Leer: Tourismus dient als Jobmotor
Das beliebteste Reiseland der Deutschen ist Deutschland. Es könnte bald noch beliebter werden – angesichts von Hitzewellen und Flächenbränden in Südeuropa und steigenden Fernreisekosten. Vor diesem Hintergrund gewinnt eine Studie über den Wirtschaftsfaktor Tourismus im Landkreis Leer eine noch größere Bedeutung. Die Studie wurde unlängst im zuständigen Fachausschuss vorgestellt.
Landrat Matthias Groote schätzt die Studie als solide und wissenschaftlich fundierte Grundlage für die künftige Entwicklung des Tourismus: „Jetzt wissen wir, wo wir stehen – und wohin wir gehen können.“
Auf der Insel Borkum und im Feriengebiet Südliches Ostfriesland, deckungsgleich mit dem Landkreis Leer ohne Borkum, spielt der Tourismus schon jetzt eine beachtliche volkswirtschaftliche Rolle. Das beweisen auch die Zahlen und Daten der Studie, die von der dwif-Consulting GmbH für den Landkreis Leer ermittelt wurden.
Landrat Groote wertet die Ergebnisse als Ermunterung und Aufforderung, dass Landkreis, Städte und Gemeinden weiterhin die touristischen Grundlagen verbessern und den Gästen gute Angebote machen. Er schließt damit private Investoren ein. „Jeder Euro, den wir für den Tourismus ausgeben, kommt doppelt zurück.“
Aus der Studie geht hervor, dass sich der hiesige Tourismus von den Tiefschlägen der Corona-Epidemie wieder berappelt hat. Allerdings sind die Nachwirkungen noch zu spüren. So liegen die Übernachtungszahlen in Betrieben im Landkreis, die knapp eine Million erreichen, im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit noch um gut zweieinhalb Prozent zurück. Borkum hat bei knapp zweieinhalb Millionen Übernachtungen die Corona-Flaute zwar überwunden (plus 1,6 Prozent), knabbert aber noch an einem Rückgang von 2019 im Vergleich zu 2016. Anders gesagt: 2022 liegt die Übernachtungszahl immer noch ungefähr auf dem Stand von 2016.
Auch bei Tagesreisen ist auf der Insel (minus 10,4 Prozent) und auf dem Festland (minus 4,3 Prozent) noch Luft nach oben. Absolut waren es im Landkreis mal viereinhalb Millionen, jetzt hunderttausend weniger. Das ist kein Pappenstiehl, denn ein Tagestourist gibt im Schnitt mehr als 27 Euro aus. Zum Vergleich: Camper lassen pro Tag gut 42 Euro hier, Urlauber in Privatquartieren und an Bootsliegeplätzen 69 Euro und Hotelgäste gar 107 Euro.
Vom Tourismus profitiert nicht nur das Gastgewerbe. Fachleute sprechen von einer Querschnittsbranche, die neben den Beherbergungsbetrieben zusätzlich dem Einzelhandel, der Gastronomie, dem Handwerk und anderen Dienstleistern zugutekommt. Landrat Groote: „Der Tourismus ist ein Jobmotor, der viele Menschen in Lohn und Brot hält und oft im Nebenerwerb oder als Saisonarbeitsstelle das Einkommen verbessert.“
Rechnerisch sichert der Tourismus im Feriengebiet Südliches Ostfriesland 3.770 Personen ein ortsgebundenes Einkommen, denen ein so genanntes Primäreinkommen von fast 23.000 Euro im Jahr zu Grunde liegt.
Für Borkum – die Insel lebt praktisch vom Tourismus – errechnet die Studie mehr als 6.000 Vollarbeitsplätze. Nicht zu vergessen: Viele Personen leben anteilig vom Tourismus. Sie arbeiten im Verkauf des Einzelhandels oder als Servicekräfte in der Gastronomie. Sie bedienen auch Einheimische.
Pressemeldung von Landkreis Leer