Wasserbau: Schlammschlacht für den Küstenschutz

Wasserbau: Schlammschlacht für den Küstenschutz
Teamarbeit unter erschwerten Bedingungen: Beim Bau und der Instandsetzung von Buschlahnungen muss nicht nur jeder Handgriff, sondern auch jeder Schritt sitzen (Bild: Lippe/NLWKN).

Wasserbau: Schlammschlacht für den Küstenschutz

Ob bei der Sicherung von Uferböschungen oder der Erneuerung von Lahnungen: Wasserbauer erfüllen in der Unterhaltung von Gewässern und Anlagen wichtige Aufgaben. Dass dabei an der Küste andere Herausforderungen auf sie warten als im Binnenland, erleben derzeit wieder 21 Wasserbau-Azubis aus Bayern und Nordrhein-Westfalen. Im Rahmen ihrer dreijährigen Ausbildung absolvieren sie jeweils zwei Praxiswochen bei ihren ostfriesischen Kollegen des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

Der Bau von Lahnungen ist trotz Unterstützung durch moderne Maschinen dabei auch heute noch echte Handarbeit: Klassische Buschlahnungen bestehen aus zwei Pfahlreihen, einer innenliegenden Wand in Holzbauweise und einer fest eingebrachten und mit Tau fixierten Füllung aus Strauchwerk – dem sogenannten „Busch“. Diesen fachgerecht einzubauen ist an diesem Donnerstagmorgen nahe Bensersiel die Aufgabe von acht jungen Menschen aus Nordrhein-Westfalen, die derzeit allesamt ihre Ausbildung zum Wasserbauer absolvieren. Gegenwärtig befinden sie sich im zweiten von insgesamt drei Ausbildungsjahren.

„Fürs erste Mal schlagen sie sich wirklich gut“, lobt Vorabreiter Thorsten Coordes vom NLWKN-Betriebshof Hilgenriedersiel. Für Coordes und seine beiden Kollegen, die die angehenden Wasserbauer an diesem regnerischen Sommertag bei der Arbeit anleiten, ist der Lahnungsbau mit „Busch“ dagegen längst Routine – und nur ein Aspekt eines vielseitigen Berufs. „Zugleich sind das Aufgaben, die man im Rahmen der Ausbildung aber nicht an einem Binnengewässer, sondern nur hier bei uns an der Küste kennenlernen kann“, erklärt Thorsten Coordes. Seit vielen Jahren besuchen deshalb jeden Sommer Auszubildende aus ganz Deutschland ihre NLWKN-Kollegen aus Niedersachsen, um beides näher kennenzulernen: den Lahnungsbau, aber auch den besonderen Arbeitsplatz Watt mit seinen ganz eigenen Tücken.

Doch warum überhaupt die mühevolle Arbeit, bei der die Wasserbauer oftmals knietief im Schlick stehen und wie an diesem Morgen bündelweise Busch ins Watt hinaustragen, um sie zwischen die per Baggerschaufel von einer Schute aus in den Boden gerammten Holzpfähle aufzuschichten? Thorsten Coordes klärt auf: „Im Grunde betreiben wir hier gewissermaßen Wachstumshilfe, damit die Salzwiesen im Deichvorland auch in Zukunft ihre wichtige Rolle erfüllen können: Denn die von uns gebauten Lahnungen bremsen Wellen und Strömungen“.  Parallel und quer zum Deich angeordnet bilden die Lahnungen sogenannte Lahnungsfelder, in denen sich während des Tidehochwassers das Wasser beruhigt und die von der Nordsee mitgeführten Schwebstoffe zu Boden sinken können.

„Für uns sind die Salzwiesen im Deichvorland unverzichtbar und ein wichtiges Element des Küstenschutzsystems: Sie schützen den Deichfuß vor Ausspülungen und bremsen die Wellen, die bei Sturmfluten auf den Deich prallen. Deshalb unterstützen wir sie ein wenig bei ihrem natürlichen Wachstum“, sagt der erfahrene Wasserbauer. Denn von Natur aus wachsen Salzwiesen nur langsam mit dem bereits seit dem Mittelalter steigenden Meeresspiegel.

Für die achtköpfige Gruppe aus Nordrhein-Westfalen endet an diesem Wochenende der Einsatz an der Küste. Dieser hatte sie in rund zwei Wochen nicht nur in das Lahnungsfeld vor Bensersiel, sondern auch nach Norderney geführt. Beim Setzen von Sandfangzäunen und Pflanzen von Strandhafer lernten sie auf der Insel dabei weitere wichtige Aufgaben rund um den Küstenschutz kennen. In der nächsten Woche folgen ihnen 13 angehende Wasserbauerinnen und Wasserbauer aus Bayern. Ob sie die schweißtreibende Arbeit an der frischen Nordseeluft noch besser machen? „Warten wir es ab“, grinst Coordes, während er einen weiteren Bündel Busch an den nächsten angehenden Wasserbauer-Azubi weiterreicht.

Pressemeldung von  NLWKN