IHK-Umfrage: Anhaltende Konjunkturschwäche – Klimaindex rückläufig „Bei bürokratischen Auflagen ist ein Befreiungsschlag nötig“

IHK-Umfrage: Anhaltende Konjunkturschwäche - Klimaindex rückläufig  „Bei bürokratischen Auflagen ist ein Befreiungsschlag nötig“

IHK-Umfrage: Anhaltende Konjunkturschwäche – Klimaindex rückläufig  „Bei bürokratischen Auflagen ist ein Befreiungsschlag nötig“

Oldenburg. Die Konjunkturschwäche im Oldenburger Land hält an. Sowohl die Geschäftslage als auch die -erwartungen fallen schlechter aus als im Vorquartal. Das ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK) für das dritte Quartal 2023. Beteiligt haben sich daran rund 250 Unternehmen der Region aus verschiedenen Branchen. Der IHK-Konjunkturklimaindex, das wirtschaftliche Stimmungsbarometer unserer Region, fällt deutlich um 5,5 auf 81 Punkte (Vorquartal: 86,5).

„Erstmals seit einem Jahr ist der Saldo aus Lage und Erwartungen wieder ins Minus gerutscht“, erklärt Björn Schaeper, IHK-Geschäftsführer für Wirtschaftspolitik. Besonders im Verkehrsgewerbe und im exportorientierten Großhandel hat sich die Stimmung verschlechtert. Der Großhandel hat mit zurückgehender Industrienachfrage zu kämpfen, im Transport- und Logistikgewerbe belasten gestiegene Spritpreise die Marge. Auch Industrie und Einzelhandel sind mit der Situation nicht zufrieden. Und: Hohe Energie- sowie Arbeitskosten machen den Betrieben zu schaffen. Hingegen bewerten das Baugewerbe sowie das Dienstleistungsgewerbe die derzeitige Lage als überwiegend zufrieden stellend.

Branchenübergreifend erwarten 40 Prozent der Befragten für die nächsten Monate eine ungünstigere Entwicklung als bisher, nur knapp sechs Prozent eine bessere. Die Inflation dämpft weiterhin den Konsum. Außerdem kommen die Investitionen nicht in Gang – es fehlen Impulse aus dem In- und Ausland. Die Beschäftigung wird laut Umfrage größtenteils gehalten, aber die Tendenz zum Abbau nimmt zu. „Es ist daher nicht sicher, ob die konjunkturelle Talsohle schon erreicht ist“, fasst Schaeper zusammen.

„Hohe Energiekosten, viele Vorschriften und immer neuere Informationspflichten machen Produktion und Serviceleistungen in Deutschland unattraktiv“, gibt der IHK-Geschäftsführer die teils sehr deutlichen Kommentare von Unternehmen wieder. „Das Ausmaß der Bürokratie ist zu einem entscheidenden negativen Faktor für den Wirtschaftsstandort Deutschland geworden. Der Aufwand bedeutet weniger Zeit für die Weiterentwicklung des Unternehmens und für Innovationen. Darunter leide die Wettbewerbsfähigkeit“, so Schaeper. Über 63 Prozent der Befragten geben die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiko an.

IHK-Umfrage: Anhaltende Konjunkturschwäche - Klimaindex rückläufig „Bei bürokratischen Auflagen ist ein Befreiungsschlag nötig“

„Die Unternehmen werden in der Breite nur dann wieder mehr Vertrauen in die Politik gewinnen und investieren, wenn positive Veränderungen konkret in der Praxis ankommen. Vor allem bei bürokratischen Auflagen und der Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren ist ein Befreiungsschlag nötig“, sagt Schaeper. Die Wirtschaft erwarte eine zügige Umsetzung des angekündigten „Deutschlandpaktes“, der sich nicht allein auf die Beschleunigung einzelner Infrastrukturmaßnahmen beschränken dürfe.

Branchenergebnisse

Das Auftragspolster in der Industrie schmilzt weiter, neue Aufträge kommen – auch aus dem Ausland – nur schleppend herein. Über 70 Prozent der energieintensiven Unternehmen berichten über eine sich verschlechternde Ertragslage. Für sie sei – so Stimmen aus dieser Branche – der Standort Deutschland nicht mehr bezahlbar.

Das Baugewerbe profitiert noch vom Bestand an Aufträgen. Die Auftragseingänge sind jedoch beim Bau privater Wohnungen jetzt teils deutlich rückläufig. Chancen sehen die Unternehmen der Baubranche im Ausbau der digitalen Infrastruktur, der erneuerbaren Energien sowie bei der energetischen Sanierung älterer Gebäude. Der Ausblick auf die kommenden Monate bleibt dennoch verhalten.

Die Stimmung im Einzelhandel ist angespannt und hat sich im Vergleich zu den ersten beiden Quartalen des Jahres kaum verändert. Die Unternehmen müssen mit hohen Arbeitskosten und der gedämpften Kauflust der Verbraucherinnen und Verbraucher umgehen. Beim Blick auf die zukünftige Geschäftslage sind die Einzelhändler optimistischer als zuvor gestimmt. So wird beispielsweise der Ausbau des Dienstleistungsangebots als eine Chance für das eigene Unternehmen gesehen.

Die regionalen Großhändler melden schlechtere Geschäfte als im Vorquartal. Besonders die Unternehmen aus dem Im- und Export berichten hier über schlechtere Geschäftszahlen. Mehr als die Hälfte der Großhändler erwarten auch zukünftig eine eher ungünstige Geschäftsentwicklung.

Die Stimmung im Transport- und Logistikgewerbe hat sich erheblich verschlechtert. Das Umsatz- und Beförderungsvolumen sind bei den meisten Unternehmen im abgelaufenen Quartal rückläufig. Ursächlich hierfür sind neben dem Fachkräftemangel auch die zum Dezember anstehende Erhöhung der Mautgebühren. Chancen für positive Entwicklungen werden von den Unternehmen momentan überwiegend nicht gesehen.

Die Stimmung in der Dienstleistungsbranche hat sich im Verhältnis zum Vorquartal so gut wie nicht verändert: Fast jeder zweite Betrieb meldet eine eher günstigere Geschäftslage, der Anteil der negativen Stimmen bleibt gering. Auf die weitere Konjunkturentwicklung blicken die Dienstleister jedoch eher skeptisch.

Pressemeldung von  IHK Oldenburg