„Corona frisst sich in die Wirtschaft“ – Öffnungsplan gefordert

„Corona frisst sich in die Wirtschaft“ – Öffnungsplan gefordert

„Corona frisst sich in die Wirtschaft“ – Öffnungsplan gefordert

Nur auf den ersten Blick zeigt sich die Konjunktur in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim zum Jahreswechsel 2020/21 robust. Der IHK-Konjunkturklimaindex stieg um zehn Zähler, liegt mit nun 99 Punkten allerdings weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt von 108 Punkten. Und obwohl sich das Insolvenzrisiko der Unternehmen in Folge der wirtschaftlichen Verwerfungen stark erhöht haben dürfte, gibt es deutlich weniger Ausfälle von Firmen in der Region. Dies sind die Kernergebnisse der aktuellen Konjunkturuntersuchungen der IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim und der Creditreform Osnabrück/Nordhorn Unger KG.

„Der Anstieg des Indexwertes erfolgt allerdings um den Preis einer Spaltung der Konjunktur“, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf die Ergebnisse der IHK-Konjunkturbefragung unter mehr als 600 regionalen Unternehmen (ohne Tourismusbetriebe). Die vergleichsweise positive Beurteilung sei vor allem auf gut laufende Geschäfte vieler Industriebetriebe zurückzuführen. Dagegen habe der Lockdown unter anderem für den Einzelhandel und die Veranstaltungswirtschaft teilweise dramatische Konsequenzen.

Besonders negative Aussichten verzeichne der stationäre Einzelhandel, zumal wenn er wie im Bereich Textil, Bekleidung und Schuhe mit Saisonware handelt. Dort rechne jeder zweite Betrieb auch in den kommenden Monaten mit weiter rückläufigen Umsätzen. „Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, drohen unseren Innenstädten und Ortszentren langfristige Schäden“, sorgt sich Graf. „Schöne Worte reichen den vom Lockdown betroffenen Unternehmen nicht mehr aus. Wenn Novemberhilfen im Januar und Dezemberhilfen im Februar fließen, ist das für viele Betriebe zu spät. Wir brauchen mehr Tempo, die Hilfen müssen jetzt fließen.“

Auch Creditreform beobachtet die aktuellen Konjunkturdaten mit Besorgnis. Zwar bewegt sich die Zahl der Zahlungsausfälle und Insolvenzen sowohl auf Bundesebene als auch in der Region auf einem niedrigen Niveau. So zeigt die regionale Risikoanalyse von Creditreform auf der Basis von registrierten Zahlungsausfällen 299 Ausfälle in den letzten 12 Monaten (Mitte 2020: 327 Ausfälle). Das entspricht einem Creditreform Risiko Indikator (CRI) von 0,99 % (Mitte 2020: 1,17 %).  Dabei konzentrieren sich die Ausfälle auf die Bereiche Gastronomie, Einzelhandel sowie Verkehr und Lagerei. Erhöht bleibt weiter auch der Baubereich.

„Die aktuellen Ausfallquoten bilden insofern die wirtschaftlichen Entwicklungen nur unzureichend ab“, erklärt Creditreform-Prokurist Armin Trojahn. „Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen und die in Teilen ausgesetzte Pflicht zur Insolvenzanmeldung verschleiern die tatsächliche Lage“. „Man müsse jetzt mehr denn je hinsehen, wie es um die Bonität der Geschäftspartner wirklich bestellt ist“, so Trojahn weiter. Es zeichne sich bereits ab, dass sich das Zahlungsverhalten in der Region verschlechtert und sich die Liquiditätssituation der Firmen spürbar anspannt.

Das betrifft insbesondere die Gastronomie, es sind aber auch signifikante Verschlechterungen in der Industrie zu beobachten. Selbst bei Unternehmen mit guter Bonität gebe es erste Warnsignale beim Zahlungsverhalten. „Die Wirtschaft ist im Innersten massiv in Bewegung und wir müssen mit Sekundäreffekten bei den Ausfällen rechnen“, beschreibt Trojahn die Situation.

Nach einer gemeinsamen Einschätzung von IHK und Creditreform bestehen aktuell kaum Chancen auf ein schnelles Ende der Corona-Krise. „Wir erleben derzeit Strukturverschiebungen, die die Wirtschaft in ein Ungleichgewicht bringen. Insofern ist Corona eine Krankheit, die sich nun auch in die Wirtschaft frisst“, so Graf und Trojahn.

„Das politische Ziel muss sein, den Lockdown so schnell wie möglich zu beenden und den Unternehmen die Möglichkeit zu geben, ihren Geschäften wieder sicher nachzugehen“, sind sich Graf und Trojahn einig. Dringend notwendig sei jetzt wie im Mai des vergangenen Jahres ein Stufenplan bis zur vollständigen Öffnung der Geschäfte. Dieser müsse nun von der Landesregierung erarbeitet werden.

Weitere Ergebnisse und Grafiken zu den einzelnen Branchen können dem aktuellen IHK-Konjunkturbarometer entnommen werden (Nr. 5011984).

Quelle Pressemeldung von  Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim