IHK-Konjunkturumfrage für Niedersachsen

IHK-Konjunkturumfrage für Niedersachsen

IHK-Konjunkturumfrage für Niedersachsen

Die Geschäftslage der niedersächsischen Wirtschaft hat sich zwar im vierten Quartal weiter verbessert, bleibt aufgrund des ungewissen Fortgangs der Pandemie aber angespannt. Die Erwartungen der Unternehmen zeigen die Bremswirkung der Schließungen und die neue Verunsicherung. „Wir haben unverändert die Lage, dass drei Viertel der Unternehmen mit ihrer Geschäftslage zufrieden sind, aber gleichzeitig vielen Einzel­händlern und Dienstleistern wegen der Schließung ihres Unternehmens die Insolvenz droht. Das Eigenkapital ist aufgebraucht, viele Unternehmen stehen vor dem Nichts“, so Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen. „Schöne Worte reichen den vom Lockdown betroffenen Unternehmen nicht mehr aus, jetzt müssen die Hilfen fließen.“ Die bessere Geschäftsentwicklung in Teilen der Wirtschaft lässt den IHK-Konjunkturklimaindikator für das vierte Quartal 2020 um zwei auf 91 Punkte (Vorquartal: 89 Pkt.) steigen. Das ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage der niedersächsischen Industrie- und Handelskammern mit knapp 2.000 Unternehmensantworten.

Die Wirtschaftslage in Niedersachsen bleibt stark branchenabhängig. Während der Einzelhandel, Hotels und Gaststätten, die Reise- und Messewirtschaft unter anhaltenden Beschränkungen leiden, ist gleichzeitig in der Industrie eine Belebung der Nachfrage aus dem In- und Ausland festzustellen. Insgesamt ergibt sich folgendes Bild: Die aktuelle Geschäfts­lage wird von 28 Prozent (Vorquartal: 22 %; Vorjahr: 31 %) der Unternehmen als gut beurteilt, 47 Prozent (Vq. 50; Vj. 57 %) sind zufrieden und 25 Prozent (Vq. 28 %; Vj. 13 %) beurteilen ihre Lage als schlecht. Die Erwartungen an die kommenden Monate haben sich trotz des Lockdowns ab Mitte Dezember zum Beginn der Umfrage nur geringfügig verschlechtert: Unverändert 16 Prozent der Unternehmen (Vj. 14 %) rechnen mit einer günstigeren Geschäfts­entwicklung, 49 Prozent (Vq. 51 %; Vj. 62 %) erwarten gleich bleibende Geschäfte und 35 Prozent (Vq. 33 %; Vj. 25 %) rechnen mit einer negativen Entwicklung.

Die starke Geschäftsbelebung nach dem Ende des ersten Lockdowns im Sommer und Herbst 2020 zeigt, dass die Wachstumskräfte der letzten Jahre noch weitgehend intakt sind. Dementsprechend haben sich die Investitionsplanungen der Unternehmen im Vergleich zum Vorquartal erhöht und liegen damit wieder im langjährigen Durchschnitt. Die Personalplanungen zeigen sich nur leicht erholt und bleiben negativ.

Die Industrie hat ihre Erholung auch im vierten Quartal 2020 fortgesetzt. Die gegenwärtige Geschäftslage hat sich um 19 Punkte weiter stark verbessert und liegt damit nur 4 Punkte unter dem Vorkrisenniveau. Diese positive Entwicklung spiegelt sich in den höheren Auftragseingängen wider. Der Auftragsbestand wird von den Unternehmen allerdings immer noch für zu niedrig befunden (Saldo -11). Auch die Investitionsabsichten sind gestiegen und übertreffen sogar den Vorjahreswert. Im Bereich Automotive haben sich die Auftragseingänge positiv entwickelt, was sich auch in den verbesserten Geschäftserwartungen widerspiegelt. Ein aktuelles Problem der Branche ist die mangelnde Verfügbarkeit von Computerchips für die Kfz-Hersteller.

Der Boom der Bauwirtschaft verliert langsam an Schwung. Die Auftragseingänge sind leicht rückläufig, aber der Auftragsbestand ist weiterhin in allen Baubereichen hoch. Gerade Wohnimmobilien bleiben gefragt und dürften 2021 zum alleinigen Wachstumstreiber der Branche werden.

Für den Einzelhandel ist mit Ausnahme der Supermärkte, Drogerien und Apotheken der zwei­te Lockdown seit Mitte Dezember eine wirtschaftliche Katastrophe. Das wichtige Weihnachtsgeschäft fehlt allen stationären Händlern. Nur Einzelhändler mit einem zweiten Verkaufskanal (Click & Collect, Onlineshop) haben derzeit eine Chance, ihre Kosten zumindest teilweise decken zu können. Oft wird allerdings nur ein Bruchteil des üblichen Umsatzes generiert. Damit wird es auf die Höhe der zugesagten Hilfen des Bundes ankommen, inwieweit Händler eine Überlebenschance haben. Die Insolvenzen auch großer Ketten zeigen, dass Mittelständler wie Großunternehmen derzeit gleichermaßen zu kämpfen haben. Der Großhandel ist von der Schließung nicht direkt betroffen und hat sich im vierten Quartal positiv entwickelt. Die Geschäftserwartungen werden angesichts zurückhaltender Industriekunden und stockenden Konsums aktuell skeptisch bewertet.

Den ersten Lockdown im Frühjahr 2020 hatte der Güterverkehr im Herbst überwunden. Die neuerliche Schließung des Handels führt im Verkehrsgewerbe zu einem Rückgang des Transportvolumens. Die Personenbeförderung in Bussen und Taxen ist, soweit überhaupt erlaubt, mangels Fahrgästen nur unrentabel zu betreiben. Die Geschäftsaussichten im Trans­portgewerbe bleiben kurzfristig unbefriedigend.

Die Geschäftslage der Banken ist unverändert zufriedenstellend. Das Kreditgeschäft mit Privatkunden und Investitionskrediten war im vierten Quartal weiterhin expansiv. Die Geschäfts­erwartungen bleiben auf­grund der absehbaren Kreditausfälle ungünstig. Die Versicherungen sind mit dem aktuellen Neugeschäft nicht zufrieden, erwarten aber eine Belebung des Geschäfts und höhere Beitragseinnahmen.

Bei den Dienstleistungsunternehmen sind die Geschäftsverläufe zwischen den Branchen sehr unterschiedlich. Während die Bereiche Medien und IT, Immobilien, Beratung, Werbung sowie Architektur- und Ingenieurbüros mit der Geschäftsentwicklung zufrieden sind, haben Veranstalter und andere Unternehmen mit direkten sozialen Kontakten kaum Umsätze. Um Insolvenzen dieser Unternehmen zu verhindern sind weitere Hilfen zwingend notwendig.

Ausblick

„Die Stimmung kippt gerade in vielen Branchen und schwankt zwischen frustriert und zunehmend auch verzweifelt. Die Unternehmen und ihre Mitarbeitenden haben mittlerweile große Existenzängste.“ Nicht allein die Menschen, sondern gerade die durch den Lockdown hart getroffenen Unternehmen brauchen dringend eine Perspektive. „Die Politik muss schnellstens alles tun, um großen Schaden abzuwenden. Die finanziellen Unterstützungen müssen jetzt erfolgen und es muss möglichst schnell und umfassend geimpft werden“, so die Einschätzung der IHKN-Hauptgeschäftsführerin.

Quelle Pressemeldung von  IHK Niedersachsen