Container-Havarie auf der „MSC Zoe“ – Bergung verzögert, Ermittlungen auf Hochtouren

Beispielbild: In der Nacht des zweiten Januar 2019 havarierte ein Teil der Ladung der "MSC Zoe". Von den etwa 270 Containern gilt ein Großteil nach wie vor als vermisst. Stürmisches Wetter verzögert die Suche und Bergung weiterer Container, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Verlässliche Zahlen dazu, wie viele Container pro Jahr auf den Weltmeeren verloren gehen, gibt es leider nicht. Die Angaben verschiedener Organisationen, wie des WSC oder der IMO gehen auseinander. Geht man von einem Durchschnittswert aus, sind es bis zu 1.600 Container weltweit.
Beispielbild: In der Nacht des zweiten Januar 2019 havarierte ein Teil der Ladung der "MSC Zoe". Von den etwa 270 Containern gilt ein Großteil nach wie vor als vermisst. Stürmisches Wetter verzögert die Suche und Bergung weiterer Container, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Verlässliche Zahlen dazu, wie viele Container pro Jahr auf den Weltmeeren verloren gehen, gibt es leider nicht. Die Angaben verschiedener Organisationen, wie des WSC oder der IMO gehen auseinander. Geht man von einem Durchschnittswert aus, sind es bis zu 1.600 Container weltweit.

Container-Havarie auf der „MSC Zoe“ Bergung verzögert, Ermittlungen auf Hochtouren

Oldenburg / Bremen 16.01.2019:  Die Container-Havarie der „MSC Zoe“ stellt mit 270 verlorenen Containern bereits zu Anfang des Jahres einen traurigen Höhepunkt dar, der die Nordsee und deren Strände auf unbestimmte Zeit mit Treib- und Gefahrengut belastet. Wie kam es zum Verlust der Container? Wie sicher ist der Transport von Gefahrengut zur See? Und gegen wen ermittelt die Staatsanwaltschaft?

 

Der taumelnde Riese und die Container-Havarie

In der Nacht vom zweiten auf den dritten Januar meldete das Containerschiff „MSC Zoe“ die Container-Havarie. Der Frachter zählt mit 395 Metern Länge zu den größten Schiffen, die bisher gebaut wurden. Man kann fast von einem Wunder sprechen, dass von 8.000 geladenen Containern nur 270 verloren gingen. Doch obwohl der Verlust nur ein Dreißigstel der Gesamtladung ausmacht, landeten durch das Unglück etwa 1,2 Millionen Kilogramm Müll in der Nordsee. Erst 20 Container wurden angespült, täglich gibt es unzählige Mengen Treibgut an den Stränden der Nordsee.

Dabei handelte es sich, soviel steht schon fest, um ein vermeidbares Unglück: Bei einem Tiefgang von 16 Metern liegt die „MSC Zoe“ sicher auf dem Wasser und dürfte in jedem denkbaren Wetter sicher sein. Auch die Container auf dem Frachter, bis zu 19.000 pro Ladung, sollten Wind und Wetter standhalten.

Der Transport auf dem Wasser gilt als günstig, sicher und ist besonders bei großer und schwerer Ladung beliebt. Der Verlust der 270 Container wird nach aktuellem Erkenntnisstand auf menschliches Versagen zurückgeführt. Als besonders kritisch gilt dabei der Verlust des giftigen Dibenzoylperoxid, einem Material, das bei der Herstellung von Kunststoff verwendet wird.

 

Fahrlässige Ladung auf fraglichem Kurs ?

Nach Auswertungen von Bildmaterial des Frachters nach der Havarie berichtet der NDR von Fehlern bei der Ladung. Die Container auf einem Frachter müssen durch Querstreben aus Stahl, so genannte Lashings, gesichert werden. Um die Fracht sicher zu verankern, werden diese diagonal von Container zu Container angebracht und bieten erst dann die notwendige Sicherung der Ladung. Diese Sicherung war auf keiner der Aufnahmen zu sehen.

Auch der Kurs der „MSC Zoe“ war fraglich. Die Tageszeitung Leeuwarder Courant berichtet mit Bezug auf die Angaben von niederländischen Fischern davon, dass der Kapitän des Frachters eine illegale Abkürzung nahm, welche den Frachter zu dicht an das geschützte und für den Frachter zu flache Wattenmeer führte.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Schweizer Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC), welche sich bereits kurz nach der Havarie dazu bereit erklärte, die Bergungskosten in mehreren Millionen Euro Höhe zu tragen. Mittelpunkt der Ermittlungen werden der Kapitän, welcher für die Sicherheit verantwortlich ist und der Ladeoffizier, welcher dafür zuständig ist, dass während der Ladung alles normgerecht abläuft.

 

Schäden nur schwer abzuschätzen, andauernde Bergungsarbeiten

Schon kurz nach dem Unglück erklärten sich viele freiwillige Helfer dazu bereit, die Strände vom angespülten Treibgut zu befreien. Seit Tagen spült jede Flut Unmengen des Treibguts an. Darunter Kleidungsstücke, Plastikspielzeuge, Elektrogeräte aber auch Gefahrengut. Die Behörden riefen dazu auf, Funde von weißem Pulver oder von weißen Säcken mit der Aufschrift „Dibenzoylperoxid“ unmittelbar bei der Polizei zu melden und mindestens 50 Meter Abstand zu dem Gefahrengut einzuhalten. Zwei Container mit kritischer Ladung gelten nach wie vor als vermisst.

Die Bergung des Treibguts findet auch zur See statt. Viele der havarierten Container wurden nicht beschädigt und schwimmen auf der Ostsee. Wird ein Container geortet, geht es mit der Bergung los. Speziell ausgestattete Schiffe werden dabei von Fischern begleitet. Verliert ein Container während der Bergung seinen Inhalt, kümmern sich die Fischer darum, dass die verlorenen Bestandteile sicher an Land gebracht werden – auch aus Eigeninteresse.

Das Treibgut ist eine Gefahr für die Netze, Boote und somit den Fang der Fischer. Wie intensiv die Folgen für das Ökosystem Nordsee und das Wattenmeer sind, kann momentan nur schwer abgeschätzt werden. Momentan herrscht die Hoffnung, zumindest alle Gefahrgüter zu bergen. Stürme und starker Seegang verhinderten die Bergungsarbeiten in den letzten Wochen.

Während die Niederländer ihre Fundstücke stolz im Internet präsentieren und das Müllsammeln zum Social Media Trend machen, ist es in Deutschland nicht gestattet, Treibgut mitzunehmen. Für Helfer auf niederländischer und deutscher Seite gilt es zudem, die Augen offen zu halten: Von den 280 Säcken mit der gefährlichen Chemikalie Dibenzoylperoxid wurden laut NDR erst zwei angespült. Ein Sack beinhaltet etwa 25 Kilogramm der Chemikalie. Auch ein Container, der 1,5 Tonnen Batterien geladen hatte, gilt als vermisst.

 

Folgenreicher Kampf gegen die Zeit

Obwohl der Transport per Containerschiff zu den langsamsten Optionen gehört, sind die Ladepläne knapp bemessen. Somit ist auch die Fahrlässigkeit von Kapitän und Ladeoffizier einfach erklärt: Jede Minute, die bei dem Transport und der Be- und Entladung gewonnen wird, ist Geld wert. Laut dem Havariekommando Cuxhaven sollten nur lokale unmittelbare Auswirkungen zu erwarten sein. Entschuldigt ist das Vorgehen der Reederei dadurch allerdings nicht. Aktuell verzögert sich die Suche nach Containern aufgrund der anhaltenden Wetterlage weiter. Es wird wohl bis Freitag dauern, bis mit allen Mitteln weiter Container geborgen werden können.

Während die „MSC Zoe“ während der letzten Tage auf Schäden geprüft wurde und kurz vor dem erneuten Auslaufen steht, dauert die Bergung der havarierten Güter an. Wie lange noch Fernseher, Schuhe, Spielzeug und andere Gegenstände angespült werden, kann bisher nicht abgeschätzt werden.