Handwerk wartet auf Material

Handwerk wartet auf Material
Präsentierten die Lage im regionalen Handwerk: Kammer-Vizepräsidentin Irene Lammers, Betriebsinhaber Timo Stramann sowie hinten von links HWK-Hauptgeschäftsführer Heiko Henke und HWK-Betriebsberater Klaus Hurling. Foto: Torsten Heidemann / Handwerkskammer Oldenburg

Handwerk wartet auf Material

ldenburg. Lange Lieferzeiten und hohe Preissteigerungen: Ein Großteil der 13.000 Handwerksbetriebe im Bezirk der Handwerkskammer Oldenburg wird auf eine harte Probe gestellt. „Neun von zehn Betrieben geben in unserer Konjunkturumfrage an, dass die Einkaufspreise gestiegen sind. Aber nur fünf von zehn war es möglich, dies bei den Verkaufspreisen umzusetzen“, berichtet Vizepräsidentin Irene Lammers. „Zurzeit sind viele Materialien nur schwer zu bekommen. In unserem Unternehmen müssen wir mit langen Lieferzeiten bei Aluminiumprodukten, Kabel und Wechselrichtern planen“, ergänzt Timo Stramann, Geschäftsführer der SRP Elektrotechnik GmbH & Co. KG aus Ahlhorn.

Lammers und Stramann gaben an diesem Mittwoch zusammen mit Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Heiko Henke und Klaus Hurling, betriebswirtschaftlicher Berater der Kammer, gegenüber der Presse Einblicke in die Lage des regionalen Handwerks. „In der Gesamtbetrachtung hat sich das Geschäftsklima im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert. Der Index ist von 124 auf 128 Punkte angestiegen. Einmal mehr wird die Lage im Bau- und Ausbauhandwerk durch die Befragten als überdurchschnittlich positiv eingeschätzt. Auch bei den Zulieferern verbessert sich die Stimmung wieder“, fasste Henke zusammen.

Betriebsberater Hurling hatte die Umfrage, bei der 486 Antworten eingingen, ausgewertet. Er sagte: „Die Betriebe des Kfz-Handwerks sind mit der Konjunktur recht zufrieden, bewerten ihre Auftrags- und Umsatzsituation allerdings noch als unterdurchschnittlich. Trotz Corona sehr zufrieden zeigen sich die teilnehmenden Unternehmen des Nahrungsmittelhandwerks, die Nachfrage nach Beschäftigten ist hoch. Gleiches gilt auch für die Betriebe des Gesundheitshandwerks. Von den Auswirkungen der Corona-Pandemie stark betroffen sind nach wie vor die Unternehmen des Dienstleistungshandwerks, zu dem insbesondere die körpernahen Dienstleistungen zählen.“

Elektrotechnikermeister Timo Stramann bestätigt die gute Auftragssituation – im Ausbauhandwerk kletterte der Index von 130 auf 133 Zähler – für seinen Betrieb. SRP Elektrotechnik unterstützt Unternehmen und Privatkunden der Solarbranche. „Die Installationen von Photovoltaikanlagen bis 30 Kilowatt Leistung bei Privathäusern und kleineren Gewerbetreibenden ist stark ansteigend. Die vergangenen sechs Monate waren turbulent. Die Kunden sind entscheidungsfreudig und fragen vor allem, wann das Vorhaben fertiggestellt ist.“

Das Ahlhorner Unternehmen hat seinen Lagerbestand erweitert, um die Kundenwünsche bedienen zu können. „So können wir das Tagesgeschäft abdecken und fallen nicht aus allen Wolken, wenn es heißt, dass die Aluminium-Unterkonstruktion erst wieder ab Mai 2022 lieferbar ist“, erklärt Geschäftsführer Stramann. Auch in den kommenden Monaten erwartet er viel Arbeit, was die Organisation von Material anbelangt.

„Neben den Preisen und dem Material beschäftigt uns ein weiteres Mega-Thema: der Nachwuchs und somit die Attraktivität der Dualen Ausbildung“, sagte Hauptgeschäftsführer Henke während des Pressegesprächs. So sieht es auch Betriebsinhaber Stramann: „Wir haben einen Platz im neuen Ausbildungsberuf ‚Elektroniker für Gebäudesystemintegration‘ besetzt. Damit sprechen wir eine leistungsstarke und motivierte Zielgruppe an.“ Zudem ist die Ausbildung für den Chef von 29 Mitarbeitern sehr zukunftsträchtig: „In Smart Homes müssen die unterschiedlichen Ebenen der Elektrotechnik auf einen Nenner gebracht werden. Der Elektroniker für Gebäudesystemintegration kann alles zusammenführen.“

 

„Wir müssen weiter daran arbeiten, dass das Handwerk noch attraktiver für Auszubildende und für Fachkräfte wird“, ergänzte Vizepräsidentin Lammers. „Wir sind froh, dass die Landesregierung die Meisterprämie bereitstellt und das Azubi-Ticket auf der Tagesordnung hat. Bei der Berufsorientierung an allen Schulen hoffen wir auf eine konsequente Realisierung. Immerhin erkennt die Politik immer mehr, dass die Klimaziele nur mit dem Handwerk umzusetzen und zu erreichen sind und dass das Handwerk ein systemrelevanter Stabilitätsanker in der Pandemie ist.“

Der gesamte Konjunkturbericht ist auf www.hwk-oldenburg.de zu finden.

Kammerbezirkszahlen: Im Kammerbezirk Oldenburg sind derzeit 13.000 Handwerksbetriebe eingetragen. Die Anzahl der Beschäftigten liegt bei rund 90.000 und die der Auszubildenden bei 7.450.

Quelle Pressemeldung von  Handwerkskammer Oldenburg