IHK-Industrieausschuss: Unternehmen haben auf Corona-Betrieb umgestellt –
Internationale Lieferketten bereiten Sorge
„Das Stimmungsbild in der Industrie ist im Vergleich zu anderen Branchen relativ gut. Es ist den regionalen Unternehmen in den meisten Fällen gut gelungen, Schutzmaßnahmen für ihre Mitarbeiter und Kunden zu treffen und die Produktion aufrechtzuerhalten“, erklärte Hendrik Kampmann, Vorsitzender des IHK-Fachausschusses Industrie und Umwelt, anlässlich der jüngsten Sitzung, die als Videokonferenz durchgeführt wurde.
Einzelne Ausschussmitglieder zeigten sich besorgt, dass die Tragepflicht der Mund-Nasen-Abdeckung dazu beitragen könnte, die wichtige Abstandsregel weniger zu beachten. Hierdurch stiege das Risiko, dass Mitarbeiter oder deren Familien doch noch infiziert würden und das Virus so seinen Weg in die Unternehmen fände. „Die Maßnahmen zum Schutz vor Corona bleiben bis auf Weiteres notwendig. Hierfür übernimmt die Industrie sichtbar Verantwortung und investiert zum Beispiel in zusätzliche persönliche Schutzausstattungen“, so Kampmann.
Während man am Anfang der Pandemie oft aus der Not heraus kurzfristig Hygiene- und Sicherheitskonzepte entwerfen und umsetzen musste, werden die neuen Anforderungen an die Produktion inzwischen professionell in die betrieblichen Abläufe integriert. Herausforderungen für die Betriebe sind aktuell vor allem die Sicherstellung der nationalen und internationalen Lieferketten und mögliche Zahlungsausfälle.
Für Lieferengpässe und Probleme bei der Versorgung habe man bisher noch Lösungen gefunden und individuell vorgesorgt, so die Ausschussmitglieder. Die Sorge um internationale Wertschöpfungsketten steige aber angesichts des globalen Pandemieverlaufs.
Jochen Freese, Mitglied des Executive Boards bei Hellmann Worldwide Logistics SE & Co. KG in Osnabrück, bestätigte die Sorgen der Industrie in seinem Vortrag über die Auswirkungen des Coronavirus auf die weltweiten Lieferketten. „In der Luftfahrt ist es bereits zu Preissteigerungen gekommen.“ Ursache hierfür sei die Einstellung der Passagierflüge. Dadurch seien deren Frachtkapazitäten von heute auf morgen dem Markt entzogen worden, so Freese. Der Logistikexperte zeigt sich besorgt, dass diese Verknappung langfristig wirken und durch die Insolvenzen von Fluggesellschaften womöglich noch verstärkt werde.
Um Zahlungsausfällen vorzubeugen, hatte die Bundesregierung Mitte April einen Schutzschirm für Warenkreditversicherungen aufgespannt und damit eine Forderung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) umgesetzt. „Der Schutzschirm sorgt dafür, dass deutsche Unternehmen nicht auf unbezahlten Rechnungen ihrer in- und ausländischen Kunden sitzen bleiben“, erläuterte IHK-Geschäftsbereichsleiterin Anke Schweda.
Der Bund garantiert darin Entschädigungszahlungen der Kreditversicherer von bis zu 30 Milliarden Euro für das laufenden Jahr und trage so zu einer Stabilisierung der deutschen Wirtschaft bei.
Der aus ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern bestehende IHK-Fachausschuss Industrie und Umwelt trifft sich dreimal jährlich. Seine Mitglieder tauschen sich regelmäßig mit Experten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft aus und erarbeiten Positionen für die IHK-Vollversammlung.
Quelle: Pressemeldung Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim