpunkt ihres Zukunftsbildes. Dies ist eine Kernkompetenz, ohne die der Standort Bremen an dem Bau zukünftiger Flugzeuge nicht mehr beteiligt wäre.

Die Betriebsräte und die IG Metall Bremen werben daher in der Öffentlichkeit für ihre Standortperspektiven. So sind bereits die Fraktionsvorsitzenden und Wirtschaftspolitischen Sprecher der demokratischen Parteien der Bremer Bürgerschaft über das Zukunftsbild informiert, ebenso wie die Wirtschaftssenatorin und der Bürgermeister.

„Wir wollen und müssen mit der Politik im engen Dialog bleiben“, so Jens Brüggemann, Betriebsratsvorsitzender von Airbus Operations. „Denn sollte der Konzern trotz unserer erarbeiteten Perspektiven an seiner Entscheidung unbeirrt festhalten, wird die Politik zur Frage des Flügels und damit auch zur Frage der Zukunft der Luft- und Raumfahrtindustrie in Bremen wieder aktiv werden müssen.“

 

Zur Orientierung der mitgesendeten Präsentation des Zukunftsbildes

Die beigefügte Präsentation enthält eine Übersicht über die strukturierte Vorgehensweise zur Entstehung des Zukunftsbildes, dessen zugrundeliegenden Annahmen und Nachhaltigkeitskriterien.

Es folgt die Darstellungen vier zentraler Eckpfeiler für den Airbus-Standort Bremen: (1) das Flugzeug von morgen, (2) Fluggeräte für eine sichere Zukunft, (3) der eigenständige Zugang Europas zum Weltall und (4) die Exploration (Erkundung) und Nutzung des Weltalls. Jeder Eckpfeiler ist mit den Kompetenzen und Expertisen der jeweils anderen Betriebe am Standort verknüpft. Hier wird deutlich, dass der Bremen Standort über die besten Voraussetzungen verfügt, sich zu einem europaweiten Zentrum für Innovation und Technologie weiterzuentwickeln.

Ein weiteres Schaubild stellt bezogen auf die Zukunftsthemen die Verknüpfungen des Standorts mit der umliegenden Forschungslandschaft dar.

Die letzte Folie ist eine Zusammenfassung der Zukunftsperspektiven. Anhand von möglichen Kernkompetenzen konkretisiert sich das Bild von Bremen als integrierter Innovations- und Technologiestandort der Luft- und Raumfahrtindustrie im Jahre 2035.

 

Hintergrundinformationen zum Zukunftsprozess:

Als Reaktion auf die drastisch eingebrochenen Auslieferungen hat das Airbus-Management Mitte 2020 das Projekt „Odysee“ zum Abbau von über 5000 Stellen in Deutschland gestartet. Im Rahmen der Verhandlungen über einen Interessenausgleich wurde vereinbart, ein Zukunftskonzept unter Beteiligung der Betriebsräte und der IG Metall für den Standort Bremen zu erarbeiten.

Hintergrund ist die Ankündigung des Unternehmens, die Flügelausrüstung in Bremen mittelfristig nach England zu verlagern. Durch einen Wegfall der Flügelausrüstung würden nicht nur attraktive Arbeitsplätze verloren gehen, zugleich würde Deutschland als Luftfahrtstandort eine für den Flugzeugbau systemrelevante Kernkompetenz verlieren, die hierzulande ausschließlich in Bremen zu finden ist. Gleichzeitig droht ein Bedeutungsverlust des Bremer Standortes im Airbus-Konzern und würde eine relevante Beteiligung Bremens am Bau des „Flugzeugs von Morgen“ erheblich infrage stellen.

Damit sich der Zukunftsprozess nicht darin erschöpft, nur die Vorgaben des Airbus-Konzerns umzusetzen, sondern mit der Arbeitgeberseite die real bestehenden Perspektiven des Standorts in den Blick zu nehmen, zu erörtern und gemeinsam zu entwickeln, brauchte es vonseiten der Arbeitnehmervertretung ein eigenes Zukunftsbild. Dieses liegt nun vor.

Quelle Pressemeldung von  IG Metall Bremen