Finanztipp: Geld zurück bei Verlusten im Glücksspiel und bei Sportwetten

Finanztipp: Geld zurück bei Verlusten im Glücksspiel und bei Sportwetten

Geld beim Glücksspiel im Internet verloren? Erfahren Sie, ob Sie es zurückfordern können.

Online-Glücksspiel wird immer populärer. Eine Umfrage der Verbrauchs- und Medienanalyse (VuMA) aus dem Jahr 2021 ergab, dass allein 1,4 Millionen Deutsche ab einem Alter von 14 Jahren wöchentlich an Lotterien im Netz teilnehmen. Die tatsächliche Zahl der Menschen, die ihr Glück in der digitalen Welt herausfordern, dürfte deutlich höher liegen, da von den vorgenannten Zahlen klassische Online-Casinos und Sportwetten nicht erfasst sind.

Finanzieller Ruin durch unseriöse digitale Spielhallen?

Viele dieser Online-Casinos locken ihre Kunden mit werbewirksamen und dubiosen Gewinnversprechen. Indes fließt statistisch gesehen nur ein Bruchteil des eingezahlten Geldes als Gewinn zurück an den Spieler. Finanzielle Schieflagen bis hin zu Überschuldung sind die möglichen Folgen. Seit Kurzem besteht die Möglichkeit, das verlorene Geld zurückzuholen. Der Grund: Bis zum Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags am 1. Juli 2021 war Online-Glücksspiel in der Bundesrepublik Deutschland weitgehend illegal.

Glücksspielstaatsvertrag: Anbieter von digitalem Glücksspiel benötigen eine Lizenz

Die Gesetzesnovelle des Glücksspielstaatsvertrags besagt, dass Unternehmen, die hierzulande Glücksspiel und speziell Sportwetten im Netz anbieten, über eine deutsche Glücksspiellizenz verfügen müssen. Um diese zu erhalten, sind strenge Auflagen zu erfüllen. Beispielsweise sind die Betreiber dazu angehalten, ihre Kunden streng hinsichtlich des Auftretens von Spielsucht zu überwachen und wenn nötig zu sperren sowie Einzahlungslimits für bestimmte Spiele einzuführen.

Liegt eine solche Lizenz nicht vor, ist das Glücksspiel illegal. Bis zum 1. Juli 2021 war dies der Normalzustand. Einzig das Bundesland Schleswig-Holstein vergab einzelne Glücksspiellizenzen an ausgewählte Anbieter. Wer an einem gesetzlich nicht gestatteten Online-Glücksspiel teilnahm, hat gute Chancen, das verlorene Geld zurückzuerhalten. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Teilnahme im Wissen über die Illegalität des Glücksspiel erfolgte.

Selbst eine gültige Glücksspiellizenz aus einem anderen EU-Staat wie zum Beispiel Malta war und ist noch immer unzureichend. Daran ändern auch vermeintliche Gütesiegel wie „Made in Germany“ oder „lizenziert“ nichts, da diese nicht in Deutschland, sondern in anderen Ländern ausgestellt wurden.

Richterliche Urteile geben Pechvögeln Hoffnung

Mittlerweile ist die Rechtslage eindeutig: Bis zum Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags waren Online-Casinos in Deutschland abgesehen vom Bundesland Schleswig-Holstein verboten. Der Grund: Es war aufgrund fehlender gesetzlicher Grundlagen unmöglich, eine entsprechende Lizenz zu erhalten.

Dementsprechend rollt auf Unternehmen, die dennoch Glücksspiele im Netz anboten, eine riesige Klagewelle zu. Bereits etliche Spieler, die den juristischen Weg beschritten, haben ihre Verluste nebst Zinsen zurückerhalten.

Das Landgericht Meiningen verurteilte das Online-Casino „Lapalingo“ zur Rückzahlung von rund 10.000 EUR. In einem anderen Fall musste „Mr. Green“ nach Urteil des Landgerichts Traunstein einem Kunden eine Rückzahlung in Höhe von 25.000 EUR leisten. Darüber hinaus wurde dem Betreiber auferlegt, sämtliche dem Spieler entstanden Anwalts- und Gerichtskosten sowie Verzugszinsen zu erstatten.

„Verluste, die nach dem 01.07.2021 entstanden, können auch zurückgefordert werden. Voraussetzung hierfür ist, dass der Anbieter keine gültige deutsche Glücksspiellizenz aufweisen kann. “ Quelle Von Rueden

Bei welchen Online-Casinos gibt es Geld zurück?

Die Liste der digitalen Casinos, bei denen es möglich ist, den verlorenen Einsatz zurückzubekommen, ist zu lang, um sie hier aufzuführen. Festzuhalten bleibt, dass sämtliche Betreiber von Online-Casinos, die ihre Geschäfte bis zum 1.7.2021 in Deutschland (bis auf wenige Ausnahmen in Schleswig-Holstein) anboten, gesetzeswidrig handelten. Darunter befinden sich einige namhafte Anbieter:

  • 777 Casino
  • WilliamHill
  • Hyperino
  • Pokerstars
  • Lottoland

Ist auch die Rückforderung von Verlusten, die bei Online-Sportwetten entstanden, möglich?

Die Rechtslage bei Sportwetten im Netz ist momentan im Gegensatz zu der von Online-Casinos undurchsichtiger. Allerdings gibt es auch hier Hoffnung für Spieler, die Geld verloren haben. Das Oberlandesgericht Dresden verurteilte einen Anbieter von Online-Sportwetten zur Rückzahlung von insgesamt knapp 12.600 EUR. Dies umfasst sowohl die erlittenen Verluste als auch Zinsen.

Der Fall ist deswegen so interessant, weil es sich hierbei um das erste höchstrichterliche Urteil eines Oberlandesgerichts handelt. Dieses ist höherwertiger als die Entscheidung eines Landgerichts, da die Oberlandesgerichte die höchste Instanz der ordentlichen Gerichtsbarkeit eines Bundeslandes sind.

Es ist zu vermuten, dass das Urteil eine Signalwirkung entfaltet und richtungsweisend für die Entscheidung in ähnlich gelagerten juristischen Auseinandersetzungen ist.

Ab dem Jahr 2012 konnten Anbieter sich um Lizenzen für Sportwetten in Deutschland bewerben. Jedoch wurde die Vergabe aus Transparenzgründen gestoppt, sodass keine Lizenzen erteilt wurden. In der Folge ergab sich die Problematik, dass die Anbieter über keine Lizenz verfügten, sie jedoch auch nicht beantragen konnten. Seitdem setzten sich Gerichte bis zur wegweisenden Entscheidung des Oberlandesgerichts Dresden mit der Frage auseinander, ob Online-Sportwetten illegal sind, wenn kein staatliches Lizenzvergabeverfahren besteht.

Zumindest die Verluste der letzten drei Jahre können geltend gemacht werden

Derzeit ist noch umstritten, wie lange rückwirkend Verluste für Sportwetten geltend gemacht werden können. Die Spanne reicht von den letzten 3-10 Jahren. Ob die Rückforderung berechtigt ist, entscheiden am Ende die jeweils zuständigen Gerichte. Die Chancen, als Sieger aus der Rechtsstreitigkeit hervorzugehen, sind für Spieler indes besser denn je.