Corona-Blitzumfrage: Mehrheit der Unternehmen erwartet Normalisierung erst ab 2021
IHK empfiehlt Doppelstrategie aus kurzfristig und langfristig wirksamen Maßnahmen
Über 80 Prozent der Unternehmen im Oldenburger Land mussten durch die COVID-19-Pandemie Umsatzeinbußen hinnehmen, die sie im laufenden Jahr voraussichtlich nicht mehr ausgleichen können. Das zeigt eine aktuelle Blitzumfrage der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK), an der sich 140 Unternehmen beteiligt haben.
Die meisten Betriebe (27 %) rechnen für das Jahr 2020 mit Umsatzeinbußen von 25 bis 50 Prozent, jedes fünfte Unternehmen geht von einem Rückgang um mehr als 50 Prozent aus.
Obwohl eine Reihe von Beschränkungen mittlerweile wieder aufgehoben wurde, arbeiten nur sechs Prozent der Betriebe derzeit in oder über ihrer Auslastung von vor der Krise. 36 Prozent der Unternehmen sind optimistisch, dass sie bis zum Jahresende wieder zur Normalität ihrer Geschäfte zurückkehren können.
Ebenso viele gehen allerdings davon aus, dass dies frühestens im Verlauf des Jahres 2021 der Fall sein wird. Zwölf Prozent rechnen mit einem noch späteren Zeitpunkt oder befürchten, dass für sie auf absehbare Zeit gar keine Rückkehr zur Normalität möglich ist.
„Die Chancen auf einen V-förmigen Aufschwung, wie wir ihn nach der Finanzkrise gesehen haben, sind äußerst gering“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Hildebrandt die Ergebnisse.
„Soforthilfen und kurzfristige konjunkturelle Impulse sind wichtig, reichen aber nicht aus, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Wir müssen auch strategisch die richtigen Weichen stellen, um Unternehmen langfristig zu entlasten und sie in ihrer Innovationskraft und Widerstandsfähigkeit zu stärken“, meint Hildebrandt.
Dass ein Wiederanfahren der Wirtschaft Zeit braucht, zeigt sich im Handel. Bei 56 Prozent der Händler ist die tägliche Kundenzahl im Vergleich zur Vorkrisenzeit um bis zu 50 Prozent gesunken, bei jedem dritten Betrieb sogar um bis zu 75 Prozent oder mehr.
„Abstand halten und zusammenhalten muss das Gebot der Stunde sein“, appelliert der IHK-Hauptgeschäftsführer. Denn mit Sorge sehe man, dass die Abstandsregeln nicht konsequent genug eingehalten werden. „Eine erneute Verschärfung der Restriktionen hätte kaum absehbare Folgen für unsere regionalen Betriebe“.
Nur vier Prozent der befragten Unternehmen haben bislang keine negativen Auswirkungen durch die COVID-19 Pandemie gespürt. Zwei Drittel der Betriebe berichten demgegenüber von weniger Nachfrage, bei 38 Prozent wurden Aufträge durch Kunden storniert.
Jedes dritte Unternehmen ist von einem weitgehenden Stillstand der geschäftlichen Tätigkeit betroffen, da die Produktion eingestellt werden musste, Dienstleistungen nicht angeboten oder Geschäfte nicht geöffnet werden können.
Durch die angespannte Lage ist die Finanzierungssituation der Unternehmen erheblich unter Druck geraten. Über die Hälfte der Betriebe musste einen Eigenkapitalrückgang hinnehmen, ein Viertel beklagt akute Liquiditätsengpässe.
Die Betriebe im Oldenburger Land reagieren mit unterschiedlichen Maßnahmen auf die Krise. Fast die Hälfte der Unternehmen hat die Digitalisierung verstärkt. Knapp 40 Prozent versuchen, durch Rationalisierungsmaßnahmen Kosten zu sparen. Jedes fünfte Unternehmen hat sein Geschäftskonzept im Zuge der Krise auf andere Produkte, Kundengruppen oder Absatzmärkte und -wege umgestellt.
„Viele Unternehmen haben kurzfristige Notfallmaßnahmen ergriffen, richten sich aber auch strategisch neu aus. Dieses Vorgehen sollte auch Richtschnur für die Politik sein. Megatrends wie Demographie, Digitalisierung und Dekarbonisierung werden nach der Krise zurecht wieder in den Fokus treten. Dafür müssen wir uns wappnen“, so Dr. Hildebrandt.
Quelle: Pressemeldung Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer