IHK-Energieumfrage: Unternehmen hoch belastet – Verlagerungen ins Ausland nehmen
Mehr als die Hälfte der Unternehmen (53 Prozent) in der Wirtschaftsregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim sehen die hohen Energiepreise als deutlichen Nachteil für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Fast jedes sechste Unternehmen (14 Prozent) schränkt weiterhin Angebot und Produktion aufgrund der Energiekosten ein. Das ergab die repräsentative IHK-Umfrage zum Thema Energieversorgung. Ausgewertet wurden dafür die Antworten von 507 Unternehmen verschiedener Branchen und Größen aus der Region für das 4. Quartal 2023.
„Ein Drittel der Industriebetriebe verlagert Teile der Produktion ins Ausland. Das ist mehr als besorgniserregend“, so Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Standortentwicklung, Innovation und Energie. 28 Prozent haben schon Produktionskapazitäten ins Ausland verlagert oder setzen das gerade um. Weitere fünf Prozent planen eine Verlagerung. „Im Vorquartal deutete sich die Verlagerung von Produktionskapazitäten an, jetzt sehen wir die Folgen: Verlagerungen finden statt und das mit einem deutlichen Anstieg. Hier zeigt sich das schwindende Vertrauen in den Standort.“ Im Vorquartal hatte der Wert für Produktionsverlagerungen noch zwölf Prozentpunkte niedriger gelegen.
Bei den energieintensiven Betrieben berichten 36 Prozent von Produktionseinschränkungen. 73 Prozent der Unternehmen mit einem höheren Energiebedarf sagen trotz leicht sinkender Energiepreise im Vergleich zum Höhepunkt der Energiekrise vor zwei Jahren: Die Energiewende schadet unserer Wettbewerbsfähigkeit. Tatsächlich sind die Kosten für Energie vor allem im internationalen Vergleich nach wie vor auf einem hohen Niveau.
Viele Unternehmen stellen sich den Herausforderungen und heben weitere Einsparpotentiale: 57 Prozent der Betriebe haben in den letzten drei Monaten Maßnahmen umgesetzt, um Energie zu sparen. Immer weniger allerdings können Maßnahmen mit Einsparungen von über 20 Prozent umsetzen. Dies waren im vergangenen Quartal nur noch sieben Prozent der Unternehmen, während die Zahl Anfang 2023 noch bei elf Prozent lag.
Ein Thema wird für die Unternehmen immer wichtiger: Der Abschluss von sogenannten Power Purchase Agreements (kurz PPA). Dies sind Direktstromlieferverträge, die Strompreise und
-mengen langfristig sichern können. 27 Prozent der Industrieunternehmen geben an, dass sie solche PPAs umsetzen oder planen.
Die Bundesregierung hatte zur Entlastung Ende des vergangenen Jahres das Strompreispaket aufgelegt und darin sowohl die Senkung der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe als auch einen Zuschuss zu den Netzentgelten vorgesehen. Letzterer fiel dann aber dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts zum Opfer. Deutlich fiel daher die Einschätzung der Unternehmen aus: 31 Prozent geben dem Strompreispaket die Note mangelhaft, 24 Prozent verteilen sogar ein ungenügend.
Und so bleiben wichtige Forderungen an die Politik auch im Jahr 2024 bestehen: Neben der Senkung der Netzentgelte (89 Prozent der Unternehmen) sind dies vor allem die Straffung von Planungsverfahren (97 Prozent). 88 Prozent der Unternehmen fordern die Schaffung von Rahmenbedingungen für eine stärkere Entwicklung von PPAs. „Mit gezielten Investitionszuschüssen für den Ausbau erneuerbarer Energien kann die Politik hier schnell helfen“, argumentiert Anke Schweda: „Angesichts der bedrückenden Lage bei den befragten Unternehmen ist die Bundesregierung zum Handeln aufgefordert. Ansonsten wird es nicht bei kurzfristigen Produktionseinschränkungen und Teilverlagerungen bleiben. Die Politik muss für die Industrie und für energieintensive Betriebe schnellstmöglich konkrete und wirksame Maßnahmen vorlegen.“
Pressemeldung von Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim