IHK: Insolvenzen im 1. Halbjahr um 18 Prozent gestiegen

IHK: Insolvenzen im 1. Halbjahr um 18 Prozent gestiegen

IHK: Insolvenzen im 1. Halbjahr um 18 Prozent gestiegen

Oldenburg. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Oldenburger Land ist in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 18 Prozent gestiegen. 139 Unternehmen meldeten Zahlungsunfähigkeit an, 21 Unternehmen mehr als im 1. Halbjahr 2019. Das berichtet die Oldenburgische Industrie- und Handelskammer (IHK) auf Grundlage von Daten des Landesamtes für Statistik Niedersachsen.

„Der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen zeigt die ersten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die regionale Wirtschaft“, so Björn Schaeper, IHK-Geschäftsführer für Wirtschaftspolitik. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, unter anderem die Schließung vieler Geschäfte, hätte bei den Unternehmen tiefe Spuren hinterlassen.

Vom Anstieg der Unternehmensinsolvenzen sind besonders die Stadt Delmenhorst und die Branchen Gast- sowie Verkehrsgewerbe, IT und Kommunikation betroffen.

1. Halbjahr 2019 1. Halbjahr 2020
Stadt Delmenhorst 8 23
Landkreis Vechta 10 18
Landkreis Oldenburg 10 18
Landkreis Friesland 4 12
Landkreis Wesermarsch 12 12
Landkreis Ammerland 19 16
Stadt Wilhelmshaven 9 6
Stadt Oldenburg 15 11
Landkreis Cloppenburg 31 23

 

1. Halbjahr 2019 1. Halbjahr 2020
Verkehr, IT, Kommunikation 9 21
Gastgewerbe 9 17
Baugewerbe 23 28
Handel 16 17
Industrie 8 8
Dienstleistungen, übrige 53 48

Über 980 Arbeitsplätze sind von den Unternehmensinsolvenzen betroffen. Der voraussichtliche Forderungsausfall beträgt 191 Millionen Euro.

„Dabei zeigt dieser Anstieg noch nicht einmal das volle Ausmaß des Insolvenzgeschehens“, so Schaeper. Um den in Bedrängnis geratenen Unternehmen Luft zu verschaffen, hat der Gesetzgeber die Pflicht zur Stellung eines Insolvenzantrags bis zum 30. September 2020 ausgesetzt. Danach ist der Weg zum Insolvenzgericht unvermeidbar, wenn das Unternehmen überschuldet oder zahlungsunfähig ist – es sei denn, die Aussetzungsfrist wird noch einmal verlängert. „Die tatsächliche Zahl der Unternehmensinsolvenzen wird sich erst im Herbst zeigen und dürfte deutlich zunehmen“, befürchtet der IHK-Geschäftsführer.

Der IHK-Organisation zufolge könnten jedoch viele Unternehmensinsolvenzen bei rechtzeitigen Sanierungsmaßnahmen verhindert werden. Eine wichtige Hilfestellung hierfür bietet die EU-Restrukturierungsrichtlinie, die aber ihren Weg noch nicht in das deutsche Recht gefunden hat. Ihr Kernelement ist ein gesetzlich angeordnetes Stillhalteabkommen der Gläubiger. Während dieses Moratoriums werden Maßnahmen zur Zwangsvollstreckung ausgesetzt. Das ermöglicht es den Betrieben, mit ihren Gläubigern Sanierungsmaßnahmen zu vereinbaren, zum Beispiel durch einen Schuldenerlass. Die IHK-Organisation fordert daher die Politik auf, die EU-Restrukturierungsrichtlinie schnellstmöglich umsetzen.

Details zu regionalen Insolvenzstatistik unter
www.ihk-oldenburg.de/insolvenzen

Die IHK bietet Unternehmen, die in Schwierigkeiten sind, Unterstützung an. So findet der nächste Sprechtag „Unterstützung im Krisenfall: Runder Tisch“ am 11. September 2020 ab 9 Uhr in Westerstede statt.

 

Quelle Pressemeldung von : IHK Oldenburg