Schlechte Noten für den Wirtschaftsstandort Deutschland – IHK fordert „Investitions-Ruck“ für neuen Koalitionsvertrag
Die regionalen Unternehmen erwarten von der künftigen Bundesregierung deutlich mehr Tempo und ein besseres Umfeld für Investitionen. Das ergibt das jetzt vom DIHK veröffentlichte Unternehmensbarometer zur Bundestagswahl 2021. An der Umfrage bei rund 3.500 Betrieben haben sich auch Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim beteiligt.
Die Bewertung des Wirtschaftsstandortes Deutschland durch die Unternehmen im IHK-Bezirk fällt mit einer Gesamtnote von 3,7 bescheiden aus. Zudem hat sich das Urteil der Unternehmen in allen abgefragten Bereichen gegenüber der Umfrage zur letzten Bundestagswahl im Jahr 2017 verschlechtert. „Ein ‚Ausreichend plus‘ kann nicht unser Anspruch sein. Deutschland kann mehr“, erklärte IHK-Präsident Uwe Goebel. Zwar haben rigide Vorgaben der Corona-Verordnungen das Urteil über staatliche Verwaltungsleistungen negativ beeinflusst. Allerdings gab es, so Goebel, auch unabhängig von Corona echte Verschlechterungen bei den Standortfaktoren. „Unsere digitale Infrastruktur entspricht in keiner Weise dem heutigen Bedarf. Und auch bei den Unternehmenssteuern gab es in den vergangenen Jahren keine nennenswerten Entlastungen, während andere Länder wie Frankreich oder Großbritannien große Steuerreformen umgesetzt haben“, bemängelte Goebel.
Die Bewertungen der Unternehmen zeigen dementsprechend Handlungsbedarf. Die drei Top-Zukunftsthemen sind aus Sicht der regionalen Wirtschaft die Digitalisierung, die Klimapolitik und die Beschleunigung von Verwaltungsleistungen. Ganz oben auf der Agenda steht dabei die Beschleunigung der Digitalisierung. In diesem Handlungsfeld hat sich die Unternehmensbewertung sogar um eine ganze Note von 3,6 auf 4,6 verschlechtert und liegt aus regionaler Sicht damit unter dem Bundesdurchschnitt (4,3). Gleichzeitig ist drei Vierteln der Unternehmen dieses Thema besonders wichtig. Es folgen die Handlungsfelder „Wettbewerbsfähige Klimapolitik“ (52 Prozent) und „Bessere Verwaltungsleistungen“ (41 Prozent), die ebenfalls von einer besseren Digitalisierung profitieren würden.
Die neben der Digitalisierung deutlichste Notenverschlechterung seit 2017 war im Handlungsfeld „Staatliche Belastung beim Strompreis“ zu verzeichnen. Hier sank die Note von 3,6 auf 4,4. „Bei den gewerblichen Strompreisen ist Deutschland inzwischen in fast allen Verbrauchsgruppen europäischer Spitzenreiter“, erklärt der IHK-Präsident. Zudem treibe die nationale CO2-Bepreisung fossiler Brennstoffe die Energiekosten vieler Industrieunternehmen weiter in die Höhe und belaste damit deren Wettbewerbsfähigkeit sogar innerhalb des EU-Binnenmarktes. „Hohe Steuern bremsen Investitionen in klimafreundliche Technologien und Produktionsanlagen. Dabei wissen wir schon heute, dass wir Klimaneutralität nur mit ganz vielen privaten Investitionen erreichen können“, meinte Goebel.
„Deutschland braucht jetzt einen echten Investitions-Ruck. Richtschnur für den neuen Koalitionsvertrag sollte deshalb sein, private und öffentliche Investitionen insbesondere in die Digitalisierung zu fördern“, so Goebel.
Quelle Pressemeldung von Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim