Konjunkturumfrage der IHK: Geschäftserwartungen brechen ein Jeder zweite Betrieb meldet schlechte Ertragslage

Konjunkturumfrage der IHK: Geschäftserwartungen brechen ein Jeder zweite Betrieb meldet schlechte Ertragslage
Bild: IHK Oldenburg

Konjunkturumfrage der IHK: Geschäftserwartungen brechen ein – Jeder zweite Betrieb meldet schlechte Ertragslage

Oldenburg. Die Gemengelage aus Krieg, steigenden Energiekosten, schwindender Kaufkraft und anhaltenden Lieferengpässen haben die Geschäftserwartungen von Industrie, Handel und Dienstleistungswirtschaft einbrechen lassen. 68 Prozent dieser Unternehmen aus dem Oldenburger Land sehen die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten pessimistisch, nur knapp drei sind zuversichtlich. Das ist das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK) für das dritte Quartal 2022, an der sich 267 Betriebe beteiligt haben. Der IHK-Konjunkturklimaindex, das wirtschaftliche Stimmungsbarometer unserer Region, fällt deutlich um über 20 Zähler auf 58,3 Punkte (Vorquartal: 79 Punkte).

„Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten schlagen mittlerweile bei vielen Betrieben durch – und zwar branchenübergreifend“, gibt Björn Schaeper, Geschäftsführer der IHK für Wirtschaftspolitik, die Stimmung vieler Unternehmen wieder. Unternehmen berichten über deutlich höhere, teilweise um das zehnfache höhere Energiekosten, Zulieferbetriebe können Termine wegen Materialmangels nicht einhalten, Handel und Gastgewerbe kämpfen zusätzlich mit Kaufzurückhaltung der Kunden. Die aktuelle Lage wird derzeit von 23 Prozent als schlecht beurteilt, 21 Prozent bewerten sie als gut (Saldo: -2 Prozent; Vorquartal: +15,6 Prozent). Fast jeder zweite Befragte meldet eine schlechte Ertragslage, berichtet Schaeper.

Die gestiegenen Kosten lassen sich nicht immer 1.1 auf die Kunden abwälzen. Um Kosten zu sparen, reagieren viele Betriebe mit Anpassungen der Produktions- oder Geschäftszeiten, auch wenn dies auf Kosten des Umsatzes geht. Erschwerend sei, dass das Konjunkturumfeld global eingetrübt sei, so Schaeper. Der Export falle somit als Stütze oder Antrieb weg.

„Hinzu kommt die Befürchtung eines vollständigen Gasstopps“, beschreibt der IHK-Geschäftsführer ein Szenario. Das würde Gaszuweisungen und damit umfassendere Produktionsdrosselungen oder gar -einstellungen bedeuten und hätte somit noch drastischere Konsequenzen für die Konjunktur als die ohnehin schon sehr schwierigen Bedingungen. Die Unsicherheit bleibt laut Umfrage daher sehr hoch. Investitionen, auch in Digitalisierungsvorhaben und in Weiterbildungsmaßnahmen, werden verschoben (der Saldo aus zunehmenden und abnehmenden Investitionsausgaben beträgt -10,7 Punkte im Vorquartal waren es -1,1 Prozent).

Die geplante Gaspreisbremse zur Entlastung der Unternehmen und Verbraucher sei ein wichtiges Signal, so Schaeper. Sie zeige eine klare Perspektive für die Betriebe auf und trage zu mehr Planungssicherheit bei. Weitere Schritte müssten aber noch folgen.

„Die IHK hat zehn Maßnahmen erarbeitet und eingefordert, mit denen die Politik die Versorgungssicherheit verbessern sollte“, sagt der IHK-Geschäftsführer. Darüber hinaus gibt die IHK mit anderen Partnern unter dem Motto „Zusammen. Energie sparen“ Tipps und Informationen für Unternehmen.

Branchenergebnisse

Materialknappheit und steigende Energiepreise belasten das Ergebnis der Industrieunternehmen. Teilweise werden Produktionsanpassungen vorgenommen, um Kosten zu sparen. Aus dem In- und Ausland sind deutlich weniger Order gekommen. Die Lage wird daher deutlich schlechter beurteilt als im Vorquartal.

Die steigenden Baupreise und die Investitionszurückhaltung der Unternehmen haben die Nachfrage nach Bauleistungen merklich zurückgehen lassen. Zwar sind die Auftragsbücher des Baugewerbes noch gut gefüllt, ob dieses Volumen aber tatsächlich realisiert wird, ist ungewiss.

Die enormen Kaufkraftverluste wegen den Preisanpassungen bei Energie und Lebensmitteln hinterlassen tiefe Spuren im Einzelhandel. Der Konsum und damit der Umsatz sind im dritten Quartal deutlich zurückgegangen. Eine kurzfristige Besserung erwarten die Einzelhändler laut Umfrage nicht.

Die Stimmung im Großhandel hat sich gedreht. Deutlich mehr Binnenhändler sind mit der aktuellen Lage unzufriedener als im Vorquartal, weniger Betriebe berichten von einem guten Quartal. Im Im- und Exportgroßhandel beurteilt fast jeder zweite Betrieb die aktuelle Lage als schlecht.

Im Verkehrs- und Logistikgewerbe wird die Geschäftslage für das dritte Quartal positiv bewertet. Nach wie vor besteht eine hohe Nachfrage nach Transportdienstleistungen bei begrenzten Kapazitäten. Dies führt zu steigenden Preisen. Für die nächsten Monate sind die Erwartungen aber negativ.

Die Auftragseingänge sind zum zweiten Mal infolge gefallen. Daher wird die derzeitige Situation im Dienstleistungsgewerbe schlechter beurteilt als im Vorquartal, sie bleibt aber noch überwiegend zufrieden stellend. Für das nächste Jahr rechnen die Betriebe mit einem schwierigen Umfeld.

Pressemeldung von  IHK Oldenburg