Bei ArcelorMittal in Bremen steigt der Unmut über vermeintlich neue Dekarbonisierungsstrategie des Konzerns

Bei ArcelorMittal in Bremen steigt der Unmut über vermeintlich neue Dekarbonisierungsstrategie des Konzerns

Wenige Wochen vor der nächsten Aufsichtsratssitzung erreicht den Betriebsrat die Nachricht, dass im ArcelorMittal Konzern bereits die Entscheidung getroffen wurde, aktuell nur noch drei Stahlstandorte in Europa mit je einem Elektrolichtbogenofen auszustatten; Bremen sei wohl nicht darunter.

Diese Nachricht hat der Bremer Betriebsrat zufällig erfahren. Aufgrund eines Presseartikels über die Zukunft des ArcelorMittal-Werks in Gent hat der Bremer Betriebsrat beim belgischen Betriebsrat nachgefragt und erfahren, dass das dortige Management auf einer Sitzung genau diese Aussage getroffen hätte.

Diese Information löste sofort Gegenreaktionen aus. Sollte der Konzern seine Dekarbonisierungsstrategie tatsächlich ändern und die milliardenschweren Investitionen im ersten Schritt nicht in Bremen tätigen, sondern das Werk auf die kommenden Jahre vertrösten, ist das für das Bremer Stahlwerk eine Existenzfrage.

Der Vorstand von ArcelorMittal Bremen bestreitet, dass zu dieser Frage bereits eine Entscheidung im Konzern getroffen worden sei. Vielmehr prüfe man dort immer noch die Möglichkeiten, an welchen Standorten in Europa die Dekarbonisierung umgesetzt werden soll. Eine endgültige Entscheidung über die Installation von Elektroöfen wird erst für das erste Quartal 2025 erwartet.

Doch damit geben sich Betriebsrat und IG Metall Bremen nicht zufrieden und schlugen Alarm. Eine solche Nachricht kann man nicht ignorieren; hinter ihr verblassen die Apelle der Arbeitgeberseite, sich weiter in Geduld zu üben, im Gespräch zu bleiben und auf eine positive Entscheidung des Konzerns zu warten. Daher wurden für den darauffolgenden Tag eine außerordentliche Betriebsratssitzung und im Anschluss eine außerordentliche Vertrauensleute-Vollversammlung angesetzt. Auch wurde beschlossen, die Anfang Dezember geplante Betriebsversammlung für die ca. 3.500 Beschäftigten um eine Woche auf den 26.11.2024 vorzuziehen.

„Ein solches Gerücht verselbständigt sich im Betrieb sehr schnell und es verunsichert unsere Kolleginnen und Kollegen in erheblichem Maße. Daher müssen wir so schnell es geht, unsere Belegschaft informieren. Es gilt nun, zusammenzurücken und gemeinsam die nächsten Schritte abzusprechen. Wir stehen hier für die Zukunft unseres Werkes und da überlassen wir nichts dem Zufall“, so Mike Böhlken, Betriebsratsvorsitzender ArcelorMittal Bremen.

IG Metall, Betriebsräte und Belegschaft kämpfen seit Jahren aktiv für politische Rahmenbedingungen, die es der Stahlbranche erlaubt, die Herausforderungen der Transformation zu meistern und wettbewerbsfähig zu produzieren. Die Bremer Landesregierung steht – wie schon die Jahrzehnte zuvor – an der Seite der Stahlbeschäftigten und unterstützt die Transformation mit hohem Einsatz. Zudem gibt es im Werk ein bundesweit bekanntes und im Konzern einzigartiges Projekt zur Gestaltung der sozialen Transformation. Ebenso wird aktuell am Bremer Standort ein umfassender und nachhaltiger Qualitätsverbesserungsprozess zwischen Betriebsrat und Vorstand diskutiert und vorbereitet.

„An der Investitionsentscheidung des Konzerns wird auch abzulesen sein, ob diese Initiativen und die hohe Motivation der Belegschaft einen Wert für den Konzern besitzen. Es wäre jedenfalls ein klar sichtbares Statement, sollte der Konzern diesen „sozialen Standortvorteilen“ keine Beachtung beimessen“, sagt Ute Buggeln, Geschäftsführerin IG Metall Bremen.

Pressemeldung von  IG Metall Bremen