So meistert das Handwerk die Krise

So meistert das Handwerk die Krise
Kreativ und solidarisch in der Krise: „Wir lassen uns von Corona nicht ins Handwerk pfuschen.“ Foto: ZDH

So meistert das Handwerk die Krise

Kreative, verantwortungsvolle und solidarische Beispiele

Betriebliche Abläufe, Materialbestellung, neue Geschäftsfelder oder Hilfsprojekte: Die Pandemie sorgt für neue Ansätze in den Unternehmen. Gute Beispiele gibt es in allen Branchen, wie die Wirtschaftszeitung „Norddeutsches Handwerk“ in dieser Woche berichtet.

 

Mutmacher aus dem Ofen

Bäckereien und Konditoreien zeigen sich äußerst kreativ: Da gibt es die mit weißem Fondant ummantelte Klopapierrolle (Marmorkuchen) oder den „Amerikaner“ mit Mundschutz als Verzierung. Das Virus hat die Branche aber vor allem betriebswirtschaftlich erfasst.

Die Umsätze mit Cafébetrieb und Partyservice sind komplett weggebrochen. Jan Schröder von der Stadtbäckerei in Oldenburg hat trotz aller eigenen Probleme auch die Sorgen der Gastronomen im Blick. Die von den Kunden geliebten Berliner wurden zu „Mutmachern“ umgetauft.

Von einem Teil des Erlöses von jedem verkauften „Mutmacher“ werden Gutscheine in der Gastronomie gekauft. Mit diesen Gutscheinen wiederum bedankt sich der Chef bei seinen fleißigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

 

Bestatter sind gut vorbereitet

Gut vorbereitet sein: Nach diesem Gebot handelt das Oldenburger Bestattungsinstitut Osterthum zurzeit besonders akribisch. „Wir brauchen Zugang zu Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln“, so Jan Ole Osterthum. In diesem Zusammenhang sei es sehr wichtig, dass das Bestattungsgewerbe auch in Niedersachsen als „systemrelevant“ eingestuft werde.

Mit dem Status könnten Versorgungsmaterialien vorrangig bezogen werden. Vor allem bei den so genannten Bodybags, in denen die Leichname transportiert werden, drohen Engpässe. „Da ist es eine Erleichterung, wenn zum Beispiel das Klinikum Oldenburg die Bodybags selbst stellt“, lobt Osterthum.

 

Ein Goldschmied sagt „Danke“

Andreas Speckmann hat sich etwas ganz Besonderes für die Kämpfer gegen Corona ausgedacht. Der Inhaber von Die Goldschmiede Speckmann lässt Medaillen mit der Aufschrift „Coronafighter“ gießen. Die Buchstaben umzingeln das Virus.

Hintergrund: Speckmann engagiert sich für die Tafel und hat 2015 eine unabhängige Spendengruppe gegründet.

„Während der Coronazeit ist die Ausgabe der Oldenburger Tafel geschlossen. Umso schöner, dass es ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gibt, die zu den Kunden der Tafel nach Hause gehen und die Grundversorgung kontaktlos vor die Tür stellen“, so der Gold- und Silberschmiedemeister.

 

Kreative Friseure und Kfz-Betriebe

Eine ausgefallene Lösung, die Mitarbeiter zu schützen, hat Olaf Janssen von Janssen Kraftfahrzeuge in Kirchhatten auf die Ladentheke gestellt: Dort wird eine Frontscheibe zum Spuckschutz umfunktioniert. Upcycling zu Zeiten von Corona – sehr lobenswert!

Viele Friseursalons waren während des Öffnungsverbotes online aktiv und bleiben es auch weiterhin. Beispiel „Headcrash“ in Oldenburg: Über die Plattform Ticket2go können die Kunden Gutscheine für zukünftige Besuche kaufen oder aber auch etwas spenden. Zudem bietet Inhaber Marcus Rastetter die Möglichkeit an, online Haarpflegeprodukte für zu Hause zu kaufen, die dann bis an die Haustür geliefert werden.

Die Bezahlung der Produkte erfolgt über Rechnung, die der Bestellung beiliegt. Vor der Pandemie konnte man schon „Headcrash-T-Shirts“ im Salon kaufen, jetzt kann man sie sich auch online bestellen. Mit der Wiedereröffnung musste der Salon die Bedienplätze von 13 auf acht reduzieren.

 

Fotograf startet Kampagne

Für eine belebte Oldenburger Innenstadt hat sich Sven Seebergen seit dem Tag des Lockdowns stark gemacht. Der Fotograf und Inhaber des Foto- und Bilderwerks sagte sich: „Wir müssen jetzt schnell ein Zeichen setzen. Die Schaufenster sollen nicht leer aussehen.“ Daraus entwickelte er eine Kampagne mit Headlines wie „Zeig Gesicht“ oder „Kauf in Oldenburg“, bei der viele Geschäftsinhaber und Angestellte mitmachten.

Die Porträts erstellte Seebergen trotz eigener Einnahmeverluste durch Corona ohne Honorar. Auch die Stadt Oldenburg schloss sich der Grundidee an. Unter dem Titel „Ich kaufe in Oldenburg“ wird der örtliche Handel ins Rampenlicht befördert. Plakate hängen mittlerweile in der ganzen Stadt. Die Aktion wird vom DCO Digitaldruck Centrum Oldenburg und von Elektro Frerichs unterstützt.

Quelle: Pressemeldung Handwerkskammer Oldenburg