IG Metall Bremen und Betriebsräte am Bremer Airbus Standort warnen vor den Folgen einer Verlagerung der Produktion

IG Metall Bremen und Betriebsräte am Bremer Airbus Standort warnen vor den Folgen einer Verlagerung der Produktion

IG Metall Bremen und Betriebsräte am Bremer Airbus Standort warnen vor den Folgen einer Verlagerung der Produktion

Heute garantiert die Flügelausrüstung des A330 und A350 die Bedeutung, die Bremen als Produktionsstandort im Airbuskonzern hat. Hier wird der Flügelrohling mit sämtlicher Technologie und elektrischen und hydraulischen Systemen ausgerüstet – eingebettet in eine Prozesskette, die von der Konzeption über das Engineering und die Konstruktion bis hin zu Tests und Kundenbetreuung alles umfasst. Bremen ist der einzige Standort in Deutschland, der diese systemrelevante Fähigkeit im Flugzeugbau besitzt und arbeitet in diesem Segment effizient, profitabel und erfolgreich – sehr wohl bezogen auf Kosten, Qualität und Zuverlässigkeit.

Nun wird seit Sommer 2020 von Seiten der Airbus Konzernleitung in unterschiedlichen Zusammenhängen den Betriebsräten und der IG Metall Bremen signalisiert, dass die Flügelausrüstung als nicht nachhaltig angesehen wird. Diese solle daher mittelfristig ausgelagert und im Gegenzug der Ausbau der „Repair-Station“ vorangetrieben werden.

Nach der Aussage der Bremer Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt, der Konzern hätte ihr gegenüber klar geäußert, die Flügelausrüstung in Bremen sei „Geschichte“, sind IG Metall Bremen und die Betriebsräte am Bremer Standort in Alarmbereitschaft und gehen nun in die Offensive: Es gilt zu verhindern, dass das Unternehmen versucht, lautlos Fakten zu schaffen.

„Wir begrüßen die Bemühungen der Standortleitung, in Bremen die Repair-Tätigkeiten auszubauen“, so Jens Brüggemann, Betriebsratsvorsitzender von Airbus Operations, „aber hierbei kann es sich nur um ein Zusatzgeschäft handeln, denn mit der Produktion von Flugzeugen hat das nichts zu tun und taugt daher auch nicht als adäquater Ersatz für die Flügelausrüstung.“

„Die Lage ist deshalb so ernst“, ergänzt Ute Buggeln, Geschäftsführerin IG Metall Bremen, „weil mit einer Verlagerung der Flügelausrüstung dem Bremen Standort seine systemrelevante Kernkompetenz und damit seine Bedeutung im Konzern als Produktionsstandort verloren ginge. Bremen wäre dann zukünftig am Bau von Flugzeugen nicht mehr beteiligt. Keiner, dem die Zukunft des Bremer Airbusstandorts am Herzen liegt, kann das akzeptieren.“

Insgesamt würde eine solch strukturelle Veränderung den gesamten Bremer Luft- und Raumfahrtstandort schwächen. Kirsten Brauer, Betriebsratsvorsitzende von Defence & Space fasst zusammen: „Es dürfte dann nur noch eine Frage der Zeit sein, wann der Konzern die Überlegung anstellt, aufgrund von Kostenoptimierung Arbeitspakete der anderen Betriebe ebenfalls auf den Prüfstand zu stellen und sie gegebenenfalls an größere Standorte zu verlagern. Mit den Ausgliederungserfahrungen der letzten Jahre, wissen wir genau, wovon wir sprechen.“

In der letzten Woche führten IG Metall und Betriebsräte Gespräche u.a. mit dem Bremer Bürgermeister und Vertreter*innen der Bremer Koalition und Opposition. Deutlich wurde, dass es sich beim Vorhaben des Konzerns nicht nur um ein bremisches, sondern auch nationales Anliegen handelt. Denn mit einem Verlust der Kernkompetenz in Bremen verlöre zugleich auch Deutschland als Luft- und Raumfahrtstandort diese systemrelevante Fähigkeit im Flugzeugbau. Auch verwiesen IG Metall und Betriebsräte auf das politische Agreement zwischen dem Airbuskonzern und den Geberländern, wonach jeder Standort ein systemrelevantes Arbeitspaket zur Absicherung seiner Kernkompetenz erhalten soll, damit die einzelnen Standorte nicht in einen Unterbietungswettbewerb geraten und die Beschäftigung in den Airbus-Kernländern abgesichert ist.

„Die Brisanz des Vorhabens, aus Bremen eine Kernkompetenz in ein anderes Land zu verlagern, liegt darin, dass dies einer Abkehr des Konzerns von diesem politischen Agreement gleichkommt“, so Ute Buggeln, Geschäftsführerin IG Metall Bremen.

Neben der Bremer Politik scheint dies auch die Bundespolitik zu erkennen. Das Thema sei beim Wirtschaftsminister Altmaier in Berlin bereits angekommen und das Büro des Luft- und Raumfahrt-Koordinators der Bundesregierung hat bereits Termine zum Austausch mit der IG Metall und den Betriebsräten angefragt.

Ziel der Offensive ist es, den Luft- und Raumfahrtstandort Bremen durch die Wirren der Krise und der Umstrukturierungen in seiner Stärke zu erhalten und für die Zukunft gut aufzustellen. Hier kommt nach Ansicht der IG Metall und Betriebsräte der Vielfalt der Kompetenzen der Betriebe Airbus Operations, Defence & Space, A400M sowie den Betrieben Ariane Group und Premium Aerotec eine zentrale Bedeutung zu.

„Diese Vielfalt an Kompetenzen, Erfahrungen und Wissen ist weltweit einmalig und muss stärker für gemeinsame Impulse und Synergien genutzt werden. Daher entwickeln wir als IG Metall Betriebsräte derzeit unser eigenes Zukunftsbild vom Standort. Hierfür ist uns ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Engineering und Produktion besonders wichtig, auch um auf neue Entwicklungs- und Produktionsweisen vorbereitet zu sein“, so Andreas Juhls, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender von Ariane Group.

Für die IG Metall und die Betriebsräte ist klar: Der Luft- und Raumfahrtstandort Bremen ist gut aufgestellt, um auch in Zukunft systemrelevante komplexe Großkomponenten zu entwickeln, zu bauen und zu verantworten. Jetzt gilt es, dieses Potential zu nutzen und auszubauen!

Quelle Pressemeldung von  IG Metall