IHK: Stimmung im Oldenburger Land kühlt sich weiter ab

IHK:  Kein Abschwung, aber weniger Wachstum – Bürokratie hemmt Unternehmen immer stärker

Oldenburg 21.01.2019 . Die Stimmung in den Unternehmen im Oldenburger Land hat sich zum Jahresende weiter abgekühlt. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK) unter rund 450 Unternehmen. Der Konjunkturklimaindex, das Stimmungsbarometer der regionalen Wirtschaft, fällt um 2,6 Zähler auf 115,1 Punkte und liegt damit erstmals seit zwei Jahren unterhalb des Fünf-Jahres-Durchschnitts von 117,0 Punkten.

„Es sind insbesondere die Aussichten auf 2019, die vielen Unternehmen Sorgen bereiten“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Hildebrandt das Ergebnis der Umfrage. Zu nennen seien der Austritt Großbritanniens aus der EU und der Handelskonflikt zwischen den USA und China, zwei Faktoren, die vor allem der hiesigen Industrie zu schaffen machen.

Seit zwei Quartalen sinken in der Industrie die Auftragseingänge aus dem Ausland. Auch der Großhandel spürt diese nachlassende Nachfrage und hat daher seine Umsatzprognose gesenkt. Im Einzelhandel werden als Gründe für eine eher ungünstigere Entwicklung die nach wie vor steigende Konkurrenz durch den Onlinehandel sowie die allgemein zurückhaltende Einschätzung der zukünftigen Wirtschaftslage genannt, die sich negativ auf die Konsumlaune der Verbraucher auswirken könnte.

„Die Konjunkturrisiken haben deutlich zugenommen“, so Hildebrandt. Neben dem branchenübergreifenden Fachkräftemangel kommen nun branchenspezifische hinzu: Im Vergleich zum Vorquartal befürchten mehr Großhändler sowie Transport- und Logistikunternehmen ein Sinken der Inlandsnachfrage. Für die Industrieunternehmen sind steigende Arbeitskosten und der Rohstoffbezug ein zunehmendes Risiko.

„Umso ärgerlicher ist es, dass hausgemachte Probleme die Situation verschärfen“, sagt der IHK-Hauptgeschäftsführer.

In ungewohnt hohem Maße beklagen sich die Unternehmen über die steigende Bürokratiebelastung wie Datenschutzgrundverordnung, Verpackungsgesetz, Arbeitsschutzvorschriften und Dokumentationspflichten, die einen hohen Zeit- und Kostenaufwand bedeuten. „Die Betriebe müssen endlich entlastet werden“, so Hildebrandt. Die Vorschläge der IHK-Organisation lägen hierzu auf dem Tisch.

„Trotz all dieser Risiken – ein unmittelbarer Konjunktureinbruch steht uns nicht bevor“, fasst Hildebrandt zusammen. Es gebe keinen Anlass zu überzogenen Sorgen. Die Konjunktur schalte lediglich einen Gang zurück. Die Binnenkräfte sind nach wie vor stark. So plant jedes dritte Unternehmen, die Investitionen zu erhöhen, jedes zweite behält das Investitionsvolumen bei. Die Beschäftigtenzahl dürfte weiter steigen.

Die derzeitige aktuelle Lage wird von über 90 Prozent der Befragten als gut oder befriedigend bewertet. Nur knapp acht Prozent der Befragten sind unzufrieden. Im Bau- sowie im Dienstleistungsgewerbe läuft es rund. Industrie sowie Transport- und Logistikgewerbe bewerten trotz nachlassender Stimmung ihre Lage überwiegend als zufrieden stellend. Im Einzel- sowie im Großhandel wird die derzeitige Lage sogar besser bewertet als im Vorquartal.

Die Branchen im Einzelnen:

Die Industrie verzeichnet zum zweiten Mal nacheinander einen Rückgang der Auftragseingänge, der im Wesentlichen auf das Ausland zurückzuführen ist. Der Auftragsbestand sinkt, wird aber noch von jedem zweiten Befragten als saisonüblich bewertet.

Das Baugewerbe hat nach wie vor händeringend zu tun. Auch wenn die Auftragseingänge im vierten Quartal 2018 leicht gefallen sind, berichtet jedes zweite Unternehmen von einer Auftragsreichweite von über vier Monaten, knapp 30 Prozent von zwei bis drei Monaten.

Die Stimmung im Einzelhandel hat sich im Vergleich zum Vorquartal verbessert. Das Weihnachtsgeschäft ist für den überwiegenden Teil der Händler – trotz eines eher verhaltenen Starts – noch gut verlaufen. Die Umsätze von Bekleidungs- und Schuhhändlern litten allerdings unter dem wenig winterlichen Wetter.

Mehr als 40 Prozent der befragten Großhändler aus der Region berichten von guten Geschäften. Damit ist der Anteil der positiven Stimmen um mehr als zehn Prozentpunkte gestiegen. Sorgen bereiten den Unternehmen der Brexit und die wachsende Unruhe auf den internationalen Märkten.

Die Geschäftslage im Transport- und Logistikgewerbe ist im vierten Quartal 2018 schwächer verlaufen als in den Quartalen zuvor, ist aber nach wie vor positiv. Zum Dauerproblem ist der Mangel an Fahrpersonal geworden, der nach Aussagen von Unternehmen dazu führt, dass Fahrzeuge still stehen und Aufträge nicht angenommen werden können.

Die überwiegende Zahl der Dienstleistungsunternehmen berichtet von guten Geschäften. Besonders positiv ist die Stimmung bei den PR- und Unternehmensberatungen sowie den Architektur- und Ingenieurbüros. Bürokratische Hemmnisse durch geplante gesetzliche Reglementierungen, etwa in der Immobilienbranche, trüben die zukünftigen Geschäftserwartungen.

Details unter www.ihk-oldenburg.de/konjunkturumfrage

Quelle: Pressemeldung der IHK Oldenburg