Integration durch Handwerk: Vom Flüchtling zum Meister und Existenzgründer

Integration durch Handwerk: Vom Flüchtling zum Meister und Existenzgründer
IHAFA-Teilnehmer Dlovan Suleimann zeigt Integrationsberater Hussein Kerri stolz seinen frisch eröffneten Friseursalon. (v.l.n.r.) Foto: Sarah Lehmler/ Handwerkskammer Oldenburg

Integration durch Handwerk: Vom Flüchtling zum Meister und Existenzgründer

Oldenburg. Wer Dlovan Suleiman in seinem Salon 4you in Donnerschwee besucht, wird mit einem großen Lächeln empfangen. „Dass sich meine Kundschaft sofort wohlfühlt, lag mir bei der Ausstattung meines Ladens besonders am Herzen“, verrät der Neugründer.

Geboren wurde der 30-Jährige in Syrien. Doch schon als Teenager träumte er von einem Leben in Deutschland, da die Familie seines besten Freundes dorthin gezogen war. Aber er blieb erstmal. „Meine Eltern hatten die Hoffnung, dass der Krieg nicht zu uns kommt“, erzählt er. „Die Lage in unserer Region war immer sehr schwankend.“ Aber 2015 holte er sie doch ein, so dass Suleimann nach Deutschland floh. Hier landete er erst in München und kam durch einen Bekannten zufällig nach Oldenburg „Der genaue Ort war für mich ganz egal, denn Deutschland war für mich zu dem Zeitpunkt eine weiße Karte.“

Von Anfang an war ihm aber klar, dass er unbedingt arbeiten wollte, um wirklich anzukommen. Helfen ließ er sich dabei von Hussein Kerri, dem Integrationsberater und Verantwortlichem für das Integrationsprojekt Handwerkliche Ausbildung für Flüchtlinge und Asylbewerber (IHAFA-Projekt) der Handwerkskammer. „Schon beim ersten Gespräch habe ich gespürt: das ist ein Kandidat für eine Ausbildung“, freut sich Kerri. „Man hat sofort gemerkt, dass er bereit ist, an sich zu arbeiten und etwas erreichen möchte.“ Auf dem ersten Bericht notierte er sich noch, dass er einen Ausbildungsstart im Jahr 2017 aufgrund von Suleimanns Deutschkenntnissen, die zu diesem Zeitpunkt erst auf B1-Niveau waren, für schwierig hielt. Doch der überraschte ihn und startete im August 2017 seine Ausbildung zum Friseur.

„Ich habe schon in Syrien meiner Familie und Freunden gerne Frisuren gemacht“, berichtet er lächelnd. Diese Erfahrung half ihm dann auch bei der Ausbildung. „Praktische Fähigkeiten hatte ich schon einige, aber die Theorie und besonders die Sprache waren ja ganz neu für mich.“ Aber Suleimann biss sich durch und schaffte so nicht nur seine Ausbildung samt Übernahme, sondern entschied sich schon kurze Zeit später, den Meister noch draufzusetzen. „Ich war schon immer kreativ. Aber erst die Ausbildung hat mir das Werkzeug in die Hand gegeben, diese Fantasien umsetzen zu können.“

Die Meisterschule stellte ihn zu Beginn vor Herausforderungen. „Ich hatte am Anfang wirklich Angst, ich dachte, das schaffe ich nicht“, gibt der Jungunternehmer zu. „Aber im arabischen gibt es ein Wort – Tahaddi – was man in etwa mit ‚ich stelle mich den Problemen‘ übersetzen kann.“ Und so lernte er die kommenden Monate trotz Teilzeitstelle am Tag und Meisterkurs am Abend auch noch die Nächte durch. „Nach zwei bis drei Monaten stellte sich dann der Erfolg ein und ich merkte: das kann doch etwas werden.“

Und wie das etwas wurde, sieht jeder, der den frischgebackenen Familienvater in seinem Friseursalon besucht. Die Entscheidung zur schnellen Selbstständigkeit war natürlich ein Risiko, für das er seinen sicheren Job als Betriebsleiter in einem Friseursalon aufgab. Aber Suleimann ist überzeugt: „Man muss im Leben Dinge auch einfach mal probieren. Dann kann zwar etwas schiefgehen, aber es ist besser, als es gar nicht erst versucht zu haben.“

Da überrascht es auch nicht, dass der junge Mann an seinem Beruf besonders die Möglichkeit zur Veränderung liebt. „Mit einem neuen Schnitt oder frischer Farbe kann ich ein Gesicht und die ganze Person verwandeln. Das bringt einem auch Freiheit und gibt dem Kunden ein neues Gefühl.“ Für die Zukunft interessiert er sich deshalb auch für eine Fortbildung zum Thema Perücken. „Das ist ein Bereich, in dem ich mich sehr gerne weiterbilden und noch viel mehr lernen möchte.“ Die Ideen werden dem engagierten Friseurmeister wohl noch lange nicht ausgehen.

Die Erfolgsgeschichte von Dlovan Suleiman spiegelt den Geist des IHAFA-Projekts wider. Seit Beginn des Projekts hat Hussein Kerri über 1.200 Geflüchtete beraten und unterstützt, wovon über 350 in Arbeit vermittelt werden konnten, mehr als 170 in Ausbildung sind oder waren und sieben sogar bereits den Meistertitel erlangt haben.

Pressemeldung von  HWK Oldenburg