Fachkräfteeinwanderung und Weiterbildung: Zwei Säulen zur Eindämmung des Fachkräftemangels

Fachkräfteeinwanderung und Weiterbildung: Zwei Säulen zur Eindämmung des Fachkräftemangels

Fachkräfteeinwanderung und Weiterbildung: Zwei Säulen zur Eindämmung des Fachkräftemangels

Niedersachsen sieht große Chancen in der gezielten Fachkräfteeinwanderung und beim Thema Weiterbildung in der Transformation. Beide Aspekte standen heute im Mittelpunkt eines Gesprächs zwischen niedersächsischen Vertreterinnen und Vertretern der Landesregierung, der Bundesagentur für Arbeit, dem Deutschen Gewerkschaftsbund und den Unternehmerverbänden Niedersachsen sowie der IHK Niedersachsen und den Handwerkskammern.

Niedersachsens Arbeitsminister Dr. Andreas Philippi hatte die Spitzen der Organisationen eingeladen, um über weitere Maßnahmen zur Sicherung des Fachkräftebedarfs zu beraten. Dabei erklärte die Runde es zum vordringlichen Ziel, im gemeinsamen Schulterschluss die niedersächsischen Unternehmen für die Themen Fachkräfterekrutierung aus dem Ausland und berufliche Weiterbildung zu sensibilisieren, sie über die neuesten Entwicklungen zu informieren und bedarfsgerecht zu unterstützen. Denn der Fachkräftemangel hat eine neue Dimension erreicht. Er tritt mittlerweile in fast allen Berufen, Branchen und Regionen auf. Dabei steht der Höhepunkt des demografischen Wandels noch bevor. Jeder dritte Erwerbstätige in Niedersachsen erreicht in den nächsten 15 Jahren das Rentenalter. Schon jetzt ist spürbar, dass der Nachwuchs fehlt. Inländische Gruppen wie Frauen, Ältere, junge Erwachsene ohne Schul- oder Berufsabschluss und bereits in Niedersachsen lebende Migrantinnen und Migranten stellen weiterhin wichtige Potenziale für den Arbeitsmarkt dar. Dennoch werden Unternehmen bei der Personalrekrutierung den Blick auch ins Ausland richten müssen.

Arbeitsminister Philippi: „Wir brauchen die Menschen! Arbeit und Migration sind mittlerweile zwei Seiten einer Medaille: Nur mit qualifizierten Zuwanderinnen und Zuwanderern werden wir künftig unseren Fachkräftebedarf und damit Wohlstand und Wachstum sichern können. Und nur mit attraktiven Arbeitsplatzangeboten und einer gelebten Willkommenskultur werden wir leistungswillige Talente nach Niedersachsen holen und sie dauerhaft integrieren können. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft von dieser Weltoffenheit und Vielfalt profitieren. Das vom Bundestag in der letzten Woche beschlossene Gesetz zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung bietet die richtige Basis. Mit unseren Unternehmen wollen wir die sich daraus ergebenden Chancen aktiv für Niedersachsen nutzen!“

Zeitgleich befindet sich der Wirtschaftsstandort Niedersachsen in einer Phase der fundamentalen Neuausrichtung. Einerseits geht es um die digitale Transformation und den beschleunigten Umbau zur Klimaneutralität in den Betrieben. Andererseits geht es um den Ausbau und die Erneuerung der digitalen, energetischen und verkehrlichen Infrastruktur. Der dynamische Strukturwandel von Wirtschaft und Arbeitswelt bringt neue Berufsbilder mit sich und erfordert neue und andere Qualifikationen.

„Berufliche Weiterbildung und lebensbegleitendes Lernen spielen in Zukunft eine noch viel größere Rolle. Durch berufliche Weiterbildung kann die individuelle Beschäftigungsfähigkeit in der Transformation erhalten und ausgebaut werden. Motivierte und gut qualifizierte Beschäftigte sind die Voraussetzung für innovative und wettbewerbsfähige Unternehmen in Niedersachsen“, meint Minister Philippi. „Wir und natürlich auch viele Unternehmen haben erkannt, dass es notwendig sein wird, die Beschäftigten ständig auf der Höhe der Zeit zu halten. Das Tempo der Veränderungen und der demografische Wandel machen das unabdingbar. Die Landesregierung wird in dieser Legislatur eine niedersächsische Weiterbildungsstrategie als Grundlage zur Unterstützung der Unternehmen entwickeln und vorlegen und mit den Arbeitsmarktpartnerinnen und -partnern abstimmen“, so der Arbeitsminister.

Für den DGB-Bezirk Niedersachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt erklärt Bezirksvorsitzender Dr. Mehrdad Payandeh:
„Um Fachkräfte zu sichern, ist Gute Arbeit entscheidend! Gute Ausbildung, gute Arbeitsbedingungen und tarifliche Entlohnung sind für das Halten und Gewinnen von Fachkräften zentral. Wenn wir zudem den Arbeitsmarktzugang für junge Menschen, Frauen, Menschen mit Migrationsgeschichte und Arbeitslose verbessern, erschließen wir ein riesiges Fachkräftepotenzial. Und auch Weiterbildung ist in Zeiten einer sich wandelnden Arbeitswelt ein Schlüssel zur Fachkräftesicherung. Doch damit nicht genug: Wir brauchen auch eine gezielte Fachkräfteeinwanderung – allerdings nur unter tariflichen Bedingungen. Fachkräfteeinwanderung darf keine Einwanderung in prekäre Arbeit sein!“

Die IHK Niedersachsen erklärt über Präsident Dr. Bernhard Brons:
„Zwei von drei Unternehmen sehen im Fach- und Arbeitskräftemangel das größte Konjunktururrisiko. Wir müssen daher alle Möglichkeiten zur Fachkräftesicherung nutzen. Ein Schlüssel ist eine erleichterte Fachkräfteeinwanderung. Das jüngst vom Bundestag beschlossene Gesetz zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung geht in die richtige Richtung. Jetzt müssen wir in Niedersachsen das Reformfenster nutzen und Verwaltungsprozesse beschleunigen. Ganz konkret würde eine zentrale Ausländerbehörde für das Beschleunigte Fachkräfteverfahren nach dem Vorbild anderer Bundesländer weiterhelfen.“

Für die Handwerkskammern Niedersachsen sagt Hauptgeschäftsführerin
Dr. Hildegard Sander:

„Das Handwerk ist der Umsetzer der Energie- und Klimawende! Wir benötigen zu ihrer Umsetzung viele Fach- und Arbeitskräfte! Die bedarfsgerechte Förderung des Spracherwerbs ist das A und O, um die Integration der Zugewanderten zu erleichtern und einen langfristigen Verbleib in Deutschland zu ermöglichen. Das Handwerk hat eine breite Willkommenskultur und steht allen Interessierten offen.“

Johannes Pfeiffer, Vorsitzender der Geschäftsführung Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen Bundesagentur für Arbeit erklärt:

„Wohlstand fällt nicht vom Himmel. Technische Entwicklung und Weiterbildung müssen Hand in Hand gehen. Digitalisierung, Automatisierung, KI – all diese Techniken werden uns (nur) entlasten, wenn wir sie optimal einsetzen und bedienen. Wir müssen uns also von dem Gedanken verabschieden, dass wir nach einer abgeschlossenen beruflichen oder akademischen Ausbildung „zu Ende“ gelernt haben. Lernen wird immer mehr Teil der Arbeit sein. Eine positive Grundeinstellung ist auch beim Thema Fachkräfteeinwanderung wichtig. Wir alle können dafür sorgen, dass Menschen, die hier einen guten Job machen auch gerne hierbleiben. Willkommenskultur wird im Alltag erlebt.“

Der Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen Dr. Volker Müller abschließend:

„Wir brauchen ganz dringend digitale und unbürokratischere Abläufe im Rahmen der Fachkräfteeinwanderung. Die aktuellen Strukturen in den Behörden sind weder für Fachkräfte noch für Unternehmen transparent und praktikabel. Ein wichtiger Schritt ist deshalb die Einrichtung einer zentralen Ausländerbehörde für einheitliche Fachkräfteverfahren. Um unsere inländischen Ressourcen im Auge zu behalten, müssen wir schnell eine SchülerID einführen. Nur so können wir verhindern, dass immer mehr junge Menschen ohne Schul- oder Berufsabschluss dem Arbeitsmarkt verlorengehen und direkt in das Bürgergeld abwandern. Beide Maßnahmen tragen maßgeblich dazu bei, die Arbeitskräftelücke zu schließen und den individuellen Bildungserfolg zu fördern.“

Die Gesprächspartner vereinbarten, auf Arbeitsebene konkrete Maßnahmenpläne für die Bereiche Fachkräfteeinwanderung und Weiterbildung in der Transformation entwickeln zu lassen. Es gehe um konkrete und praxisnahe Vorhaben, die bereits kurzfristig wirken sollen. Die Spitzen vereinbarten regelmäßig zu tagen, den Fachkräftemangel einzudämmen müsse auch Chefinnen- und Chefsache sein und bleiben.

Pressemeldung von  Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung