IHK: Wirtschaftlicher Tiefpunkt dürfte durchschritten sein

IHK: Wirtschaftlicher Tiefpunkt dürfte durchschritten sein

IHK: Wirtschaftlicher Tiefpunkt dürfte durchschritten sein

Aufholprozess wird aber noch lange dauern

Extra- Tourismusumfrage: Gast- und Reisegewerbe tief ins Mark getroffen
Oldenburg. Die Oldenburgische Wirtschaft arbeitet sich allmählich aus dem Corona-Tal heraus. Fast jedes vierte Unternehmen berichtet über ein gut verlaufenes zweites Quartal, 44 Prozent bewerten es zumindest als „befriedigend“. Vor allem Baugewerbe, Dienstleistungen und der Binnengroßhandel zeigen sich zufrieden, die Lage in den Branchen Verkehrsgewerbe, Industrie und Einzelhandel bleibt angespannt.

Der IHK-Konjunkturklimaindex, das Stimmungsbarometer der regionalen Wirtschaft, steigt kräftig um fast 25 Punkte auf 79,7 Punkte (Vorquartal 55,3 Punkte). Der Anstieg signalisiert aber noch keinen nachhaltigen Aufschwung. Das ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage der Oldenburgische Industrie- und Handelskammer (IHK) unter 420 Unternehmen. Das Gast- und Reisegewerbe wurde in einer gesonderten Saisonumfrage befragt.

„Die Lockerungen der Beschränkungen haben der Wirtschaft im Oldenburger Land wieder Leben eingehaucht“, sagt Dr. Thomas Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer der IHK. Die Erholung spreche dafür, dass der wirtschaftliche Tiefpunkt durchschritten sei. „Zumindest, wenn sich der Pandemieverlauf nicht wieder verschlechtert“, so Hildebrandt.

Die Auswirkungen von COVID-19 sind dennoch deutlich bei den Unternehmen zu spüren: Rund 60 Prozent von ihnen geben Umsatzrückgänge von bis zu 50 Prozent an, knapp fünf Prozent von über 50 Prozent. Immerhin: bei jedem fünften Betrieb hatte das Virus keine Auswirkung auf den Umsatz.

 

Auswertung nach Branchen

In der Industrie bleibt die Lage schwierig. Der Ordereingang ist weiterhin rückläufig, die Lieferketten sind in vielen Bereichen noch nicht wieder komplett hergestellt. Daher läuft die Produktion in vielen Unternehmen mit angezogener Handbremse. Allein im Lockdown-Monat April 2020 sank der Industrieumsatz im Vergleich zum April 2019 um über elf Prozent. Insbesondere bei den Automobilzulieferern und Maschinenbauern gab es deutliche Verluste.

Das Baugewerbe hat dank der langen Fertigungszeit der Bauaufträge noch gut zu tun. Dies dürfte im Wohnungsbau und im öffentlichen Bau auch noch für die nächsten Monate gelten. Allerdings nehmen im Wirtschaftsbau, der von den Investitionen der Unternehmen abhängig ist, die Sorgen zu. Hier sank der Umsatz im April 2020 gegenüber dem Vorjahresmonat um über acht Prozent.

Auch die Einzelhändler sind nach Öffnung ihrer Geschäfte nicht mehr so skeptisch wie im Vorquartal, von einem Normalbetrieb sind sie aber noch weit entfernt. Die Kaufzurückhaltung der Konsumenten ist noch deutlich zu spüren. Die Branche hat in großen Teilen die Krisenzeit dafür genutzt, sich in Sachen Onlinemarketing und -verkauf besser aufzustellen. Als großes Risiko wird ein eventueller zweiter „Shutdown“ des Einzelhandels gesehen.

Die regionalen Großhandelsunternehmen können den Einbruch der Geschäftslage vom ersten Quartal zum Teil überwinden. Dies gilt insbesondere für den Binnengroßhandel. Hier ist der Saldo aus positiven und negativen Antworten wieder leicht positiv. Schwieriger bleibt die Lage beim Im- und Exporthandel.

Noch keine Entspannung in Sicht im Verkehrsgewerbe. Sowohl im Güterkraftverkehr als auch im Straßenpersonenverkehr wird die aktuelle Geschäftslage negativ bewertet. Die Corona-Pandemie hat besonders im Bereich der Bustouristik und bei Taxi- und Mietwagenunternehmen zu erheblichen Umsatzeinbußen geführt.

Nachdem die Dienstleistungsunternehmen zum Beginn der Corona-Krise schon verhältnismäßig stabile Geschäfte gemeldet haben, konsolidiert sich die Lage aktuell weiter. Die Anzahl der zufriedenen Stimmen überwiegt. Besonders positiv sind die Rückmeldungen beim Grundstücks- und Wohnungswesen sowie bei der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung.

 

Tourismus: Gast- und Reisegewerbe kämpfen weiter

COVID-19 hat das Gast- und Reisegewerbe im Oldenburger Land, das in einer gesonderten Umfrage befragt wurde, tief ins Mark getroffen. Die Lockerungen beleben zwar das Geschäft, doch die Effekte sind regional und nach Betriebsform sehr unterschiedlich. Der IHK-Klimaindex für das Gastgewerbe sinkt auf 65,8 Punkte (von 135,5 Punkten), im Reisegewerbe auf 61 Punkte (von 97 Punkten).

Knapp 54 Prozent der Befragten im Gastgewerbe und 64 Prozent der Befragten im Reisegewerbe rechnen mit einem Umsatzrückgang von über 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mindestens die Hälfte der Betriebe werden nach eigener Einschätzung weitere finanzielle Hilfen benötigen.

Mit Blick auf die zukünftige Geschäftslage zeigen sich allein Campingplätze und Ferienunterkünfte überdurchschnittlich positiv, gastronomische Betriebe, insbesondere Caterer und Schankwirtschaften, blicken weniger zuversichtlich nach vorn.

 

Ausblick

„Auch wenn die Erwartungen über die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung nicht mehr so skeptisch sind wie zu Beginn der Corona-Krise, bleiben sie deutlich im negativen Bereich“, beschreibt der IHK-Hauptgeschäftsführer den Ausblick auf die nächsten Monate. Der Saldo aus günstiger und ungünstiger Entwicklung beträgt -29 Punkte (Vorquartal -64 Punkte). Grund für den hohen negativen Wert ist die unsichere Nachfrageentwicklung. Für drei Viertel der Befragten ist die Inlandsnachfrage, für rund ein Drittel die Auslandsnachfrage immer noch nicht stabil genug.

Damit zeichnet sich ein langer Aufholprozess ab: Jeder dritte Befragte rechnet erst im Verlauf des Jahres 2021 mit einem Normalbetrieb, 27 Prozent können immer noch keine Einschätzung abgeben. Jeder fünfte Betrieb arbeitet immerhin wieder auf Vorkrisenniveau.

„So sehr die Maßnahmen des Konjunkturpaketes den Unternehmen in der Krise helfen, für einen Aufschwung muss die Wirtschaft aber als Ganzes, auch international, wieder auf Touren kommen“, so Hildebrandt. Erst dann könne wieder nachhaltig Wachstum erzielt werden.

Die Politik kann diesen Prozess weiter unterstützen, indem sie Steueranreize setzt und Bürokratie abbaut. „Es müssen keine großen Schritte sein, wichtig ist in dieser Phase auch das psychologische Signal“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Weitere Details, u.a. zu den Umsatzrückgängen nach Branchen, unter www.ihk-oldenburg.de/konjunkturumfrage. Details zu den Ergebnissen der Tourismusumfrage unter www.ihk-oldenburg/saisonumfrage. Beratungsangebote der IHK und Tipps zu öffentlichen Finanzierungshilfen gibt es unter www.ihk-oldenburg.de/corona.

Quelle: Pressemeldung