Durchbruch nach zweieinhalb Jahren Verhandlung um einen Tarifvertrag bei Rheinmetall Electronics (RME) in Bremen
Spontane Unterstützung von über 200 Beschäftigten beim Verhandlungstermin am heutigen 18.2.20 zwischen der IG Metall und Vertretern von RME Bremen und dem Konzern half beim Durchbruch. Um 5 vor 12 versammelten sich über 200 Beschäftigte vor dem Verhandlungsort und erkundigten sich nach dem Stand der Verhandlungen.
Nachdem schon im letzten Jahr wesentliche Bestandteile zu Arbeitszeit und Entgelt eines zukünftigen Tarifvertrags ausgehandelt wurden, gab es noch über ein Dutzend weitere Diskussionsthemen im neuen Jahr.
Zentraler Knackpunkt, der die Verhandlungen fast zum Scheitern gebracht hat, war der Kündigungsschutz für Beschäftigte ab 55 Jahre, die bei einem Tarifvertrag mit der IG Metall von betriebsbedingten Kündigungen ausgenommen werden.
Für die IG Metall eine Frage der Menschlichkeit: “Für die IG Metall ist es absolut klar, dass ältere Beschäftigte, die einen wesentlichen Teil ihres Berufslebens im Unternehmen verbracht haben, eine besondere Wertschätzung und einen besonderen Schutz verdienen,” so Volker Stahmann, Geschäftsführer der IG Metall Bremen.
“Ohne diesen Kündigungsschutz für ältere Beschäftigte ist für uns schon aus menschlichen Gründen ein Tarifvertrag nicht vorstellbar”, so Stahmann.
Nach über vier Jahren, in denen eineinhalb Jahre sondiert und zweieinhalb Jahre Tarifverhandlungen geführt wurden, hat das Unternehmen beim Thema Altersschutz nachgegeben. Nun steht einer Unterschrift unter einem fertigen Tarifvertrag nichts mehr im Wege und es endet die längste Tarifbewegung in der jüngeren Geschichte der IG Metall Bremen.
Für über 1.500 Beschäftigte bedeutet das den Anschluss an die Tarifbindung im Rahmen eines Haustarifvertrags in Anlehnung an den Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie.
Neben Altersschutz gibt es bessere Arbeitsbedingungen für Azubis und Dualis mit einer Übernahme von 18 Monaten nach Abschluss der Ausbildung und neben Urlaubs-/Weihnachtsgeld auch das tarifliche Zusatzentgelt (TZuG), das man unter bestimmten Bedingungen gegen Freistellungstage tauschen kann.
Für 2019 gibt es rückwirkend eine Einmalzahlung von 15 % eines Monatsentgelts plus 400€. Ab 2020 gibt es deutlich höheres Entgelt durch Übernahme der Abschlüsse der Flächentarifverträge der Metall- und Elektroindustrie für die Belegschaft. Zurzeit bezahlt der Betrieb etwa 8 % unterhalb der Flächentarifverträge Metall- und Elektroindustrie.
Für die Betriebsratsvorsitzende Dagmar Muth ist das ein Grund zur Freude: “Es ist gut, dass wir nach diesem langen und zähen Kampf endlich einen Durchbruch geschafft haben. Endlich finden wir den Anschluss an die Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie, die fast im gesamten Rheinmetall-Konzern Geltung haben. Und endlich macht sich unser Engagement bezahlt.”
Stahmann und Muth sehen hier auch Anlass zum Dank: “Wir danken den IG Metall- Mitgliedern bei RME Bremen, die mit ihrem Einsatz und ihrer zähen Geduld, diesen Abschluss möglich gemacht haben.”
Quelle: Pressemeldung IG Metall Geschäftsstelle Bremen