Wirtschaftskriminalität in Weser-Ems

Wirtschaftskriminalität
Wirtschaftskriminelle gibt es in allen Bundesländern und Regionen. Allerdings zeigt sich in Weser-Ems, dass eine infrastrukturell gute Lage für eine größere Ansiedlung von dubiosen Unternehmen sorgt.

Wirtschaftskriminalität in Weser-Ems

Wirtschaftskriminalität ist ein weit verbreitetes und branchenübergreifendes Strafdelikt. Das LKA hat den verstärkten Kampf gegen die Wirtschaftskriminalität in Weser-Ems aufgenommen und wird die Ermittlungen flächendeckend vertiefen.

Die Verschleierung bei Wirtschaftskriminalität ist besonders hoch. Dabei entstehen Millionenschäden, ohne dass die Straftaten zuverlässig und vollständig aufgedeckt werden. Erst wenn der Zoll oder Wirtschaftsdetektive auf einen Missstand aufmerksam werden, lässt sich die Verschleierung nicht länger aufrecht erhalten. Dann kommen Zahlen ans Tageslicht, die in ihrer Höhe kaum vermutet worden wären. Doch viele Geschädigte sehen von Anzeigen ab, wodurch die Dunkelziffer bei wirtschaftskriminellen Handlungen deutlich höher als die veröffentlichten Zahlen sind.

 

Wirtschaftskriminalität in Weser-Ems: Beispiele und Zahlen

Der „Klassiker“ Schwarzarbeit gehört zu den am häufigsten aufgedeckten Fällen in der Wirtschaftskriminalität. Täglich sind der Zoll und Ermittler in Weser-Ems unterwegs und überprüfen Baustellen und die Industrie. Entgegen der weitläufigen Meinung, dass Schwarzarbeit eher bei kleineren Bauunternehmen auf der Agenda steht, zeigen die Zahlen eine andere Tendenz. Verschleiert wird die Beschäftigung nicht angemeldeter, meist ausländischer Arbeiter durch Sub-Unternehmerschaft und die kalkulierte Verwischung von Spuren zum Hauptauftraggeber. Aber auch Scheinfirmen und Finanzbetrug bei Anlegern sind in Weser-Ems bekannt geworden und wurden in 2017 angezeigt. Beispielsweise lockte ein Anlagebetrüger mit 40 bis 60% Rendite, während er die Kundengelder beim Lotto verzockte und nicht nur die Rendite, sondern auch den Anlagebetrag nicht ausbezahlten konnte. Die Verbraucherzentrale und Finanzaufsicht sehen in der voranschreitenden Digitalisierung einen wachsenden Spielraum für Cyberkriminelle, die auch in Weser-Ems nicht untätig sind.

 

Einsatz von Analysten beim LKA im Gespräch

Bisher ist das Konzept noch nicht abgesegnet. Aber die Wirtschaftskriminalität Weser-Ems soll mit Hilfe von Analysten gemindert werden. Die kontinuierlich steigende Statistik und die verhältnismäßig hohe Anzahl unentdeckter wirtschaftskrimineller Handlungen in Gegenüberstellung zu aufgedeckten Fällen zeigt auf, dass neue Mittel und Möglichkeiten zur Anwendung kommen müssen. Selbst wenn Ermittler Gewinne aus kriminellen Geschäften aufspüren, dürfen diese vom Täter behalten werden, wenn der Zusammenhang zwischen dem Geld und einer Ursprungstat nicht hergestellt werden kann.

Wirtschaftskriminelle sind Experten der Verschleierung und kennen die Wege, Gelder aus ihren Straftaten vom Ursprung zu trennen und damit einen Tatnachweis auszuschließen. Nur wenn die Zusammenhänge untersucht werden und eine Verbindung hergestellt werden kann, trägt die Wirtschaftskriminalität für den Täter keine vorteilhaften Folgen. Was bringt schließlich die Aufdeckung, wenn das Geld am Ende behalten werden kann. Die niedrige Ermittlungsquote ist ein Grund, warum die Wirtschaftskriminalität in Weser-Ems steigt und sich unlautere Unternehmen sicher fühlen.

Bei Schwarzarbeit ist die Aufdeckungsquote hoch, da die Ermittlungen direkt vor Ort vorgenommen werden und es dem Schwarzarbeiter nicht gelingt, im Zuge einer Kontrolle von der Baustelle zu flüchten. Anders ist es, wenn es um Steuerhinterziehung oder die Veruntreuung von Kundengeldern geht. Hier kann ein Analyst für deutlich mehr Plausibilität und damit für die Aufklärung der Fälle sorgen.

 

Mehr Ermittler gegen Scheinfirmen und Umsatzsteuerkarusselle

Ein großes Problem in der Wirtschaftskriminalität sind Scheinfirmen. In Weser-Ems wurden bereits einige Briefkastenfirmen ermittelt, doch die Dunkelziffer liegt weitaus höher. Sehr problematisch sind Umsatzsteuerkarusselle, deren Agitatoren Meister der Verschleierung sind und die „gesparten“ Steuern praktisch ohne Spur ins Ausland transferieren. Durch die Warenverschiebung innerhalb Europas zahlen Wirtschaftskriminelle keine Vorsteuer und begünstigen Millionenschäden.

In der eigenen Tasche hingegen summiert sich das Geld, das durch die Steuervermeidung gespart wurde. Ein weiterer Bereich der Wirtschaftskriminalität ist die „Firmenbeerdigung“. Hier werden Firmen gekauft, Schulden gemacht und vor dem Termin der Rückzahlung Insolvenz angemeldet. Um diesem Bereich der Wirtschaftskriminalität in Weser-Ems auf die Schliche zu kommen, sind deutlich mehr Ermittler und Spezialisten in der Insolvenzabwicklung nötig.

Wirtschaftskriminelle gibt es in allen Bundesländern und Regionen. Allerdings zeigt sich in Weser-Ems, dass eine infrastrukturell gute Lage für eine größere Ansiedlung von dubiosen Unternehmen sorgt.

Die Bekämpfung wirtschaftskrimineller Handlungen und deren Folgen für den Fiskus ist ein Kernanliegen des zuständigen LKA. Die häufigen Zollkontrollen gegen Schwarzarbeit haben sich bereits bewährt. Nun geht es darum, die Wirtschaftskriminalität in Weser-Ems generell zu mindern und gegen Briefkasten- und Scheinfirmen, sowie gegen kriminelle „Vorsteuersparmodelle“ vorzugehen. Hier wird sich das LKA um spezialisierte Ermittler bemühen.