Konjunktur im Handwerk stabil – Unsicherheit bleibt

Konjunktur im Handwerk stabil – Unsicherheit bleibt

Konjunktur im Handwerk stabil – Unsicherheit bleibt

Die Betriebe im Beritt der Handwerksammer für Ostfriesland schrauben ihre Erwartungen an die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung zurück. Das wird durch die Ergebnisse der aktuellen Herbstkonjunkturumfrage deutlich. „Im ersten Quartal 2023 war die Stimmung bei unseren Betrieben deutlich optimistischer. Aber hohe Einkaufspreise, die Inflation sowie der anhaltende Fachkräftebedarf sorgen nach wie vor für Verunsicherung und einen pessimistischen Blick in die Zukunft“, kommentiert Hauptgeschäftsführer Jörg Frerichs die Auswertung. Zwar sei der Geschäftsklima-Index im Gesamthandwerk um 14 Punkte im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und erreiche einen Indexwert von 96 (2022: 82 Punkte), trotzdem könne er mit den Herbstwerten vor den (Corona-) Krisenjahren 2020 bis 2022 nicht mithalten. Zudem blickten lediglich 14 Prozent der befragten Unternehmen mit Zuversicht auf die kommenden Monate.

Vergleicht man jedoch die Werte der einzelnen Gewerke mit dem Vorjahr, ergibt sich ein differenzierteres Bild mit klaren Gewinnern und Verlierern gegenüber dem Vorjahresquartal. So sind beispielsweise die Dienstleistungshandwerke der Spitzenreiter der diesjährigen Herbstkonjunkturumfrage. Sie erreichen einen Indexwert von 132 (2022: 86 Punkte). 60 Prozent der Betriebe meldeten eine bessere sowie 18 Prozent eine unveränderte Geschäftslage. Sie profitieren von den allmählich sinkenden Inflationsraten, die zu einer Steigerung der Kaufkraft im privaten Konsum führen.

Ähnlich sieht es bei den Nahrungsmittelhandwerken aus. Sie konnten mit einem Geschäftsklima-Index von 129 Punkten ein Plus von 85 Indexpunkten (2022: 44 Punkte) und somit den größten Zuwachs im Vorjahresvergleich verbuchen. 67 Prozent der Betriebe berichteten von einer guten, die verbliebenen 33 Prozent von einer befriedigenden Geschäftslage. Trotz erhöhter Preise für Rohstoffe berichteten die ostfriesischen Bäcker, Konditoren und Fleischer von einer Steigerung der Umsätze sowie des Auftragsvolumens.

Einen Aufschwung erlebt auch das Kfz-Handwerk und knackt mit einem Indexwert von 103 Punkten (2022: 52 Punkte) knapp die 100-Punkte-Marke. 43 Prozent der Kfz-Betriebe meldeten eine gute, alle anderen eine befriedigende Geschäftslage (57 Prozent). Investitionen ins Betriebsvermögen konnten 61 Prozent realisieren und ihre Unternehmen somit für die Zukunft aufstellen. Schwierige Zeiten drohen allerdings im Auftragsbestand: Dort sehen per saldo 22 Prozent einen künftigen Rückgang, der sich auch auf das zu erwartende Umsatzvolumen auswirken werde.

Knapp hinter dem Kfz-Handwerk reihen sich die gewerblichen Zulieferer mit einem Geschäftsklima-Index von 99 Punkten (2022: 73 Punkte) ein. Sie können einen Zuwachs von 26 Indexpunkten vermelden. Die Geschäftslage ist vorwiegend gut oder befriedigend. Per saldo berichteten nur 9 Prozent der befragten Betriebe von einer Verringerung des Umsatzvolumens sowie des Beschäftigungsniveaus.

Weiter geht es im Konjunkturgeschehen mit einem Gewerk, das im vergangenen Jahr noch der Spitzenreiter der Herbstumfrage war. Die Situation der Ausbaugewerkeverschlechtert sich zunehmend. Der Geschäftsklima-Index zeigt einen Rückgang von 6 Indexpunkten auf einen Wert von 97 Indexpunkten (2022: 103 Punkte). Zwar berichteten 88 Prozent der Betriebe von einer guten oder befriedigenden Geschäftslage im Vorquartal, aber vor allem die Preissteigerungen im Einkauf machten ihnen zu schaffen.

Und auch die Gesundheitshandwerke haben zu kämpfen. Mit einem Geschäftsklima-Index von 71 Punkten (2022: 98 Punkte) verlieren sie 27 Indexpunkte. Vor allem die Suche nach Fachkräften beschäftigt diese Branche stark: Die stabile Auftragslage musste vom bestehenden Personal abgearbeitet werden.

Wenig überraschend und dennoch bitter: Das Schlusslicht der Herbstumfrage bildet in diesem Jahr mit Abstand das Bauhauptgewerbe. Hier ist der Geschäftsklimaindikator auf den niedrigsten Wert seit mehr als zehn Jahren gefallen. Die Branche verliert 17 Indexpunkte und weist damit einen Wert von 57 Punkten (2022: 74 Punkte) aus. Die Auftragsbücher sind mit 13 Wochen Auslastung noch mäßig gefüllt. Wobei es hier einen großen Unterscheid gibt: die Neubaubranche liegt weitestgehend brach, so dass sich viele Baubetriebe auf Sanierung und Bauen im Bestand verlagert haben. Der Ausblick auf die kommenden Monate bleibt äußerst pessimistisch: 73 Prozent rechnen mit einer weiteren Verschlechterung der Lage.

Pressemeldung von  Handwerkskammer für Ostfriesland